April 2022 Usbekistan


Radreise durch Zentralasien

Donnerstag den 14.04.

Die Zeit des recherchieren ist vorbei und heute soll es endlich los gehen. Angelika und Werner bringen uns mit samt Gepäck und in zwei Karton verpackte Fahrräder zum Frankfurter Flughafen. Da wir gerne drei Stunden vor Abflugzeit da sein wollen, starten wir den Transfer um 5Uhr30 ab Dülken. Vom Visum Point in Berlin hatte wir die Visa Unterlagen zurück bekommen mit der Begründung das die Botschaft keine Touristen Visen ausstellt, da man sich 30 Tage visafrei im Land aufhalten darf.

Beim Check In im Flughafen gibt es ein Problem, mit dem Rückflugdatum 08.08., weil wir ja nur 30 Tage im Land bleiben dürfen. Nach vielem hin und her und einer Genehmigung von einem usbekischen Konsul, der zum Glück vor Ort ist, bekommen wir das Okay. Wir waren dankbar das Werner und Angelika solange auf unser Gepäck aufgepasst haben.

Uzbekistan Airline

Nach einer Stunde Verspätung besteigen wir die Maschine nach Taschkent.

Unsere Flugroute

Unter lautem Applaus berühren die Räder der Maschine um 21:55 Uhr usbekischen Boden.

Warten auf unser Gepäck

Recht schnell haben wir alle Gepäckstücke vom Band abgeräumt und sehen beim Verlassen des Airports sofort das große Schild mit der Aufschrift „WALTER“. So macht unser gebuchter Taxifahrer gut auf sich aufmerksam.

Guest House

Dann heißt es erstmal Zimmer beziehen, auspacken und runterkommen. Wir stoßen mit einem guten Ouzo von unserem Lieblingsgriechen Georg auf den ersten Reisetag an.


Freitag den 15.04.
Nach einem reichlichen Frühstück, mit Kaffee, Brot, Pfannekuchen, Butter, Marmelade, Bohnen Dip mit Spiegelei schrauben wir die Räder zusammen.


Schrauber und Schrauberin

Nachdem wir an der Rezeption 100 USD in Landeswährung Som umgetauscht haben, sind wir Millionäre und machen uns auf den Weg in die Stadt. Wir wollen Tickets kaufen für den Nachtzug von Taschkent nach Urgench. Von dort wollen wir unsere Radreise starten. Da wir noch keine Software für unsere Navi haben, gestaltet sich die Suche nach dem Bahnhof schwierig. Beim Durchfragen erfahren wir das es für jede Himmelsrichtung einen Bahnhof gibt. Ein netter junger Mann nimmt sich viel Zeit für uns und erfragt telefonisch das wir zum Südbahnhof müssen.

Südbahnhof

In einer guten halben Stunde haben wir die Tickets für Sonntag in der Tasche und radeln zurück.

Nach einem Biergarten Besuch brauchen wir auch feste Nahrung und finden in einem typisch usbekischen Restaurant einen Platz.


Vor der Türe werden die Fleischspieße gegrillt.


Vor Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder zurück im Hotel. Wir telefonieren mit Ingo, den Retter in Not. Er lädt uns eine Karte, aus Zentralasien für unsere Navis auf. Vielen Dank lieber Ingo, was würden wir nur ohne deine Hilfe machen.



Ostersamstag den 16.04.2022
Auch der heutige Tag begrüßt uns mit Sonnenschein. Wir wollen uns die Stadt ansehen und noch einige wichtige Dinge erledigen. Walter hat auf der Karte die Touristen-Information rausgesucht und so machen wir uns auf den Weg.
Hier einige imposante Eindrücke aus Taschkent.


KHAZRAT IMAM COMPLEX

Da fliegen die Hüte hoch

Humo Arena

Im Ministerium für Tourismus bekommt Walter wichtige Information für unsere Weiterreise. Nur die Grenze zu Tadschikistan ist noch geschlossen. So müssen wir unsere Tour etwas umplanen. Sehr wichtig ist zu wissen, dass wir auf jeden Fall wieder nach Usbekistan einreisen dürfen und wieder 30 Tage bleiben dürfen. Die Suche nach Sim Karten für unsere Mobiltelefone gestaltet sich als schwierig. Aber auch hier bekommen wir Hilfe angeboten. Ein junger Mann fährt mit Walter in einem Taxi zur UZ-mobile-Hauptstelle und klärt alles für uns. Meine ersten Eindrücke von Taschkent: Sehr freundlich und hilfsbereite Menschen, sehr viele interessante Gebäude und auch schön gepflegte Grünanlagen. Der Verkehr ist gigantisch. Für Fahrradfahrer ist hier nicht viel Platz. Man überholt hier rechts wie links, wer schnell fährt und laut hupt hat Vorfahrt. Fußgänger Überwege verlaufen oft unterirdisch und man muss die Räder die Treppen rauftragen. Auch dabei hatten wir heute immer direkt einige junge Männer die sofort ohne zu zögern mit anpacken. Hut ab vor dieser Hilfsbereitschaft. Große Löcher im Straßenbelag, hohe Bordsteinkanten und tiefe Gräben neben den Straßen machen das alles nicht einfacher. Fazit: Als Radler braucht man hier gute Nerven. Bei Dunkelheit möchte ich hier nicht fahren.
Den nötigen Einkauf erledigen wir so nebenbei in zwei Supermärkten. Diesen Text hier schreibe ich gerade in der Zeit vor, als Walter mit dem freundlichen Helfer unterwegs ist. Schließlich müssen unsere Räder ja bewacht werden. Ich hoffe mal es klappt.
Nach 1,5 Std. kehrt Walter zurück. Es war sehr anstrengend für ihn aber es hat alles geklappt. Zufrieden und müde treten wir den Heimweg an.

Brotverkauf aus dem Kinderwagen

Nach einer Ruhepause und anschließender Dusche fühlen wir uns wieder gut und sind gespannt auf den Abend. Wir haben eine Einladung zum Essen von zwei jungen Leuten, die in Kürze ein Stipendium in Deutschland haben. Ich glaube es wird ein interessanter Kultur Austausch.



Ostersonntag den 17.04.
Der gestrige Abend wird uns wohl noch lange in guter Erinnerung bleiben. Wir hatten eine Einladung, von zwei Studenten, zu einem typisch usbekischen Essen. Um 19 Uhr werden wir von einem jungen Mann in der Pension abgeholt und wir fahren mit einem Taxi zum Lokal. Die beiden jungen Männer studieren hier in Taschkent Deutsch und sind im Sommer für einen Monat in Hannover und München. Mit unseren Fahrrädern haben sie uns wohl schnell als Deutsche erkannt und uns angesprochen.

Unsere Gastgeber

Im Lokal warten noch sieben andere junge Studenten und Studentinnen gespannt auf unsere Ankunft. Alle besuchen die Universität und möchten perfektes Deutsch lernen um Dolmetscher zu werden.

Wir bekommen Samsa serviert. Das ist ein herzhaftes Gebäck aus der zentralasiatischen Küche. Es stellt ein Brötchen dar, das mit Fleisch und Gemüse gefüllt ist. Sehr lecker können wir da nur sagen und uns nochmal herzlich für die Einladung bedanken. So nach und nach trauen sich auch die jungen Frauen einige Fragen zu stellen, wie z.B. ob es in Köln wirklich ein Schokoladenmuseum gibt oder ob man in Deutschland eher heiratet oder ohne Trauschein zusammen lebt usw. und so fort. Wir lachen viel und führen aber auch ernsthafte Gespräche. Alle neun jungen Leute sprechen schon sehr gut deutsch obwohl sie zum Teil noch nicht lange dabei sind. Alle möchte so gerne mal nach Deutschland reisen aber auch alle lieben ihre Heimat sehr. Es war ein super schöner und interessanter Abend, den wir sehr genossen haben. Auch wir haben viele Fragen zum Leben in Usbekistan gestellt.

Heute möchten wir uns per U-Bahn die Stadt und das Umfeld ansehen. Es ist schon wieder sehr warm in der Stadt.

Die Station Tinchlik ist kurz an unserem Hotel

Die Stationen sind sehr aufwendig gearbeitet und wunderschön. Umgerechnet für ein paar Cents kann man hier überall hinfahren.

Ein Bahnhof schöner……..

……..als der Andere

Nachmittags sind wir wieder zurück im Hotel und packen unsere Sachen.

Unser Jahongir Hotel B&B

Um 21 Uhr geht unser Nachtzug vom Südbahnhof nach Urgench.




Montag den 18.04.2022
Noch ein kurzer Rückblick auf unsere Bahnfahrt von Taskent nach Urganch.
Um 18Uhr15 schwingen wir uns auf die bepackten Räder, verabschieden uns von unseren Gastgebern, die wir, wenn alles gut geht, am 05.08. wiedersehen. Die 12 Km zum Südbahnhof von Tashkent sind schnell runter gespult und wir kommen noch vor der nun schon einsetzenden Dunkelheit dort an.


Der Zug ist schon da und nach dem unser Gepäck durchleuchtet wurde, können wir Einsteigen.


Der Zugbegleiter hilft uns beim Verladen der Räder, die im ersten Wagon direkt an der Lock einen Platz finden. Wir haben zwei Plätze einem Vierer Coupe gebucht, welches noch den unnachahmlichen Scharm der Sowjetzeit ausstrahlt. Der Zug setzt sich mit Getöse pünktlich um 21:00 Uhr in Bewegung.


Die Teeküche


Gabi belegt das Bett unten Rechts und ich habe es mir gegenüber gemütlich gemacht. Über mir steigt ein Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Moskau ins Bett und über Gabi schwebt ein netter junger Mann der in Unganch zu Hause ist. Wir sind scheinbar alle müde denn um 10:00Uhr rührt sich keiner mehr im Waggon.
Um sechs Uhr werde ich wach, und mache mich frisch auf der gerade gereinigten Toilette. Ein kleines Waschbecken mit einem Krahn der nur spärlich Wasser spendet, muss heute für die Morgentoilette reichen.  Tee und ein paar Kekse und frisch frittierte Teichtaschen vom fliegenden Händler sind unser Frühstück. Fast auf die Minute pünktlich rollt der Zug um 10Uhr20 in den Bahnhof von Urganch ein, der Baugleich mit dem in Tashkent zu sein scheint.


Räder ausladen und erstmal den Wüsten Staub entfernen, der wohl durch sämtliche Ritzen eingedrungen ist und los geht es nach Xiva. Das hätten wir auch mit dem Zug machen können aber wir konnten es nicht abwarten endlich die Seidenstraße unter den Reifen zu spüren.


Ortsgrenze Xiva „Die Karawane zieht weiter der Sultan hätt Dursch“


13:00 Uhr pedalen wir durch das Stadttor der Oasenstadt Xiva


Hier muss was Gutes zum Essen und Trinken her. Ich bin jetzt erschöpft vom Schreiben und übergebe die Feder an Gabi.
Mehrfach werden wir auf unsere tollen Fahrräder angesprochen. Als erstes befragt uns ein Geigenbauer aus Norditalien, wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Er macht mit seiner Familie Urlaub und seine Töchter sprechen ganz gut deutsch. Kurze Zeit später möchte ein türkisches Fernseh-Team ein Interview mit Walter. Auch hier hilft die junge Dame beim Übersetzen.



Wir machen uns auf den Weg zu unserem gebuchten Gasthaus, aber leider stimmen die Koordinaten nicht. Nach einigem Suchen hilft uns ein freundlicher Bewohner von Xiva, telefoniert mit unserem gebuchten Hotel und geleitet uns mit seinem Auto bis vor die Türe.
Nach einer erfrischenden Dusche machen wir uns nochmal auf den Weg in diese interessante Stadt.




Dienstag den 19.04
Nach einem gemütlichen Frühstück radeln wir mit einer Tasche am Rad auf Einkaufstour. Es fehlen uns noch Rosinen fürs Müsli, Käse, Olivenöl, Datteln, Bananen und ein paar Konserven. Morgen geht es los Richtung Bukhara. Das sind ca. 435 km die wir in vier bis fünf Tagen erreichen möchten. Es geht der Seidenstraße entlang durch die Wüste. Daher brauchen wir schon einige Vorräte.

Auf dem Markt kauft Gabi die frischen Lebensmittel ein.

In einer Wechselstube tauschen wir zwei 50 Euro Scheine gegen zwei Packen 5000 Som Noten und sind erneut Millionäre.

100 € sind 1.210 000 Som

Wir finden noch einen größeren Supermarkt und füllen unsere Tasche mit Proviant.
Bei einem Kaffee im Zimmer recherchiert Walter im Internet interessantes über die Geschichte der Stadt Xiva. Hier ein Ausschnitt:
Xiva oder Chiwa ist eine Oasenstadt mit zahlreichen Zeugnissen der Vergangenheit. Ichan Qalʼа, der historische Stadtkern von Xiva, wurde 1990 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.
Geschichtlich kam der Stadt durch ihre Lage am Verbindungsweg zwischen Indien und Europa stets eine strategische Bedeutung zu. Im 6. Jahrhundert n. Chr. gegründet, wurde Xiva 712 im Laufe der islamischen Expansion von arabischen Streitkräften erobert, was zur Verbreitung des Islam führte.
Im 10. Jahrhundert war Xiva bereits eine bedeutende Handelsstadt in Choresm.
1220 eroberten die Heerscharen Dschingis Khans und 1388 diejenigen Timur Lenks die Stadt.
Bei den häufigen Belagerungen wurden die Befestigungsanlagen der Stadt öfters zerstört. Letztmals geschah dies im Jahre 1740, als Chiwa vom persischen Schah Nadir erobert wurde und das Khanat für kurze Zeit Bestandteil des Perserreiches war.
Ende des 17. Jahrhunderts begann auch deutsche Einwanderung in das Fürstentum. In Chiwa erinnert heute ein Museum an die örtlichen Deutschen.
Im Jahre 1873 wurde Chiwa schließlich von russischen Truppen eingenommen. Von 1920 bis 1925 war Xiva Hauptstadt der Volksrepublik Choresmien. Anschließend war die Stadt Teil der Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik innerhalb der Sowjetunion; seit 1991 gehört sie zum souveränen Staat Usbekistan. 1997 feierte Usbekistan das 2500-jährige Bestehen der Stadt Xiva.
Seit 1967 ist Xiva Museumsstadt, seit 1990 steht die Altstadt Ichan Qalʼа unter Schutz der UNESCO und gehört damit zum Weltkulturerbe der Menschheit. Historische Bauwerke in der Altstadt und somit Teil des Welterbes sind.
Nachmittags spazieren wir nochmal durch die Museumsstadt immer in der Hoffnung das die Sonne raus kommt und uns besseres Fotografier Licht beschert. Aber da wird leider nichts draus. Es tröpfelt sogar ein wenig.

Wir laufen an der Stadtmauer hoch um dieses schöne Foto zu schießen.

Das ist das usbekische Esszimmer wo sich die Familie zu den Mahlzeiten niederlässt

Es gibt viel zu sehen und zu fotografieren

Moschee

Kalta Minor, unvollendetes Minarett mit blauen Keramik Fliesen

Mit ein paar Postkarten setzen wir uns, zum Schreiben, auf eine schöne Terrasse und bestellen uns ein Bier. Nach einem leckeren Essen bummeln wir zurück. Plötzlich erscheint wie aus dem Nichts eine Karawane und der Sultan fordert mich auf mitzuziehen.

Walter sagt: „Dä, jetzt bin ich se quiet“


Mittwoch den 20.04.2022 1 Etappe von Xiva – Bukhara
Nach dem Frühstück steigen wir um 7:50 auf die Räder und verlassen die Stadt.

Diese Gardienen hätte auch Krüger Dieter, Gott hab in selig, dekorieren können „ sach ich mal“

An der nächsten Tankstelle fülle ich die Flasche für den Benzin Kocher.

Reisanbaugebiet Chorasm

Friedhof

Die Namen stimmen, aber die Entfernungen nicht.

Die Straße ist gesperrt, weil die Brücke von der Bahn und von allen anderen Verkehrsteilnehmern genutzt wird. Wir stehen uns die Beine in den Bauch und werden von allen möglichen Leuten fotografiert. Aber dann ist es soweit. Walter und ich dürfen vor den Pkws und Lkws fahren.

„Wüste Gobi (Gabi)“

Wir kommen zu einer großen Baustelle. Ein Mann ist so nett und füllt uns unsere Wassersäcke mit Trinkwasser auf. Eine größere Stadt ist nicht in der Nähe, also planen wir Wildcamping ein. Über die Autobahn geht es jetzt auch für uns weiter, da es keine andere Straße gibt.
Um 17:30 Uhr fahren wir ab und haben einen schönen Platz für unser Zelt gefunden, so dachten wir.

Das Zelt steht und ich bereite gerade unser Abendessen, da erscheint ein Quadt mit zwei Militärpolizisten. Sie machen uns freundlich aber doch bestimmt klar, dass wir hier in Grenznähe zu Turkmenistan nicht zelten dürfen.

Walter trägt das leere Zelt bis hinter den Sperrbereich und wir richten uns da häuslich ein. Ist zwar nicht so schön wie unser vorheriger Platz aber es wird jetzt sowieso dunkel. Um 21:30 Uhr liegen wir in unseren gemütlichen Schlafsäcken.

Tagesdaten: 104 km in 7 Std. und 5 Min.



Donnerstag den 21.04.
Um 6 Uhr sind wir ausgeschlafen und bis wir gefrühstückt haben und unsere Räder bepackt sind, ist es 8:15 Uhr. Das Thermometer zeigt 18 Grad.

Blick über Grenzfluss nach Turkmenistan

Heute fahren wir richtig schnell, schließlich sind wir auf der Autobahn. Neben uns auf dem Seitenstreifen sehen wir eine ganze Herde Wildpferde. Vor den Autos haben sie wohl keine Angst, aber als wir näher kommen, ergreifen sie die Flucht und galoppieren zurück in die Steppe.

Als wir einen Sendemast am Straßenrand sehen, wollen wir unserer lieben Freundin Walli zum Geburtstag gratulieren. Leider sendet der Sendemast die aufgesprochene Sprachnachricht nicht.


So wie gestern finden wir auch heute gegen Abend keine Unterkunft. Aber wir haben ja unser zusammenfaltbares 1000 Sterne Hotel dabei.


Tagesdaten: 123 km in 7 Std. und 10 Min., 326 m hoch und 311 m runter



Freitag den 22.04.
Um 8 Uhr stehen unsere Räder wieder startklar am Straßenrand und es sind heute Morgen schon 26 Grad. Darum haben wir uns für uns für Sonnenschutzkleidung entschieden. Lange Hosen, Shirt mit langen Ärmeln, Socken in den Sandalen, feuchtes Tuch und Kappe auf dem Kopf. Sieht nicht so cool aus, aber die Sonne trocknet einen sonst total aus. Wie immer wechseln wir uns stündlich ab mit Tempo machen. Das hat sich bei uns bewährt und wir kommen gut voran.

Bei unserer Pause finden wir einen schönen schattigen Platz. Walter breitet das Zelt zum Trocknen aus, weil wir davon ausgehen heute eine Hotelübernachtung zu haben.

Von einem leuchtenden gelb werde ich seitlich in die Wüste gelockt. Ich denke es ist eine tolle Blüte. Aber nein es sind nur gelb gewordene Blätter.

Unsere 100 km Marke für heute ist um 15:30 Uhr erreicht und wir suchen in Gazli nach einem Hotel. Wir fragen nach und eine Frau bietet uns ein Mehrpersonenzimmer an. Keine Waschgelegenheit und Plums-Klo im Garten. Sie bietet uns auch Tee und Essen an. Tee und Essen nehmen wir gerne und entscheiden dann noch ein Stück weiter zu fahren

Sehr leckere Nudeltaschen mit Fleischfüllung und scharfer Soße.
Wir kaufen der netten Frau auch noch einige Liter Wasser und ein selbstgebackenes Brot ab und radeln weiter. Nach kurzer Zeit hört die Autobahn auf und die Straße wird sehr holprig. Bei 111 km finden wir wieder einen schönen Schlafplatz. Aber seht selber.

Das ist doch viel schöner als ein Mehrpersonenraum oder?

Tagedaten: 111km in 6Std. 46 Min., 109 m hoch und 98 m runter




Samstag den 23.04.2022
Da wir gestern schon früh in den Federn lagen, sind wir heute schon vor 6 Uhr auf den Beinen. Es ist bewölkt und 20 Grad  als wir um 7:50 Uhr auf der Piste sind.

Nach 6,5 km ist die Piste zu Ende und wir müssen runter auf die alte Straße, die aus vielen Schlaglöchern mit ein bisschen Asphalt drumherum besteht. Wir sehen links von uns in der Wüste fahrende Autos, da muss auch eine Straße sein. Wir schauen nach und finden eine neue Asphaltpiste.

Schöner geht es nicht.

Aber der Spaß dauert nicht allzu lange, dann wird es staubig.

Ein Farbklecks in all dem Grau in Grau

Juchhu, wir haben wieder Internetzugang und können unser Hotel für die nächsten drei Tage über Booking com buchen. Auch die Reiseberichte der letzten drei Tage schicken wir an meine Bodenstation „Ingo“.

Ortseingang Buxoro, hier endet die 100 km lange Baustelle, die uns viel Schweiß und Nerven gekostet.

Um nicht ausgehungert im Hotel anzukommen, steuern wir ein Restaurant an und essen Schaschlik und schlürfen reichlich Tee.
Anschließend gibt Gabi die Zielkoordinaten unseres Hotels ins Navi ein und führt uns zielsicher durch die schmalen Gassen der Altstadt von Bukhara zur Carwanserai Ohun, unsere Bleibe für die nächsten Tage

Der Innenhof von unserem Zimmer aus gesehen

Früher haben in der Kawanserei die Kamele unten ihren Stall, heute schlafen wir dort, es hat sich also nicht vielgeändert.
Das wichtigste ist jetzt erstmal eine Dusche und die schmutzige Wäsche an der Rezeption abliefern. Danach haben wir Feierabend und gehen noch mal in die Stadt.



Etwas in eigener Sache. Fahrrad.de hat meinen Blog www.radtraum.de in der Kategorie Radreisen & Bikepacking für die Blogwahl 2022 nominiert. Im anschließenden Link findet ihr die Informationen für die Teilnahme an der Votingphase. Wir würden uns sehr über eure Teilnahme freuen.


Hier könnt Ihr für uns abstimmen:

https://www.fahrrad.de/info/blogwahl-2022-radreise-bikepacking.html







Sonntag den 24.04. Erster Tag der Besichtigung von Bukhara
Diese Nacht bekomme ich zwar im Halbschlaf mit, dass meine Schwester mehrfach zur Toilette geht, schlafe aber immer wieder ein. Erst am Morgen höre ich von Ihr, dass sie wohl mehr Zeit auf der Toilette als im Bett verbracht hat. So einen Magen-Darm-Virus kann man sich immer mal einfangen. Frühstücken muss ich für zwei Personen, da Gabi es erstmal nur mit Tee versucht. Auf zwei Spaziergängen erkunde ich schonmal vorab diese schöne Stadt. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuß zu erreiche. Hier ein paar Impressionen aus einer interessanten Metropole an der Seidenstraße.

Kartenspielende Männer

Eine der vielen Basare

Reichverzierte Kuppel einer Moschee

„Hoja“ der Till Eulenspiegel in der arabischen Literatur, ist immer von Menschen umringt. Die Ohren des Esels zu berühren soll Glück bringen
Auf dem Heimweg gehe ich noch auf Brautschau.

Hübsche Frauen gibt es viele in Usbekistan


Gabi hat in der Zeit viel geschlafen und zum Glück alles drin behalten. Dann wird es sicher morgen schon viel besser sein. Sie trägt halt das „Leppers Kampf-Gen“ in sich.




Montag den 25.04.
Heute Morgen geht es mir schon viel besser. Trotzdem lasse ich es mit dem Essen noch langsam angehen. Grüner Tee und ein bisschen Brot mit Ei müssen erstmal reichen. Also machen wir uns zur Besichtigungstour auf. Beim „Hoja“ versuche ich mein Glück und fasse das Glück bei den Ohren.

Wir bummeln über den Basar auf der Suche nach langärmligen luftigen Oberteilen, die uns vor der Sonne schützen und werden nach einer Weile fündig.

Auf dem Vorplatz der Kalon-Moschee, zweitgrößte in Usbekistan, findet mit lauter Musik die Siegerehrung eines Fußball-Turniers statt.
Hier in Bukhara spürt man das die Stadt lebt. Es ist eine ganz andere Atmosphäre als in der Museumsstadt Xiva.

Im Innenhof der Kalon-Moschee treffen wir Angelina, eine Russin, die schon 40 Jahre in Bukhara lebt und sich ihren Lebensunterhalt als Reiseführerin verdient. Früher hat sie an der Schule Englisch und Deutsch unterrichtet. Mit ihr machen wir für morgen früh 9 Uhr einen Termin aus. Etwas außerhalb der Stadt liegt der Sommerpalast des letzten Emir von Bukhara, den sie uns zeigen möchte

Der ist nicht ganz so alt wie die Moschee.

Nach einer Mittagspause in unserem Hotel, machen wir uns auf die Suche nach dem Gebäude Tschor-Minor.

Koranschule mit einer berühmten Schriftensammlung

Eine schöne Tür zum stillen Örtchen

Auf Empfehlung von Angelina lassen wir den Tag bei einem Abendessen im „Old Bukhara“ ausklingen.

Na wie steht uns der Usbekistan-Look?



Dienstag den 26.04.
Heute ist Besichtigung pur angesagt. Damit diese nicht langweilig wird, sorgt schon Angelina mit ihren interessanten Kommentaren und Erklärungen zu der Geschichte der Gebäude und Ihren Besonderheiten.
Mit dem Taxi, was sie mitbringt, fahren wir durch die Neustadt hinaus zum Palast Sitorai Mochi Hosa, übersetzt heißt er“ Der Ort wo Mond und Sterne einander begegnen“

Der Sommerpalast des letzten Emir von Bukhara (1911-1920)

Der weiße Saal

Der Empfangsraum hat seinen Namen von den Alabaster Schnitzereien an den Wänden und dem weißen Teppich der hier einst den Boden bedeckte.

Ein Kachelofen aus Deutschland mit Bier trinkenden Männern in einer Gaststube.

Ein Fenster der Teestube

Der Harem des Emirs

Vierzig junge Frauen hielten sich hier zu seiner Verfügung auf. Ein bisschen knapp finde ich.

Vom Thron aus konnte er den Mädels beim Baden im Pool zuschauen. Bei seiner Leibesfülle, wie man auf dem Foto sieht, muss er wohl ganz schön ins Schwitzen gekommen sein.

Das Samaniden Mausoleum

Dieses Bauwerk rund 1000 Jahre alt, hat uns am meisten beeindruckt. Die Ebenmäßigkeit aller vier Seiten des komplett aus Backsteinen errichteten Gebäude, mit ihren 18 verschiedenen Ornamenten ist wohl einmalig auf der Welt.

Auch der Innenraum ist mit der gleichen Ornamentik ausgestattet.

Die Freitagsmoschee besticht durch ihre Leichtigkeit. Das Dach wird von zwanzig reich verzierten und zwanzig Meter hohen Holzsäulen getragen.

Hier verabschieden wir uns von Angelina, mit der wir einen interessanten Vormittag verbracht haben. Wir können Angelina nur weiterempfehlen. Wenn Ihr nach Bukhara kommt und eine kompetente Reiseführerin braucht, hier ist ihre Telefon Nummer:
+998 93 513 1925
Sie spricht Usbekisch, Russisch, Englisch und Deutsch.

Haupteingang der Zitadelle

Auf dem Heimweg schauen wir uns noch die Festung (Ark) mit ihren mächtigen Mauern an.

Im Hintergrund sieht man die Kuppeln und das Minarett des Poji – Kalon – Komplex.

Morgen steigen wir wieder in die Sättel und radeln von Bukhara über Navoi, Nurota, Qoshrabat nach Samarkand, was einer Entfernung von ca. 380 Km entspricht.




Mittwoch den 27.04.
Halb Sechs werde ich wach und bin ausgeschlafen. Als erstes rasiere ich den alten Mann der vor mir am Spiegel steht und bereite anschließend das Frühstück zu. Währenddessen, geht Gabi, eine meiner Lieblings Schwestern, ins Bad. Trotz eines gemütlichen Frühstücks und Räder bepacken, schaffen wir es um 7Uhr 15 das Hotel Ohun zu verlassen. Das Thermometer zeigt jetzt schon 20 Grad. Nach kurzer Zeit durch die Alt- und Neustadt leitet uns das Navi von der Autobahn auf eine Nebenstrecke, deren Straßen Beschaffenheit auf der Skala von sehr gut bis Grotten schlecht, alles vertreten ist.

Eine Weile pedalen wir am Kanal entlang. Die Landschaft hat ihren eigenen spröden Scharm genauso wie die Menschen die uns heute begegnen.

So wie Guli mit Ihrem Sohn Mohammed. Im Schatten des kleinen Market dürfen wir unsere erste Pause genießen und bekommen noch Süßigkeiten geschenkt.

Kurz bevor wir nach 60 km wieder die Hauptstraße befahren treffen wir auf gut gekleidete und wohlerzogene Schulkinder.

Eine Hübsche

Oder der sympathische Kioskbesitzer der uns noch eine Flasche Wasser schenkt.

Um 17Uhr 45 taucht wie bestellt auf der linken Straßenseite das Hotel Soma auf. Wie sich herausstellt ist es ideal für unsere Übernachtung. Nebenan ist ein Market und im Haus ein Restaurant, was will man mehr. Das Personal superfreundlich und hilfsbereit. Das Zimmer mit eigenem Bad und Klimaanlage schlägt mit 110,000 Som = 8,87€ zu Buche.

Tagesdaten: 105 km, 8:05 Std. Fahrzeit, 264m hoch geradelt und 76 m runter



Donnerstag den 28.04.2022
Heute vor vierzehn Tagen sind wir in Tashkent eingereist und doch sind wir gefühlt schon länger hier. Um 6:55 Uhr stehen schon unsere Räder gepackt vor unserem Hotel.

Soma Hotel eine gute Adresse

Es geht heute in die Berge, laut Karte auf eine Passhöhe von 1100 m. Es macht wieder sehr viel Spaß in den Bergen zu radeln, alleine die schöne hügelige Landschaft lässt unsere Herzen höherschlagen.

Die Zeit vergeht wie im Flug.

Schöne Motive zum Ablichten finden sich immer wieder, obwohl es heute kein gutes Licht hat.

Bei 36 km haben wir schon die Passhöhe erreicht, obwohl wir erst auf 780 müNN sind, also hat sich ein Fehler in der Karte eingeschlichen.
Auf einem Parkplatz halten wir unsere Pause ab. Immer wieder werden wir angesprochen, woher wir kommen.

Diese beiden Herren wollen unbedingt ein Foto von uns.
Frisch gestärkt geht es den Berg wieder hinunter.

Ein toller Blick

Bis Nurata gibt es nochmal einige Anstiege, die es auch mit 12% in sich haben. Um 13:15Uhr radeln wir in Nurota ein.

Ein Mittagessen gönnen wir uns und buchen unserer Hotelzimmer über Booking com.

Heute gönnen wir uns sogar mal einen Mittagsschlaf. Schließlich sind wir Rentner.

Tagesdaten: 67 Km in 6:10 Stunden in Fahrt 617m Anstieg und 453m Abstieg




Freitag den 29.04.
Gestern ist der Reisebericht etwas spärlich ausgefallen, weil wir uns viel mit dem Gastgeber und einem slowenischen Reisepaar unterhalten haben. Wir haben es im Guest House Ruslan gut angetroffen. Die Familie ist sehr gastfreundlich und das Abendessen war sehr schmackhaft. Unser Frühstück heute Morgen machen wir selber, weil wir schon um 6:30 Uhr losradeln. Die Luft ist früh morgens einfach viel angenehmer und aus der Erfahrung können wir sagen, dass die meisten Kilometer vormittags gemacht werden.

Ein herrliches Panorama

Die Straße führt Schnur geradeaus mit leichtem Anstieg

Um 13:18 Uhr erreichen wir für heute den höchsten Punkt mit 987 müNN. Es war bisher gut fahrbar. Einige Steigungen hatten schon 12%. Bis nachmittags entwickelt sich das Ganze zu einem Wellenreiten. Beim Runterfahren können wir leider den Schwung nicht so gut mitnehmen, weil die Straße mit den vielen Schlaglöchern es einfach nicht zulässt und wenn man Glück im Unglück hat, bei einem Sturz im Gras landet.

Herrliche Blumenwiesen

Die Post

Bei einer kurzen Pause im Dorf, sprechen uns drei Mädchen an und wollen mit uns Englisch sprechen. Wir lachen viel zusammen und die drei möchten gerne aufs Foto.

Die drei Töchter, die Gabi nach ihren drei Söhnen, noch gerne hätte haben wollen.

Und noch eine letzte Steigung mit 12%

Ca. gegen 17 Uhr erreichen wir einen Linksabzweig und füllen hier unsere Wasservorräte fürs Wildcamping, an einen Kiosk auf.

Der Kioskbesitzer, ganz links auf dem Bild, schenkt uns noch eine große Flasche Ayran mit Kräutern.

Schon bald finden wir einen geeigneten Platz für unser Zelt und lassen uns häuslich nieder.

Tagesdaten: 112 km, 7:35 Std. Fahrzeit, 765 m hoch geradelt und 681m wieder runter



Samstag den 30.04.2022
Die erste Nachthälfte war ein wenig unruhig. Mal waren es Neugierige, die gehört hatten das zwei seltsame Vögel hier ihr Zelt aufgeschlagen haben, dann wiederum ein streunender Hund der meinte uns mit seinem nicht enden wollenden Gekläffe vertreiben zu können. Nach ein paar Steinwürfe in seine Richtung, sucht er das Weite und endlich kehrt Ruhe ein.
Um Fünf Uhr werde ich wach und kann das Frühstück schon ohne Kopflampe herrichten, denn der Tag bricht an. Als wir um kurz nach sieben Uhr unseren neuen Radtag beginnen, zeigt das Thermometer 20 Grad und das frische Grün wird von einem makellosen blauen Himmel überspannt.

Die Blumenwiesen leuchten in den schönsten Farben

Und weiter geht es mit dem Wellenreiten. Viele adrett gekleidete Schüler grüßen uns freundlich und wir Grüßen zurück“ salem aleikum“

Hier hat sich einer schon eine stattliche Oldtimersammlung zugelegt

Als mir mein Handy Internetverbindung meldet stoppen wir und ich buche bei Booking.com eine Übernachtung. Kurz vor Samarkant pausieren wie noch mal bevor wir uns in das Getümmel der Großstadt stürzen. Um 13Uhr30 stehen wir in der Altstadt von Samarkand und bestaunen die riesigen Gebäude, mit ihren Kuppeln und reich mit Ornamenten verzierten Wänden.

Wir wollen uns nur einen ersten Eindruck verschaffen, das steigert noch die Vorfreude auf den morgigen Besichtigungstag. Jetzt heißt es erst mal Essen und Trinken denn das soll Leib und Seele zusammenhalten.


Die anschließende Zimmersuche gestaltet sich noch spannend. Das von mir gebuchte Guesthouse ist überbucht und so gehen wir in der Altstadt selber auf die Suche nach einem geeignetem Guest House. Direkt das erste Hotel welches wir ansteuern ist genau richtig für uns. Im Botanical Guesthouse - Hotel Ramon, checken wir ein für drei Übernachtungen. Wir freuen uns riesig auf den morgigen Tag.

Tagesdaten: 68 Km / 4:50 Std. in Fahrt / 227 m Anstieg und 218m Abstieg


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