Juli 2022 Kirgisistan - Kasachstan
Freitag den 01.07.2022
Wir freuen uns beide heute Morgen wieder aufs Radeln. Die drei Ruhetage in Osch haben uns gut getan, aber in der Stadt ist es einfach unerträglich heiß.
Wir verlassen Osch am frühen Morgen
Vorrangig wird hier Getreide angebaut. Aber auch Gemüse und Kartoffeln sehen wir. Viele Getreidefelder sind oder werden gerade abgeerntet. Es ist ein leichtes Wellenreiten heute Morgen bei angenehmer Temperatur.
Unser Ziel Ort ist die Capital-City von Kirgistan Bishkek.
Bis wir da ankommen müssen wir aber noch einige Kilometer pedalen und beträchtliche Höhenmeter klettern. Natürlich halten wir immer wieder an, um Fotos zu schießen und zu trinken.
Walter bei bester Laune, wie immer, wenn er auf einem Velo sitzt.
Alleine die Landschaft verbreitet schon ein Hochgefühl. Diese Hügelketten wie man sie hier sieht sind einfach unbeschreiblich schön. Aber seht selber.
Saftiges grün und sanfte Hügel
Für unsere Pause finden wir eine Bank im Schatten an einem Autowaschsalon. Wir fragen den Besitzer ob wir hier Pause machen dürfen und er nickt freundlich und sagt „da“. Es sollte auch nicht sein Schaden sein. Nachdem wir unser Frühstück ausgebreitet haben, kommt ein Fahrzeug nach dem anderen zum Waschen. Die Leute sind halt neugierig und zwei Reiseradler, noch dazu in unserem Alter, sieht man hier wohl selten. Wir werden auch ständig gefragt wie alt wir sind. Heute bekommen wir von einer Familie Aprikosen und zwei frischgebackene Teigtaschen mit Hackfleischfüllung geschenkt.
Blick von unseren Pausenplatz bei Özgön
Frisch gestärkt geht es weiter. Immer mal wieder hoch und wieder runter. Nach einem schönen See kommt ein sehr langer und heftiger Anstieg und das genau in der Mittagshitze. Zum Glück haben wir unsere Kappen gut nass gemacht.
12 % Steigung hoch auf 1124m
Danach geht es erstmal runter um dann, weil es so schön war, nochmal anzusteigen. Wir konnten aber zwischendurch an einem Shop unsere Flaschen wieder auffüllen. Endlich kommt unser heutiges Ziel in Sicht und wir haben eine lange Abfahrt vor uns.
Erster Blick auf unseren heutigen Zielort Jala-Abad
Walter hat im Garmin ein Hotel gefunden und leitet uns sicher zum „Molmol-Hotel“. Für uns perfekt. Räder sind im Erdgeschoß sicher abgestellt und das Zimmer ist auch ebenerdig. Nebenan ein riesiger Supermarkt und an der nächsten Ecke ein sehr gutes Restaurant. Was will man noch mehr?
Tagesdaten: 100 km / 6:25 Stunden in Fahrt / 712m Anstieg und 914m Abstieg
Samstag den 02.7.2022 von Jala-Alabad – Shamaldy-Say
Auch heute Morgen sind wir wieder um kurz nach sechs Uhr auf der Straße. Der Himmel ist voll von schön Wetterwölkchen, welche die Sonne aber im Laufe des frühen Vormittags verputzt. Nach 7 Km Kurbeln haben wir die Stadt hinter uns gelassen und direkt hinter dem Kreisverkehr beginnt die erste Steigung des Tages.
Mit einem ruhigen Tritt schaffst du fast alle Steigungen. Das ist wie beim Joggen man darf nicht außer Puste kommen.
Die Straße, unser zu Hause.
Meist fünf bis acht Stunden verbringen wir am Tag auf der Straße. Manchmal ist sie wie ein fliegender Teppich und fast mühelos schweben wir über den Asphalt. Dann wiederum, rüttelt uns die Straße so durch, dass dir die Plomben aus den Zähnen fallen, wenn man noch welche hat. Heute hatten wir auch große Baustellen auf der Route, was das Fahren manchmal zur Tortur werden lässt.
Still ruht der See. Dann kommen so schöne Ausblicke, die Fotos können nur bedingt das wiedergeben was man Life sieht.
Gabis neuer Radanhänger
Da Gabi immer Durst hat, habe ich darüber nachgedacht, ihr so einen Anhänger zu kaufen. Wir haben das Gebräu probiert und es schmeckte wie Malzbier und uns gut. Jeder mit vier Becher Malzbier im Bauch radeln wir ein ganzes Stück an der Kirgisisch - Usbekischen Grenze entlang. Zwei Stacheldrahtzäune von jeder Seite der Grenze und in der Mitte liegt sie „die Grenze“. Warum man die Grenze so bewacht, ist mir schleierhaft. Wer klaut schon sowas, oder möchtest Du sowas im Garten liegen haben.
Das Relikt aus Sowjetzeiten sehen wir, als wir durch den Ort Shamaldy-Say rollen. Die nächste Straße rechts und wir stehen vor unserer Bleibe für heute. Das war ein Glücksgriff, großes Zimmer mit AC, eigenem Bad und WC.
Unser gutes Hotel für heute. Gleicher Preis wie gestern 1500,-Som = 17,85 €, aber zwei Klassen besser. Das für zwei Personen, da braucht man gar nicht über zelten nachzudenken.
Morgen geht’s in die Berge, auch wenn viele das nicht verstehen, wir freuen uns darauf.
Tagesdaten: 103 Km / 6:10 Std in Fahrt / 529 m Anstieg und 783m Abstieg
Sonntag den 03.07.2022 von Shamaldy-say – Karaköl
Walter übernimmt heute die erste Stunde als „Zugvogel“. Wir wechseln uns stündlich ab, damit jeder mal vorne fährt. Heute hätten wir eigentlich eine Kamera auf dem Kopf haben müssen, so viele Motive gab es zum Fotografieren. Aber mit dem Foto hält man nur einen Ausschnitt fest. Wir sehen das ganze Panorama und sind einfach begeistert.
Sonnenblumen stehen hier in voller Pracht
Am Straßenrand schlafen noch viele Standbesitzer neben ihren Waren, die sie zum Verkauf anbieten. Sehr oft sieht man Berge von Melonen.
Ein Kalenderbild
Hier kommt Walter angeradelt. Er hat sicher wieder mal ein schönes Foto geschossen.
Walter in Aktion
Der Morgen vergeht wie im Flug, weil es so viel Schönes zu sehen gibt. Die Straße ist auch gut zu fahren und der Verkehr hält sich in Grenzen. Bei unserer Teepause finden wir an einem Verkaufsshop einen schönen schattigen Platz. Die Besitzerin bittet uns Platz zu nehmen und verkauft uns gerne hartgekochte Eier, Wasser und Brot. Weiter geht es frisch gestärkt und mit vollen Wasserflaschen. Walter sagt, so viel Durst wie in den letzten Tagen, kennt er normalerweise nicht, außer alle vier Wochen Freitagsabends beim Kegeln. Aber bei 40 Grad und Anstrengung fließt der Schweiß in Strömen. Walter hat bei der Teepause sein T-Shirt ausgewrungen. Wir wechseln in der Pause immer T-Shirt gegen Langarmshirt, wegen der Sonne.
Hier mal wieder ein tolles Motiv. Die Farbe des Wassers ist wirklich so türkisfarbend.
Reiseradlertipp:
Auf dieser Route erwarten euch vier Tunnel. Erster Tunnel, 260 m lang bei 19.3 km. Zweiter Tunnel 694 m lang bei 48,8 km.Tunnel drei 356m lang bei 66,3 km. Tunnel vier, 313 m lang bei 67,4 km.
Wir ziehen uns, zur Sicherheit, natürlich Warnwesten und Kopflampen an. Die Tunnel lassen sich alle gut fahren, weil sie zum Teil beleuchtet sind, sehr hoch und darum gut belüftet sind und weil sie sehr kurz sind. Ich hatte diesmal wirklich keine Angst.
Stausee, schroffe Felsen mit türkisfarbenem Wasser
So nach und nach näher wir uns unserem heutigen Ziel. Wir legen in einem Vorort nochmal eine kurze Trinkpause ein und denken, die 5 km rutschen wir jetzt auf einer Backe ab. Aber ersten kommt es anders als man……... Es gibt nochmal 140 Höhenmeter mit streckenweise 12% zu überwinden. Das geht nach so einem Tag und bei den Temperaturen nochmal richtig in die Beine. Aber irgendwie schaffen wir das auch noch und sind glücklich, dass wir für die nächsten zwei Tage ein schönes Hotelzimmer finden. Unsere Radlerkleidung geben wir nach der Dusche zum Waschen ab. Die hat es nach den letzten drei Tagen bitter nötig.
Unsere Bleibe für die nächsten beiden Nächte
Tagesdaten: 89 Km / 8 Std Zeit in Fahrt / 1275 m Anstieg und 852m Abstieg
Montag den 04.07. 2022 Ruhetag in Karaköl
Hotel Salam
Für unsere Verhältnisse schlafen wir lange und Frühstücken gemütlich. Um etwas mehr vom Ort Karaköl und seiner Umgebung zu sehen, schwingen wir uns auf die Räder. Wie wir schon oft in Kirgistan gesehen haben, steht Lenin auf einem Sockel und schaut auf uns herab. Auch ein Ehrenmal für die gefallenen Soldaten darf in keiner Stadt fehlen, so wie bei uns in Europa auch. Ich finde gefallen klingt so harmlos, erschossen oder von Granaten zerfetzten Leiber, wäre wohl näher an der Realität.
Wie erquickend ist da doch der Anblick eines stillen Bergsees
Das Freibad ist ein wenig in die Jahre gekommen.
Auf dem Rückweg kaufen wir unter Anderem frisches Gemüse ein, denn Gabi will uns ein Reisgericht kochen. Ich kann es ja jetzt schon verraten, es war echt lecker.
Morgen wird wieder geradelt. Der Toktokul- Stausee ist Morgen unser Ziel.
Dienstag den 5.07.2022
Der Himmel ist stark bewölkt, als wir uns heute Morgen um 6Uhr 40 auf die Räder schwingen. 25 Grad zeigt das Thermometer und der leichte Rückenwind verleiht uns Flügel.
Start des heutigen Kurztrips
Sehr schöne und kunstvoll gearbeitete Grabstätten auf einem alten Friedhof
Durch satt grüne Landschaften radeln wir, dann kommt der Anstieg. Schön gleichmäßig mit 8-10% steigt die Straße an. Da kommen uns auf dem Weg zur Passhöhe drei russische Kastenbrote, so werden die UAZ 452 im Volksmund genannt, besetzt mit jungen Leuten die uns laut grölend im Vorbeifahren grüßen. Als wir oben auf 1416m Höhe angekommen sind, ist das zweite Frühstück fällig. Nach der Pause, wir haben das durchgeschwitzte T-Shirt gegen ein langärmeliges getauscht und eine Weste übergezogen, rollen wir zu Tal bis er vor uns liegt, der Toktogulsee
Die Toktogul-Talsperre ist die größte Talsperre in Kirgisistan. Sie wurde 1975 am mittleren Naryn, einem Nebenfluss des Syrdarja, erbaut und ist nach Toktogul Satylganov (1864–1933) einem Dichter Sänger und Volksheld benannt.
Der alte Mann und der See
Bei Tante Google hatte ich uns das „Kok-Bel Hotel“ als heutiges Ziel ausgesucht und schon bald stehen wir davor
Es ist 10Uhr 45 und so kommt es das wir zwei Stunden später, einen gegrillten Fisch auf dem Teller liegen haben. Dazu wird gereicht: Tee, Fritten, Salat, Brot, Honigmelone und ein kühles Bier. Der Himmel ist immer noch trübe aber geregnet hat es noch nicht. Morgen wollen wir die Stadt Toktogul erreichen.
Tagesdaten: 41 Km / 3:10 Std. in Fahrt / 462m Anstieg und 595m Abstieg / Aktuelle Höhe 926 m über dem Meeresspiegel
Mittwoch den 06.07.2022
Wir sind dem Wettergott dankbar, dass er uns heute Morgen so eine klare Sicht und blauen Himmel beschert hat. So beginnen wir den neuen Radtag bei 20 Grad und mit bester Laune.
Wer ganz nach oben will, braucht beim Radeln einen starken Willen.
Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, nach jeder Kurve tun sich neue Ausblicke vor uns auf.
Bei so einer Landschaft läuft einem das Herz über vor Glücksgefühlen
Immer wieder nötigen die schönen Motive zu einem Fotostopp. Man versucht diese Eindrücke im Bild festzuhalten, doch das funktioniert nur bedingt.
Schon eine Weile haben wir nach einem geeignetem Pausenplatz Ausschau gehalten, da sehen wir nach exakt drei Stunden im Sattel und Hunger bis unter beiden Armen, den Parkplatz mit der schattenspendenden Baumgruppe.
Nach einer dreiviertel Stunde Rast, gerade haben wir alles zusammengepackt, da kommen Heidi und Peter, welche wir gestern kennengelernt haben. Sie sind mit einem Leihwagen und Zelt unterwegs um das wunderschöne Kirgisistan zum zweiten Mal zu durchreisen. Gestern wurde unser Gespräch durch einen beginnenden Regen unterbrochen. Dafür quatschen wir uns heute an unserem Pausenplatz fest. Wir verbleiben dabei, dass wir uns auf jeden Fall melden wollen, wenn der nächste Besuch bei meinem Sohn Hendrik und seiner Freundin Lisa ansteht. Die beiden wohnen ja im Lechtal, das ist ganz in der Nähe. Peter füllt noch unsere Wasserflaschen und dann müssen wir uns leider verabschieden. Der Gesprächsstoff hätte noch Stunden gefüllt.
Heidi und Peter sind nicht aus der Schweiz, sondern wohnen am Starnberger-See in Bayern.
Die Landschaft bleibt weiterhin grandios. Jeder Schweißtropfen wird mit Ausblicken belohnt. Nach einigen weiteren Kletterpartien kommt unser Tagesziel in Sicht und wir sind ganz schön stolz über unsere erradelten Höhenmeter.
Um 13Uhr 15 stehen wir im Ort Togtogul vor dem Hotel Akbermet, das Erste auf der linken Seite welches mein Navi mir vorgeschlagen hat.
Die Rückseite des Hotels mit Restaurant, welches von der Straßenseite nicht gerade einladend aussieht.
Gabis Koch Show
Da Morgen und Übermorgen klettern angesagt ist, machen wir eine Nudel Party. Gabi muss schon Ihr ganzes Können aufbieten, um mit den wenigen Zutaten die ich ergattern konnte, ein schmackhaftes Essen auf unseren ein Flammenherd zu zubereiten. Das heutige Wellenreiten hat viel Kraft gekostet und wir hoffen nun das ein gleichmäßiges Hochkurbeln uns leichter fällt.
Tagesdaten: 69 Km / 5: 20 Std. in Fahrt / 889m Anstieg und 827m Abstieg bewältigt.
Donnerstag den 07.07.2022 Heute vor 50 Jahren habe ich im Schwalmtal-Dom meiner große Liebe Hanni das „Ja- Wort“ gegeben.
Als wir heute Morgen unser Hotel verlassen, ist es stark bewölkt und tröpfelt so vor sich hin. Zur Stadt hinaus radeln wir noch leicht bergab, aber dann so nach und nach steigt die Straße an aber immer noch so, dass es gut zu fahren ist.
Nur noch 267 Km bis Bishkek. Hört sich erstmal nach nicht viel an aber da liegen noch zwei Dreitausender Pässe dazwischen.
Sehr angenehm empfinden wir, dass zwischen den Steigungen von 6% bis 12% immer wieder flache Passagen kommen, wo es nur wenig Anstieg gibt und unsere Muskeln sich erholen können. Für mich ist es der erste 3000er-Pass in meinem Radlerleben. Wir finden für unsere Teepause ein verlassenes Haus, wo wir im Trockenen unseren Tee trinken können. Weiter geht es anschließend mit der Sonne im Rücken die sich heute auch mal blicken lässt.
Eine Tunnelbaustelle
Diese Baustelle wird in Zusammenarbeit mit den Japanern geleitet. Die Arbeiter winken uns freundlich zu. Weiter geht es mit niedriger Trittfrequenz im Gleichklang. Bisher musste ich mein Rad noch nicht schieben. Ich habe mir viel von Walter abgeschaut. Da es heute viel kühler ist, brauchen wir auch kaum Trinkpausen.
Ein Jurten-Camp
Es geht weiter Kurve für Kurve hoch. Wir kommen sehr gut voran.
Der von den Bienen gesammelter Nektar wird hier an der Straße von Menschen als Honig verkauft.
Den Touristischen Complex Chychkan erreichen wir um 11Uhr45, bei aktueller Höhe 1916m, den wir bei Tante Google als heutiges Ziel ausgesucht hatten. Da es noch früh ist, überlegen wir ob wir noch ein Stück weiterfahren sollen und entscheiden, dass wir uns das Hotel erstmal anschauen. Es gefällt uns ausgesprochen gut und wir buchen für eine Nacht.
Wir haben gerade die Räder abgepackt, das Gepäck auf dem Zimmer und einen Kaffee aufgeschüttet, da bricht draußen der Gewitterregen los.
Unser Abendessen haben wir für 18 Uhr bestellt. Zum Restaurant gehen wir um den Tagesbericht zu schreiben, doch dann kommt uns Serge dazwischen, der sich gerne mit uns auf Englisch unterhalten möchte. Er ist mit seinen Freunden da und sie haben schon einige Gläser vom selbst gemachten Wodka getrunken, der schmeck wirklich gut, das kann ich bestätigen. Nach einer Stunde small talk kommt sein Bruder und nimmt ihn mit zurück an Ihren Tisch. Jetzt ist auch schon Abendessenzeit und das Essen ist schmackhaft und gut und nach all dem Bier können wir Morgen beim Anstieg gut schwitzen.
Tagesdaten: 42 Km / 4:45 Std / 1013m Anstieg und 118m Abstieg
Freitag den 08.07. 2022 Heute habe ich Hochzeitstag. Vor 45 Jahren haben Christoph und ich im Standesamt Viersen geheiratet.
Um 6:05 Uhr sind wir abfahrbereit. Weil wir schon auf 1900 m sind und es recht kühl ist, haben wir uns dementsprechend gekleidet. Nach einigen Minuten haben wir unseren Rhythmus gefunden und kommen sehr gut voran. Die Landschaft ist aber auch atemberaubend. Zum Glück haben wir heute wieder Bilderbuchwetter.
Um sieben Uhr hat es auch die Sonne über die Bergrücken geschafft und schickt uns ihre wärmenden Strahlen ins Tal.
Weil es heute Morgen nur 10 Grad warm ist, brauchen wir auch kaum Trinkpausen. Aber zum Fotografieren halten wir natürlich trotzdem an. Hier gibt es viele Hochtäler in denen das Vieh im Sommer viel zum Fressen findet. Für uns ist es sehr kurzweilig, weil wir viel zu beobachten haben. Der Pass lässt sich sehr gut fahren. Immer wieder kommen kurze Passagen die flacher sind und die Muskeln sich entspannen können. Für die Pause suchen wir diesmal nicht den Schatten sondern die Sonne.
Pause auf 2612m
Wir ziehen uns warme Jacken an, weil der Wind pfeift. Und weiter geht es und uns wird wieder sehr schnell warm.
Kurve um Kurve
So nach und nach machen wir häufiger eine kurze Pause um uns zu erholen. Bis 3000 Höhenmeter schaffe ich zu kurbeln ohne einmal schieben zu müssen. Dabei findet sich auch immer noch ein schönes Motiv. Aber seht selber.
Die Weite und das sanfte Grün
Die letzten 175 m bis zur Passhöhe muss ich immer mal wieder mein Rad schieben, weil mir die Kraft in den Beinen fehlt. Aber dann ist es geschafft. Wir sind beide sehr glücklich. Für mich ist es der erste Dreitausender-Pass in meinem Radlerleben.
Wir brauchen ein neues Passfoto
Hier oben werden wir von einigen Fernfahrern freundlich begrüßt.
Alabel Pass 3175 m
Wir ziehen uns warm an und starten die Abfahrt.
Hochebene und ganz weit da vorne kommt ein Reiseradler
Wir trauen unseren Augen kaum, als wir den Reiseradler auf uns zukommen sehen.
Wir sind ca. 5 km unterhalb der Passhöhe und erzählen mit Frank, der auch aus Deutschland kommt. Erfahrungen und Adressen werden ausgetauscht und dann geht es weiter.
Frank aus Thüringen
Nationalheld der Kirgisen
Wir finden eine Gaststätte um unseren Hunger zu stillen. So nach und nach können wir wärmende Kleidung wieder ausziehen. Walter hatte schon im Vorhinein recherchiert was es für Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Die Suus Lodge bei 83 Tageskilometer kommt genau recht.
Die Suus-Lodge
Tagesdaten: 83 Km / 8:30 Std. in Fahrt / 1352m Anstieg und 1010m Abstieg
Samstag den 09.07.2022
Die Suus- Lodge hat sich doch noch als ganz passabel rausgestellt. Ich hatte ursprünglich eine Übernachtung im Turan-Jurten-Camp kurz vor dem Abzweig nach Apal vorgesehen, wo ich einen Ruhetag eingeplant hatte. Gabi hatte sich aber schon früh die Lodge festgelegt. Der Ruhetag fällt somit auch unter den Tisch, was sich noch rächen wird. So wie in den letzten Tagen sind wir um kurz nach sechs Uhr auf der Straße und es geht die ersten Kilometer noch runter. Dann steigt die Osh- Bischkek-Highway stetig an.
Den Abzweig nach Apal nutzen wir nicht, denn wir wollen ja hoch zum Föö-Ashuu-Pass.
Jurten und ein Blick zurück
Der fehlende Ruhetag und die gestrige Anstrengung machen sich so nach und nach bemerkbar. So versuchen wir einen LKW zu stoppen der uns durch den Tunnel bringt, welcher für Fahrradfahrer verboten und auch lebensgefährlich ist. Bei Höhe 2700m stoppt ein Fahrzeug und bringt uns hoch bis auf 3110m. Die Tunneldurchfahrt ist der blanke Horror, eng unbelüftet und die erste Hälfte ist unbeleuchtet. Zwei LKW passen da nicht neben einander durch. Der Straßenbelag ähnelt eher einer holprigen Piste als einer Hauptverkehrsstraße. Wir sind froh als das Tunnelende erreicht ist und wir die Fahrt wieder auf unseren Rädern fortsetzen können, natürlich nicht ohne uns ganz herzlich für den Lift beim Trucker Fahrer bedankt zu haben.
Hurra wir sind durch diesen schrecklichen Tunnel
Eine tierisch steile Abfahrt steht uns bevor
Einfach unbeschreiblich diese grandiose Landschaft. Ich bin so begeistert, was man auch als Ehrfurcht vor ihrer Schönheit und Wildheit, bezeichnen könnte.
Der böige und kalte Gegenwind der für das Abfahren ein Problem darstellt verhindert auch eine ganze Weile unsere Teepause, bis wir um 11:30 eine geschützte Stelle gefunden haben. Anschließend geht es weiter immer den, erst Rinnsal dann Bach und im Tal den Kara-Balta River entlang bis zum Ort Sosnovka wo es ein Hostel geben soll.
Ende Gelände. Das Flachland kommt in Sicht
Um 13:43 rollen wir durch den Ort und Gabi entdeckt auf der rechten Seite das Diamon Hostel
Griff ins Kloo
Erst hält man uns hin, dann, nach einem Blick ins Zimmer nehmen wir reiß aus und radeln noch mal los bis zur Stadt Kara-Balta.
Im zweiten Anlauf werden wir dort fündig. Das Hotel 4* ist genau richtig für eine Nacht. Den Abend lassen wir im Restaurant um die Ecke ausklingen. Danach schreibe ich diesen Report.
Tagesdaten: 104Km / 7:10 Std. Zeit in Fahrt / 1117m Anstieg und 2563m Abstieg bewältigt. 8 Km mit dem LkW in 25 Minuten
Sonntag den 10.07.2022
Sonntags schläft man ja länger, deshalb heißt es erst um halb sechs „raus aus den Federn“. Der Ort Kara-Balta ist noch menschenleer als wir um viertel nach Sieben über die Hauptstraße rollen. Nur ein Zecher, der versucht die Bordsteinkante als Orientierungshilfe zu nutzen, was aber nicht so ganz klappt, landet lang auf der Straße. Auf der M39 Richtung Bishkek ist schon mehr los.
Immer wieder bleiben meine Blicke am Bergpanorama, rechts der Straße hängen, wo wir Gestern noch mitten drin waren.
Da die Teepause ansteht, stoppen wir an einem Verkaufsstand an der Straße, um neue Tomaten einzukaufen. Doch der Mann am Obst und Gemüse Stand will uns keine verkaufen, er schenkt sie uns einfach mit einem herzlichen: welcome to kyrgyztan. Wir sagen Dank, an die überaus gastfreundlichen Menschen hier im Land.
Man kann noch die schneebedeckten Berge der “Mounten Ski Base“ erkennen. (35 Km vom Bishkek entfernt. Saison von Dezember – März)
Nach der Teepause, im Stadtpark von Sekuluk, wo auch ein Mahnmal des großen Vaterländischen-Krieges 1941-1945 steht, erreichen wir schon die ersten Vororte der Hauptstadt. Wir sehen einen riesigen open Air Gebrauchtwagen Markt, wo tausende Wagen auf ihre neuen Besitzer warten. In Bishkek überholt uns ein Radfahrer, es ist Michael aus Moskau, wie er uns später erzählt. Er bietet sich an, uns zum Bahnhof 2 durch die Stadt zu lotsen, den wir dann um 11Uhr 45 erreichen. An der Information am Bahnhof erfahren wir, mit Hilfe von Michael, dass der Zug nach Balykchy am Ysyk-Köl, nur Freitags, Samstags, und Sonntags fährt. Ab dem 17 Juli fährt er dann täglich die Strecke. Was nun, fünf Tage warten wollen wir nicht. Da wir zurück nicht wieder über Bishkek radeln wollen, bleibt nur noch ein Bustransfer. Michael ruf einen Fahrer an, der uns für 10.000 Som die 178 Km bis zum Issyk-Kul See fährt.
Links Michael daneben unser Fahrer Aisek. Danke Michael für deine Hilfe und das du deine Zeit für uns geopfert hast.
Noch zum ATM, frisches Bargeld ziehen und es kann losgehen. Zweieinhalb Stunden später sind wir in Balykchy und haben nur ein Ziel, schnell zum zweitgrößten Gebirgssee der Erde, im Tianshan Gebirge gelegen, zu kommen. Am größten Gebirgssee der Welt, dem Titicacasee, war ich auf der Südamerika Tour 2013.
Am PlyazhAliya ein Badestrand am Ysyk- Köl
Nach zweiter Pause und relaxen am See, buche ich eine Übernachtung im Hotel Azimut, per Smartphone und wir radeln zurück zur Stadt.
Unser gebuchtes Zimmer ist sehr gut und wir checken direkt für zwei Nächte ein. Im Supermarkt nebenan, kaufen wir das Fehlende ein und nach einem leckeren Nudelgericht, welches Gabi uns kocht und ein paar Bierchen schaffe ich es nicht mehr den Report zu schreiben, denn mir fallen die Augen zu.
Tagesdaten: 86km / 5 Std. Zeit in Fahrt / 185m Anstieg und 202m Abstieg. Mit dem Mercedes Sprinter 178 Km in 2.5 Std.
Montag den 11.07.2022 relaxen in Balykchy
Als ich um 7 Uhr wach werde regnet es. Prima dann kann ich ja den Tagesbericht von gestern schreiben. Gabi brüht Kaffee auf und so fangen wir den Tag geruhsam an. Als die Regenwolken verzogen sind und die Sonne scheint, packen wir die Badesachen ein und gehen zum Strand. Unterwegs habe ich das Lied von Conny Froboess immer im Ohr: „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein……..“
Doch die Sonne ist heute nicht so in Form und lässt sich von den Schleierwolken verhüllen. Uns wird es zu ungemütlich am Wasser und wir gehen zurück zum Hotel. Hier noch ein paar Impressionen aus der Stadt.
Häuser in der zweiten Reihe
Russisch-Orthodoxe-Kirche
Typisches russisches Haus wie ich viele auf meiner Russlandtour 2019 gesehen habe.
Lenin hat auch hier den Überblick
Am Nachmittag beschäftige ich mit der Planung der letzten Etappe vom Issyk- Kul-See bis Tokmok, dann durch Kasachstan und zurück nach Taschkent. ca.980 km. Morgen wenn das Wetter mitspielt, wollen wir zum Ort Tonk am Südufer fahren. Diesen Tipp haben uns Peter und Heidi gegeben die wir am Toktogul See getroffen haben.
Dienstag den 12.07.2022
Als erstes schaue ich zum Fenster hinaus, wie das Wetter ist, als ich um fünf Uhr wach werde. Ein paar einzelne Wölkchen sind am Himmel, also steht unsere Tour zum Ort Tong nichts mehr im Wege.
Welch eine Kulisse, das ist das erste Bild, welches ich heute Morgen mache um 6:37 Uhr
Nach ca. 8 Km beginnt eine Großbaustelle, die uns bis Tageskilometer 70 begleitet. Die Behelfsstraße, eine echt böse Piste, macht uns bis Tageskilometer 40 das Leben schwer. Danach wieder geschlossene Asphaltdecke mit einigen Löcher gespickt. Aber wir beklagen uns nicht, denn in Tadschikistan haben wir viel Schlimmeres erlebt.
Die alten Friedhöfe, mit ihren kunstvoll gestalteten Grabstätten, sind ein wahrer Hingucker und passen gut hier in diese, von der Natur geformte Landschaft.
Mensch was haben die da in Frieden ruhen, für einen grandiosen Ausblick
Nach der Pause an einer verwaisten Bushaltestelle, windet sich das löchrige Asphaltband langsam und sanft aber stetig hoch, bis auf 2050m, in die Berge. Aber wo es hoch geht, muss es auch wieder runter gehen.
Mit Walter geht es bergab
Um 13Uhr 55 ungefähr 10 km vor unserem Ziel, machen wir Mittagspause und haben einen Mordshunger. Da kann die nette Wirtin Abhilfe schaffen und serviert uns Spagetti auf Kirgisische Art, mit Brot und Salat. Dazu gibt es Tee, da wäre mir ein Bier lieber gewesen. Jetzt habe ich genug geschrieben und gebe die Feder weiter an Gabi. Wir hören immer wieder ein grummeln von einem heranziehenden Gewitter und machen uns nach diesem leckeren Essen auf den Weg. Ein kleines Stück geht es noch bergauf bis es dann nur noch, bis zum Ort Tong, runtergeht.
Und jetzt noch eine schöne Abfahrt genießen.
Bis auf ein paar Tropfen bleibt der Himmel dicht. Walter hat heute Morgen bei Booking.com ein Hostel für uns gebucht, was wir dann auch schnell finden. Nachdem wir gesehen haben, dass hier alles okay ist und wir die Waschmaschine auch benutzen dürfen, buchen wir direkt für zwei Nächte. Nora, unsere Wirtin, hat hier alles prima in Ordnung und bietet uns noch die gerade frisch gepflückte Himbeeren aus ihrem tollen Obstgarten an.
Gasthouse UMAR
Nach einem Kaffee und einer ausgiebigen Dusche, geht Walter im Shop einkaufen und ich kümmere mich um die Wäsche. Wir sitzen jetzt bei einem leckeren Bier und ein paar Knabbereien und genießen den schönen Abend. Es war ein rundherum schöner Radtag.
Tagesdaten: 98 km, in 6.40 Std. Fahrzeit, 686 m Anstieg und 689m Abstieg.
Mittwoch den 13.07.2022 Ruhetag im Guesthouse Umar
Nach dem Frühstück, die zweite Maschine Wäsche hängt auf der Leine zum Trocknen, wandern wir runter zum See.
Ruhige Bucht
Wir finden eine Badebucht mit Sandstrand aber zum Baden ist es uns zu kalt
Stilles Örtchen für den Wandersmann (Frau)
Ein weites Areal, welches wir durchstreifen, wo viele Schilder den Weg zu den einzelnen Jurten Camps anzeigen. In den Camps kann man übernachten und einige haben wie ein Resort einen Privat Strand zu bieten. Nach einer zweistündigen Wanderung, im Ort haben wir noch Lebensmittel eingekauft, sind wir wieder zurück im Guesthouse.
Unsere Gastgeber bauen gerade eine Jurte auf wo demnächst wohl Touristen übernachten können
Der Aufbau ist Teamarbeit
Fertig
Innen mit Lüftungselement in der Mitte
Der Eingang von Innen gesehen
Jurten waren ein sehr bedeutender Teil der zentralasiatischen Identität. Die tragbaren Zelte, die von den nomadischen Turkvölkern, einschließlich der Kirgisen, benutzt wurden, erleichterten es ihnen, von einem Ort zum anderen zu ziehen. Das Wort Jurte kommt von dem mongolischen Wort „Urdu“, das ein Lager oder einen Palast bedeutet.
Wir haben unsere Pläne geändert, anstatt hier fünf Tage zu verbringen und den gleichen Weg zurück nach Balykchy zu radeln werden wir den Ysyk Köl mit dem Rad umrunden. Das sind 450 Km und die Anstiege halten sich in Grenzen. Der Issyk See ist 182 Km lang und bis zu 60 km breit. Im Vergleich dazu ist der Bodensee, den ich auch schon umrundet habe, nur 63 Km lang und 14 Km breit. Wir freuen uns jetzt schon, morgen geht’s weiter.
Donnerstag den 14.07.2022
In Kirgistan Rosenheim Cops anschauen ist auch was verrücktes. Gestern hatten wir eine stabile Internet Verbindung, so konnten wir uns zwei alte Folgen der Kultserie reinziehen.
Blick von der Terrasse vom Guesthouse Umar um sechse in der Früh. Unsere nette Gastgeberin Nora verabschiedet uns um halb sieben, dann treten wir in die Pedale.
Bei dem Wetter und der Aussicht ist Gabi nicht zu halten
Solche Farbenkombinationen bekommt nur die Natur hin
Auch eine Baustelle kann unserem Stimmungshoch nichts anhaben
Eingangsbereich von einem Resort
Gipfel Yoga
Kunst am Berg
Der Tacho zeigt 92 Km und unsere Mägen sind leer. Da kommt die Stadt Kyzyyt-Suu wo wir ein gutes Gasthaus finden und Mittagspause machen. Wir essen: Lagman, eine Suppe mit viel Gemüse, Nudeln und zartes Fleisch. Dazu Salat, Brot und wie immer Tee. Das Essen war gut und die Pause hat gutgetan. Danach verändert sich die Landschaft nach und nach total. Die Straße führt uns nun weg vom Ufer des Sees, ins Landesinnere.
Dicke alte Weiden säumen die holprige Straße
Die Farben des Sommers
Wir erreichen Karakol. Die Stadt hat ca.69000 Einwohner und liegt am östlichen Ende des Sees und ca. 150 Km von der Chinesischen Grenze entfernt.
Vor dem Tor des Arista-Yurt -Camps, welches ich während der Mittagspause bei Booking.com gebucht habe, stehen wir um zwanzig vor fünf. Der sympathische Betreiber des Platzes zeigt uns unsere Jurte und ist sehr engagiert uns bei allen Fragen behilflich zu sein. Zum Beispiel, wo bekommen wir jetzt noch Überlebens wichtige Lebensmittel her, wie zum Beispiel Bier.
Fazit des Tages: Wir können jetzt schon sagen, wer in Kirgisistan ist und den Ysyk-Köl mit seinen fantastischen Landschaften rund um den See nicht gesehen hat, hat echt was verpasst. Morgen wollen wir uns die Stadt anschauen.
Tagesdaten: 130 Km / 7:40 Std. Zeit in Fahrt / 16,8 Km Schnitt / 575m Anstieg und 489m Abstieg
Freitag den 15.07. 2022 Besichtigungstag in Karakol
Seit langen mal wieder bekommen wir ein Frühstück serviert. 2 Spiegeleier, Käse, Butter Brot, Tee, Kaffee und zweierlei selbst gemachte Marmeladen stehen auf dem Tisch. Anschließend nehmen wir die Räder für eine Besichtigungstour durch Karakol. Um es gleich vor weg zu sagen sind wir beide enttäuscht von der Stadt. Die Hauptstraße der Stadt ist gerade neu angelegt worden. Aber fährt man nach rechts oder links ab, sind die wenigsten Straßen asphaltiert. Baustellen über Baustellen da macht das Radeln keinen Spaß. Sogar im Park vor der Universität sind die Fußwege aufgerissen. So beschränken wir uns auf die paar Sehenswürdigkeiten.
Die Russisch-Orthodoxe- Dreifaltigkeitskirche. Eine Sehenswerte Holzkirche wurde 1894- 1895 errichtet.
Der prachtvoll gestaltete Innenraum
Für unser leibliches Wohl kaufen wir noch im Globus Supermarkt die Lebensmittel ein und radeln zurück zum Camp
Am Nachmittag gehen wir zu Fuß zur alten Moschee die im chinesischen Stiel 1910 errichtet wurde.
Hier kann man die komplizierte Holzkonstruktion erkennen
Morgen werden wir das Ende des Sees erreichen und dann an dessen Nordufer entlang zurück nach Balykchy Radeln
Jetzt noch was in eigener Sache.
Auf dem Weg möchte ich mich ganz herzlich bei meinem Webmaster Ingo Leppers bedanken. Er hat die Seite erstellt und pflegt sie schon seit 2010. Ich bin meinem Sohn sehr dankbar dafür. Liebe Leser der Seite, wenn ihr auch so denkt, dann schreibt doch bitte ein kleines Dankeschön ins Gästebuch, denn ohne Ingo könntet ihr die Berichte und Fotos von meinen Reisen nicht miterleben.
Danke: Der Radträumer Walter und meine Schwester Gabi
Samstag den 16.07.2022
Die Tür von unserer Jurte öffne ich um halbsechs und es ist taghell. Keine auch noch so kleine Wolke ist am stahlblauen Himmel auszumachen. Das Frühstück ist zubereitet und der Duft von frisch gebratenen Spiegeleiern hängt in der Luft.
Der Hüter der Jurten verabschiedet uns um viertel nach Sieben mit den Worten „Bis nächstes Jahr“. Die Stadt war nicht gerade nach unserem Geschmack aber im Arista-Jurt-Camp haben wir uns wohlgefühlt.
Blick zurück nach Karakol
Die Straße führt nach Alma Ata
Nach 31km kommt der Abzweig nach Kasachstan aber wir Radeln gerade aus Richtung Bischkek. Bei Tageskilometer 35 stößt die Straße auf den Künggöy-Ala Gebirgszug und ändert nun seine Richtung von Nord auf Südwest.
Rechts die Berge des Künggoy-Ala Gebirgzugs
Links der Ysyk-Köl
Immer wieder steigt die Straße sanft an, so dass man es kaum merkt und denkt „ist was mit dem Rad, das läuft nicht richtig“. Im Ort Ananèvo nach 90 Kilometern finden wir ein gutes Restaurant, welches uns schmackhaftes Essen zubereitet. Nach einer Stunde Mittagspause und angenehmen 26 Grad treten wir zum Endspurt in die Pedale. Ein Guesthouse was wir im Garmin gefunden haben, gibt es nicht oder nicht mehr. Die zweite Destination liegt etwas ab der Route und am See. Im Feriendorf Solemar vor der Stadt Kurumdu bekommen wir ein Zimmer für eine Nacht.
Ein Blockhaus beziehen wir heute.
Das Zimmer ist eingeräumt, wir geduscht, dann können wir uns den Strand mal anschauen. Das Schwimmen verschieben wir auf morgen Früh, denn ich muss den Tagesbericht noch tippen und Gabi geht Einkaufen.
Tagesdaten: 118 Km / 16,7 Schnitt / 7Std. Zeit in Fahrt / 537m Anstieg und 684m Abstieg / Aktuelle Höhe 1606m
Sonntag den 17.07.2022
Da wir heute, im Vergleich zu den letzten Radtagen, nur eine Kurzetappe vor uns haben, gehen wir nach dem Frühstück im See schwimmen. Die Wasseroberfläche ist glatt wie ein Spiegel und wir haben das Gefühl die Einzigen in diesem tollen See zu sein. Den Anblick der Schneeriesen auf der Südseite und die grünen samtigen Hügel auf der Nordseite, werde ich wohl nie vergessen. Unbeschreiblich schön.
Ein erfrischendes Bad im See um 7:05 Uhr
Auch Walter nutzt die Gelegenheit sich zu erfrischen.
Danach packen wir unsere Sieben Sachen und machen uns auf den Weg. Vor lauter tollen Motiven kommt man aus dem Staunen und Bewundern nicht raus.
Walter hat ein Motiv gesehen
Das Ergebnis
Außer ein paar Hügelchen gibt es keine Steigungen zu bewältigen. Auch ist der Straßenbelag meistens sehr gut und die Straße ist vierspurig ausgebaut. Hier auf der Nordseite sind die Badestrände, die von vielen reichen Touristen genutzt werden. Man sieht prächtige um nicht zu sagen protzige Hotelanlagen.
Ein Monoment mit den monumentalen Schneeriesen im Hintergrund
Unsere Teepause halten wir am Straßenrand an einem verlassenen Verkaufsstand ab. Frisch gestärkt nehmen wir die letzten 24 km in Angriff.
Kunst am Weg
Gestern hat Walter bei Booking com ein Hostel für zwei Übernachtungen gebucht. Wir wollten lieber etwas abseits vom Rummel sein. Das hat auch super geklappt. Von unserem Balkon aus haben wir einen tollen Blick auf den See.
Das Talk Camp erreichen wir um 12Uhr35
Nachdem wir uns etwas ausgeruht haben, fahren wir mit den Rädern einkaufen. Auf diesem Weg finden wir ein schönes Restaurant, in dem wir sehr leckeres Essen serviert bekommen. Anschließend nehmen wir ein erfrischendes Bad im See.
18Uhr30 Abkühlung im See
Tagesdaten: 65 Km /17,4 Schnitt / 3:40 Std. Zeit in Fahrt / 202m Anstieg und 219 m Abstieg
Montag den 18.07.2022 Strandtag am Ysyk-Köl
Um acht Uhr, Blick vom Laubengang vor unserem Zimmer, auf den Strand von Tamchy
Nach dem Frühstück, welches wir uns selber auf dem Zimmer zubereiten, gehen wir zum Strand.
Das Stück Oberkörper und Oberschenkel in die Sonne halten, damit der Unterschied zum restlichen braunen Body nicht so krass ist.
Die Füße still zu halten fällt schon schwer aber am Strand zu liegen, das halte ich nicht länger als zwei Stunden aus.
Um sich abzukühlen geht es ins feuchte Nass. Aber mit Sandalen denn der Strand ist steinig und flach. Da muss man erst mal zweihundert Meter reingehen um schwimmen zu können.
Strandnachbarn
Bademoden
Schiffe warten auf Passagiere
Den Nachmittag verbringen wir im Schatten, spazieren durch die schattenspenden Pappelallee und gehen gut Essen. Erst ab achtzehn Uhr kann man noch ein Sonnenbad nehmen. Danach kümmern wir uns intensiv um den Feuchtigkeitsverlust im Körper auszugleichen. Aber womit? Da fällt mir der Spruch ein, den ich vor kurzen gelesen habe: Im Wein findest du Weisheit, im Bier Würze und im Wasser Bakterien. Entscheide richtig! Welches wir auch getan haben.
Morgen noch 46 Km, dann schließt sich der Kreis der Seeumrundung und wir sind nach 455 Km wieder am Ausgangspunkt, der Stadt Balykchy angekommen.
Dienstag den 19.07.2022
Da heute nur 45 Km Fahrt vor uns liegen, haben wir den Wecker für sechs Uhr gestellt, doch wir sind beide schon eine halbe Stunde vorher wach. Es ist wolkenlos und 19 Grad, also das ideale Radler-Wetter als wir um 7Uhr 35 das Talk Camp verlassen.
Die Straße ist breit und der Belag gut, was sich aber nach 15 Km ändert. Auf einem schmalen und holprigen Asphaltband, mit ausgefransten Rändern, geht es weiter bis zur Großbaustelle die uns bis Ortseingang Balykchy erhalten bleibt.
Verkaufsstand für Stockfisch (russ. Wobla) an der Straße
Wobla wird in Russland traditionell in getrockneter Form verzehrt, während andere Fische sowohl als Trockenfisch, als auch mariniert oder geräuchert angeboten werden. Die getrocknete Wobla hat einen hohen Eiweißgehalt, der bei bis zu 50 % liegt.
Wieder mal ein besonders schöner alter Friedhof
Auf der Großbaustelle
Pause und Tea time auf den Stufen einer Treppe kurz vor der Stadt
Plattenbauten im Centrum der nicht grade als schön zu bezeichnenden Stadt Balykchy
Auf dem Zimmer im Guest House Oimo
Morgen schon beginnt die Rückreise nach Tashkent. Die Route verläuft von Baykchy über Kemin nach Tokmok. Wenn die Grenze dort offen ist, reisen wir nach Kasachstan ein. Nach den Städten Korday, Shü, Taras und Shimkent ist Kazygurt der letzte Ort in Kasachstan, bevor wir wieder nach Usbekistan und in die Hauptstadt Tashkent zurückkehren. Das sind ca. 880 Km bis zum Jahongir Hotel wo wir die Fahrradkartons deponiert haben.
Tagesdaten: 43 Km / 2:50 Std in Fahrt / 96m Anstieg und 65m Abstieg
Mittwoch den 20.07.2022 Vom Ysyk- Köl nach Tashkent
Bei der netten Dame vom Oimo Guesthouse bedanken wir uns herzlich und sind schon um 6Uhr15 auf der Straße. Auf der autobahnähnlich ausgebauten Schnellstraße ist kaum Verkehr so kommen wir gut voran.
Gabi vorneweg
Der reißende Gebirgsfluss Tschui begleitet uns bis zum heutigen Ziel
Auch ein paar Höhenmeter sind zu bewältigen
Der sitzt den ganzen Tag auf seinem Thron.
Der Pannenteufel hat zugeschlagen, ein Stück Stahldraht von zerfetzter LKW-Bereifung hat sich durch den Mantel gedrückt und ein Loch in den Schlauch gebohrt. Den defekten Pneu gegen einen Neuen auszutauschen geht beim Norwid 2 schneller als beim Norwid 1 weil es kein lästiges Felgenbremsen aushängen mehr gibt.
Tomek unser Helfer bei der fast aussichtslosen Suche nach einer Unterkunft.
Als wir in den Ort Tokmok kommen sind wir guter Hoffnung ein Hotel für zwei Nächte zu finden. Bei Google hatte ich mir vier Übernachtungsmöglichkeiten rausgeschrieben, aber entweder die gibt es nicht mehr, oder sie haben Geschlossen. Ein Appartement für 20 US$ die Nacht sieht mir eher wie ein Stundenhotel aus. Die Dame die mir das Apartment zeigt sah aus wie eine Puffmutter und hatte nur einen Bademantel übergeworfen. “Dat mot net sing“ denke ich mir und lehne dankend ab. Wir radeln ein Stück weiter und fragen gerade an einer Werkstatt nach, da kommt Tomek in einem Mercedes angefahren und fragt auf Englisch ob wir aus Deutschland kommen. Als ich ihm sage was wir vorhaben, heute hier übernachten und morgen Früh den Buranaturm besichtigen und dann Übermorgen nach Kasachstan einreisen wollen, geht er mit mir auf Zimmersuche. Ich steige in seinen Wagen und Gabi bleibt bei den Rädern. Das erste Hotel hat auch geschlossen aber nach ein paar Telefonaten fahren wir zu einem Market die auch Appartements vermieten. Drei Zimmer Küche, Diele, Bad für 1500,-Som = 17,-€ die Nacht. Das ist okay und fahren zurück wo Gabi auf uns wartet. Danke Tomek für deine selbstlose Hilfe. Jetzt sitze ich im Wohnzimmer und tippe den Report des Tages ins Schreibprogramm und aus der Küche steigen mir Düfte unter die Nase, denn Gabi kocht uns gutes Abendessen.
Tagesdaten: 123 Km / 20,6 Km/h Schnitt / 6 Stunden In Fahrt / 188m Anstieg und 1008m Abstieg / Aktuelle Höhe 821mü.NN
Donnerstag den 21.07.2022
Um kurz nach acht Uhr machen wir uns auf den 15 Km langen Weg zum Burana-Turm.
60 Som = 70 Cent Eintritt kostet der Spaß
Der Burana-Turm ist ein großes Minarett im Chüy-Tal im Norden Kirgisistans . Es liegt etwa 15Km südlich der Stadt Tokmok. Koordinaten: N 42 Grad 44.784 / E 075 Grad 15.053. Der Turm ist zusammen mit Grabsteinen, einigen Erdarbeiten und den Überresten einer Burg und drei Mausoleen alles, was von der antiken Stadt Balasagun übrig geblieben ist, die am Ende des 9. Jahrhundert von den Karachaniden gegründet wurde.
Petroglyphen (in Stein geritzte Zeichnungen) die hier zahlreich gefunden wurden
Schöner Blick über das gesamte Gelände. Auch ist ein kleines Museum mit Archäologischen Funden vor Ort.
Mühlsteine
Der Turm wurde im 11. Jahrhundert erbaut, eine Außentreppe und eine steile Wendeltreppe im Inneren des Turms ermöglichen den Besuchern den Aufstieg zur Spitze. Es ist eines der ältesten architektonischen Bauwerke in Zentralasien.
Eine Kopflampe wäre hilfreich, wenn man eine dabei hat.
Blick vom Turm
Der Turm war ursprünglich 45 m hoch. Im Laufe der Jahrhunderte verursachten jedoch eine Reihe von Erdbeben erhebliche Schäden an der Struktur. Das letzte große Erdbeben im 15. Jahrhundert zerstörte die obere Hälfte des Turms und reduzierte ihn auf seine heutige Höhe von 25 m.
11:00 Uhr rollen unsere Räder durch das Centrum von Tokmok
Nachmittags fahren wir durch Tokmok und suchen für Morgen den besten Weg raus aus der Stadt auf die A365. Danach steht noch Einkaufen und Abendessen auf dem Programm. Morgen wollen wir um 6:00 Uhr los, da sind die Temperaturen noch angenehm.
Freitag den 22.07.2022 Heute hat ein treuer Leser der Radtraum Seite, Franz Ackel Geburtstag
Bei angenehmen 20 Grad radeln wir um 6 Uhr zur Stadt Tokmok hinaus. Wir fahren auf einer vierspurigen autobahnähnlichen Schnellstraße. Es ist schon etwas beängstigend wie schnell mache fahren und wie eng sie an unseren Rädern vorbeizischen. Das sind nicht die LKW-Fahrer sondern die normalen PKWs und die Kleinbusse. Leider kommen wir auch an einem schlimmen Unfall vorbei. Der PKW liegt auf dem Dach und überall am Auto ist Blut zu sehen. Da wird einem schon ganz anders. Die ersten beiden Möglichkeiten die Grenze nach Kasachstan zu überschreiten sind noch geschlossen. Bei der dritten Möglichkeit sagt man uns das die Grenze nur für LKW-Verkehr geöffnet ist. Also geht es weiter Richtung Bishkek. Wir lassen Bishkek links liegen und finden den richtigen Abzeig nach rechts Richtung Grenze. Eine richtige Verkaufsmeile ist hier noch auf kirgisischer Seite. An der Grenze erkundigen wir uns bei einem englisch sprechenden Autofahrer wo wir unser Geld wechseln können. Er rät uns eine Wechselstube in Korday anzufahren. Dann geht alles ganz schnell. Erst den Stempel für die Ausreise, dann ein Blick in die Taschen. Dann der Stempel für die Einreise, ein Drogenhund erschnüffelt bei uns nichts Auffälliges. Ja und dann heißt es: “Welcome in Kasachstan“
Um 11:00 Uhr und wir haben beide Grenzeübergänge hinter uns und sind in Kasachstan
Es ist ein berauschendes Gefühl schon wieder in einem für uns noch unbekannten Land einzureisen. Die Berge mussten wir hinter uns lassen. Hier ist alles flach und wir sind schon neugierig auf morgen. Heute fahren wir nur in die erste Stadt namens Korday.
Auf nach Korday
Die Wechselstube finden wir schnell und tauschen Som gegen Tenge. 500 Tenge sind ungefähr 1 €. Direkt neben der Wechselstube ziehe ich mit der Visakarte noch Bargeld und wir sind wieder reich. Ein Hotel finden wir schnell. Das Garmin zeigt uns den Weg.
Unser Hotel für heute.
Das heißt Hotel auf Russisch.
Walter klärt ab was das Zimmer kostet und wo unsere Drahtesel sicher untergestellt werden können und schon steht unser Gepäck vor unserem Zimmer. Es muss erst noch geputzt werden und darum machen wir uns zu Fuß auf den Weg auf der Suche nach einem Simkarten Shop. Auch den finden wir auf Anhieb und bekommen für unsere Handys neue Simkarten und ein Guthaben aufgeladen. Man braucht dafür den Ausweis. Auf der anderen Straßenseite lacht uns das Schild „Pub“ an. Da wir erstens Durst und zweitens Hunger haben, treten wir ein. Hier ist es schön kühl und wir nehmen gerne Platz. Die Pause haben wir uns wirklich verdient und sind ganz glücklich, dass wir schon alles Wichtige erledigt haben. Nach einem leckeren Essen kehren wir in unser Hotel zurück und sind froh das wir unser Zimmer beziehen können, denn es sind draußen 42 Grad.
Unser großes Zimmer für heute mit Eifelturm, AC, Kühlschrank, Wasserkocher und ein schönes Badezimmer.
Der ganze Spaß kostet für eine Nacht für uns beide zusammen 8000 Tenge umgerechnet 17,25 €.
Tagesdaten: 83 Km / 15.9 km/h Schnitt / 5:10 Std. Zeit in Fahrt / 100m Anstieg und 308m Abstieg
Donnerstag den 28.07.2022
Liebe Leser der Radtraum.de Seite
Leider muss ich Euch mitteilen das wir die Rundreise durch Central Asien in Kasachstan abbrechen mussten.
Am 23.07.gegen 11:00 Uhr hat uns ein Autofahrer, ca. 30 Km vor unserem Tagesziel die Stadt Shü, von der Straße gefegt. Der Fahrer des PKW ist eingeschlafen was er uns selber weinend gestand.
Es war nichts los auf der äußerst schlechten Landstraße. Gabi fuhr im Abstand von ca.3-4 m hinter mir als sie vom Wagen erfasst wurde.
Sie schlug mit dem Hinterkopf gegen die Windschutzscheibe und wurde dann auf den nicht befestigten Seitenstreifen befördert. Dann erfasst der Wagen mein Norwid2 an der linken Radtasche und befördert mich mit Schwung ins Aus.
Wir schauen uns ganz verdutzt an und realisieren langsam was wir für ein Glück im Unglück hatten. Gabi hat keine Kopfverletzung aber schwere Prellungen, Stauchungen und Abschürfungen.
Meine rechte Körperseite vom Knie Becken, Ellbogen bis zur Schulter ist lädiert. Gabis Isbjörn ist über rollt worden und ist ein Totalschaden.
An meinem Norwid 2 ist nur der Gepäckträger hinten verbogen und die selbst gemachte Halterung auf den Gepäckträger vorne ist abgerissen.
Alles weitere schildert Euch Gabi
Es war ein wahnsinniger Schreck und ich möchte da auch nicht mehr so viel dran denken, weil es für mich immer noch ein richtiger Schock ist. Wir sind ja zum Glück mit den Prellungen und Schürfwunden davon gekommen. Als wir versuchen dem Unfall-fahrer klar zu machen, dass die Polizei kommen muss, versucht uns die ganze Familie umzustimmen. Es stellt sich raus dass er keine Versicherung hat. Zum Glück lässt Walter nicht nach und besteht auf den Anruf bei der Polizei. Das ganze dauert endlos und ich sitze im Unfall Fahrzeug mit Schmerzen im Rücken und der Angst, dass durch den Aufprall mit meinem Schädel auf die Windschutzscheibe, eine Gehirnblutung entstehen könnte. Nach 2.5 Std. kam die Polizei und hat dann auch einen Krankenwagen bestellt. Eine halbe Stunde später würde ich abtransportiert. Im Krankenhaus musste ich zum Röntgen. Bis zur Treppe hat man mich mit dem Rollstuhl gefahren. In den 3. Stock hoch durfte ich zu Fuß gehen. Mein Schädel, Rücken und Becken wurden geröntgt. Zum Glück hatte ich keine Brüche. Zur Beobachtung musste ich noch einige Stunden bleiben. Walter war zwischenzeitlich mit unseren Sachen auch zum Krankenhaus gebracht worden. Er bekam seine Wunden verbunden und fuhr dann mit unserem Unfallverursacher auf Hotelsuche. Ein passendes, mit eigenem Bad zu finden, war nicht einfach aber Walter hat es, wie immer geschafft. Als ich um 19 Uhr aus dem Krankenhaus komme hat Walter schon unser Zimmer eingeräumt. Der Unfall war ein sehr schlimmes Erlebnis, aber wir haben wieder mal Glück gehabt. Mein Fahrrad leider nicht. Darüber bin ich sehr traurig. Schade das diese tolle Reise so knapp vor unserem Ziel so enden musste.
Freitag den 29.07.2022
Bericht über den Besuch bei Polizei und den Transfer nach Tashkent.
Wir wohnen im Shu-City Hotel Tür an Tür mit Erkinbek, dem Kamikaze - Fahrer. Sein Wagen ist beschlagnahmt und er darf die Stadt nicht verlassen. Am Unfalltag telefonieren wir mit unserer Schwester Angelika und Schwager Werner, um sie über das Geschehene zu informieren. Sie wollen sich gleich am Montag bei Gabis Versicherung erkundigen, was wir benötigen um den Fall abzuwickeln. Montag den 25.07.bekommen wir die frohe Botschaft das die Vollkasko-Versicherung für den Schaden aufkommt. Als wir das Erkinbek mitteilen fährt er direkt mit uns zur Polizei, die aber heute keine Zeit mehr hat und uns für Morgen um 10:00 Uhr einbestellt.
Dienstag den 26.07.
Von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr dauert der Behörden -Marathon bis wir den Unfallbericht in Händen halten. Jetzt kann auch Erkinbek die Stadt verlassen. Er verspricht uns hoch und heilig das er für den Transfer aufkommt und bestellt den Taxifahrer für Morgenfrüh sechs Uhr. Obwohl er uns zugesagt hat bis Morgenfrüh im Hotel zu bleiben ist er am Abend verschwunden. Das nähert natürlich Zweifel bei uns an seiner Zusage. Doch nach dem wir mit Aiperi, einer Verwannte von ihm ,die Deutsch spricht ,gesprochen haben, sind wir etwas beruhigter.
Mittwoch den 27.07
Nach 35 langen Minuten des Wartens ist das Taxi da und es kann los gehen. Der Wagen ist gut und sein Fahrer fährt vernünftig. So sind wir schon um 10:10Uhr in Tarpaz die ersten 243 km des Transfer.
Hier wechseln wir den Wagen und Fahrer weil er angeblich übermüdet wäre. Das war sicher abgesprochen. Egal wir fahren mit dem zweiten Wagen über Shimkent bis zur Uzbekischen Grenze die wir um 14:45 Uhr erreichen. Meine Gepäcktaschen hänge ich an mein Rad und für Gabis Gepäck agagieren wir einen Gepäckträger mit Sackkarre der uns bis zum Parkplatz begleitet, wo die Taxen stehen nach Tashkent.
Hier sind wir uns schnell Handels einig und für die letzten 10000 Tenge bringt man uns die letzten 15 Km bis zum Hotel Jahongir B&B, welches wir Gesten noch umgebucht hatte. Das waren insgesamt 559 Km von Shu- Tashkent.
Sonntag den 31.07.2022
Ganz herzlich möchten wir uns über so viel Mitgefühl bedanken, welches in den vielen Mails und Einträgen ins Gästebuch zu lesen war. Wir danken Euch von ganzen Herzen dafür.
Nach dem wir am vergangenen Mittwoch das gebuchte Hotel Jahongir B&B bezogen haben, merken wir schnell das hier die Uhren anders gehen. Eine Stunde zurück mit dem Zeiger und wir haben Usbekische Zeit. Die erste freudige Überraschung erleben wir als wir zum Abendessen gehen. Gleich ums Eck hat der "Old City Pup" geöffnet, mit einer schönen Außengastronomie, wo es gute Speisen und als Tüpfelchen auf dem i, auch noch frisch gezapftes Bier gibt.
Kaft meines Amtes ernenne ich den Pub zum Radträumer - Stammlokal.
Donnerstag und Freitag müssen wir uns noch mit kurzen Spaziergängen begnügen, da unsere lädierten Körper nicht wollen.
Doch vier Millionen am ATM ziehen und das Guthaben von der Uzell Simcard aufladen können wir noch erledigen. Samstag den 30.08.
Gabis geprellter Oberschenkel lässt noch keine längeren Wanderungen zu, so dass ich mich um neun Uhr alleine aufmache die Stadt zu erkunden.
Hier ein paar Impressionen aus einer Lichtdurchfluteten Stadt.
Eröffnung eines neuen Supermarktes
Tashkent Circus
Den Brotmarkt besuche ich am Nachmittag. Den Abend lassen wir im Pub ausklinken.
Sonntag den 31.07.letzter Tag des verflixten Monats.
Gabi, der ich in der Stadt einen Stock besorgt habe, beginnt auch langsam größere Strecken zu gehen.
Von der Metrostation Tinchlik fahre ich drei Stationen mit der U-Bahn und beginne dort meine Wanderung.
Trauernde Mutter, Ehrenmahl zweiter Weltkrieg
Auf etlichen Tafeln, rechts und links unter den von geschnitzten Holzsäulen getragenen Laubengängen sind die Namen der Gefallenen verewigt.
Von der Metro Station Alisher Navoi
fahre ich zurück und bin um die Mittagszeit wieder im Hotel. Es freut mich zu hören das Gabi auch ein paar Runden um den Block geschafft hat.
Die Genesung braucht halt seine Zeit. Unser Flug geht ja erst am 08.08.bis dahin geht es uns sicher noch besser.