März 2019 Türkei - Georgien - Russland
Samstag den 02.03.2019
Endlich ist es soweit, heute Abend 21:15 Uhr bringt mich ein Flieger samt Fahrrad und Ausrüstung nach Trabzon in der Türkei. Ursprünglich wollte ich von zuhause starten und über Tschechien, Polen und Ukraine in Russland einreisen. Da das Verhältnis zwischen der Ukraine und Russland wieder mal sehr angespannt ist, habe ich der Route von der Türkei durch Georgien nach Russland, den Vortritt gegeben.
Die aktuelle Route
Von Trabzon verläuft die Strecke 192 Km am Schwarzen Meer entlang zur Grenze zu Georgien. Da es für eine Tour ins Landesinnere noch von der Jahreszeit zu früh ist, pedale ich auch hier am Meer entlang bis ich nach ca. 370 km in Russland einreise.
Das Geschäftsvisum für ein halbes Jahr
Von der Olympiastadt Sotschi radele ich über Elista nach Astrachan wo der längste und wasserreichste Strom Europas ins Kaspische Meer mündet. Nach dem ich mir das Wolgadelta angeschaut habe geht es den Strom entlang nach Wolgograd, dem frühere Stalingrad. Von diesem geschichtsträchtigen Ort geht meine Reise weiter, an der Wolga entlang über die Städte Saratow, Samara, Kasan, bis Nischni Nowgorod. Hier verlasse ich die Wolga um Anfang Juni Moskau zu erreichen. Hier werde ich einige Tage bleiben, denn Sehenswürdigkeiten gibt es genug zu bestaunen. Die nächste Großstadt und ein absolutes Muss für Russlandreisende ist St.Petersburg, die alte Zarenstadt am Finnischen Meerbusen.
Weiter durch Karelien pedale ich hoch bis Murmansk am Eismeer. Von hier sind es nur noch 760 Km bis zum Nordkap und 250 km bis Alta in Norwegen, wo am vierten August meine Schwester Gabi zu mir stößt. Die nächsten drei Wochen pedalen wir zusammen durch die schönsten Landschaften in Nord Norwegen und über die Inselgruppe der Lofoten bis nach Bodo. Wenn Gabi dann wieder nach Hause fliegt, fahre ich weiter die Norwegische Küste entlang. Dabei passiere ich die Städte Trondheim, Bergen und setze bei Kristiansand mit der Fähre über nach Dänemark. Von hier aus bin ich schon bald in der Heimat. Welche Route ich nun zurück nach Dülken nehme, mache ich vom Wetter und der Zeit abhängig so dass ich Ende Oktober wieder zuhause bin. Das ist meine grobe Planung, wobei nur der Termin mit Gabi fix ist, alles andere kann sich ändern.
Der Abschiedsschmerz von der Familie und von guten Freunden weicht schnell der Reiselust und ich merke wie die Neugierde auf das Neue und Unbekannte in mir hochsteigt. Mein Lieblingssohn Ingo bringt mich zum Airport Düsseldorf und hilft mir beim Einchecken. Wie jedes Jahr hat das Reisebüro Eva Leppers den Flug, das Übergepäck und die Fahrradmitnahme gebucht, so dass alles reibungslos abläuft. Um 21:40 hebt die, bis auf den letzten Platz besetzte Boeing 737-800 von „Sun Express“ ab und steigt in den regnerischen Nachthimmel über Düsseldorf. In der Maschine, mit ihrer spartanischen Ausstattung, habe ich das Gefühl das ich der Einzige bin der nicht in seine Heimat fliegt.
Sonntag den 03.03.
Nach 4 Std.u.30 Minuten Flugzeit landet die Boeing um 3:10 Uhr Ortszeit (2 Std. vor MEZ) auf der parallel zum Schwarzen Meer verlaufenden Landebahn. Auch hier regnet es und das Thermometer zeigt plus 7 Grad an. Der Andrang am Gepäckband ist groß und der Radkarton wird als letztes Gepäckstück in die Halle geschoben. Er sieht ziemlich ramponiert aus aber wie sich später herausstellt hat er seine Funktion erfüllt und das Norwid ist unbeschädigt.
Mein Gefährt seit 2010
Draußen unter dem überdachten Eingangsbereiches vom Internationalem Airport Trabzon schraube ich mein Rad zusammen. Startklar bin ich um sechs Uhr, doch mein Navi erkennt die Adresse nicht vom Hotel wo ich von zuhause drei Übernachtungen gebucht habe. So starte ich noch im Dunkeln, bei leichtem Nieselregen und halte mich Richtung Centrum. Mit Hilfe dreier netter Zeitgenossen finde ich das in der Altstadt liegende Otel „OZGUR“
Central gelegen meine Bleibe für die nächsten Tage
Ich werde freundlich empfangen und mein Gepäck in den dritten Stock gebracht. Ich brauche fürs Erst nur ein Bett und eine Mütze Schlaf. Zwölf Uhr werde ich vor lauter Hunger und Durst wach. Im Kühlschrank steht Wasser und Pamelas selbst gemachten Power Ball verhindern mein verhungern. Ich hatte seit gestern Mittag nicht mehr gegessen fällt mir ein. So gehe ich zum Meydan Parki, der Mittelpunkt der Altstadt und versorge mich in einer Wechselstube mit Türkische Lira.(1,-€ = 6,05 Lira)
Das Atatürk Denkmal auf dem Meydan Platz
Mustafa Kemal Pascha, genannt Atatürk was" Vater der Türken" heißt. Der Begründer der Republik Türkei und von 1923-1938 ihr erster Präsident. Er wir von den Türken wie ein Heiliger verehrt.
Nach einem Mittagessen (27,-Lira) unternehme ich den ersten Spaziergang. Am Abend gehe ich nochmal genieße das quirlige Leben der Stadt. Hier trägt die Fußgängerzone noch ihren Namen zu Recht.
Abendstimmung in der Stadt
Bei einem guten Efe Bier auf meinem Zimmer tippe ich nun den Tagesreport ins Schreibprogramm
Rosenmontag den 04.03. in Trabzon
Als Tourist verkleidet will ich den Tag um 8:30 Uhr mit einem Frühstück beginnen, doch der Nachtportier schläft noch tief und fest auf dem Sofa.“ Der Herr gibt es den Seinen im Schlaf“ denke ich noch so und versuche es mit einem freundliches guten Morgen, erst zaghaft dann immer lauter aber das holt ihn nicht aus seinen Träumen. Ich denke der ist tot und rüttele an seiner Schulter was aber nur bewirkt nur dass er sich zur Seite dreht und weiter ratzt. Ein Mann betritt die Szenerie, sprich ein paar Worte mit dem Schläfer und nimmt mich mit zum Hotel nebenan, wo ich nun Kaffee und Frühstück bekomme.
Da ich von anderen Radlern, die schon durch Russland pedalt sind, gehört habe das Gaskartuschen in Russland schwer zu bekommen sind, mache ich mich hier auf die Suche. Hinter dem Basar werde ich in einem Geschäft für Jagd und Angelzubehör fündig. Als ich den Laden verlasse kann ich fünf Stechkartuschen mein Eigen nennen. Jetzt hat mich das Jagdfieber gepackt denn ich brauche noch Postkarten, die ich in der Touristen Information geschenkt bekomme. Briefmarken gibt es auf der Post.
Nun will ich mir noch einen Überblick verschaffen und muss dafür aber hoch hinaus.
Ca. auf Halberhöhe hat man schon einen schönen Blick auf die Stadt
Es geht noch weiter hoch. Einen Versuch den Weg abzukürzen endet im Dornengestrüpp und ich muss umkehren. Endlich hat die Kraxelei ein Ende und wird durch einen wundervollen Ausblick belohnt.
Ich befinde mich hinter den großen Namenszug TRABZON den man schon aus der Ferne lesen kann.
Nach dem Mittagessen um ca.14.00 Uhr, ist Karten schreiben angesagt. Um sicher zu gehen das sie auch ankommen bringe ich sie zur Post und gehe erst als sie abgestempelt und im Postsack verschwunden sind. Anschließend will ich im Reisebüro eine Tour für Morgen zum 50 km entfernten und auf 1200m hoch gelegenen Sumela Kloster buchen. Das aus der byzantinischen Zeit stammende Griechisch-Orthodoxe Kloster ist in spektakulärer Lage auf einen Felsvorbau errichtet worden.
Foto aus dem Internet
Leider ist das Kloster wegen Restaurierung geschlossen, erfahre ich dort. So werde ich doch Morgen wie geplant meine Radtour 2019 starten und am Schwarzen Meer entlang Richtung Georgien fahren.
Start der Radtour 2019
Dienstag den 05.03. von Trabzon bis Rize
Nach dem ich Müsli und Kaffee auf dem Zimmer zu mir genommen habe, verabschiede ich mich im Hotel. Es ist acht Uhr und sechs Grad als ich die mit Kopfsteinen gepflasterte Straße runter zum Hafen rolle. Die Eingewöhnungsphase, mit vollbepacktem Rad zu fahren ist nur von kurzer Dauer, denn nach den ersten 10 km ist die Routine wieder da.
Es ist mächtig was los auf der Küstenstraße D-010 in Richtung Rize
Langsam wird der Verkehr ruhiger, die meist dreispurige Schnellstraße ist ohne Gegenverkehr und die rechte Spur habe ich für mich. Nur bei Ein- und Ausfahrten ist Vorsicht geboten.
In der Ferne luken die schneebedeckten Gipfel des Anatolischen Hochlandes hervor.
Die auch als E70 ausgewiesene Straße verläuft direkt am Meer entlang. Das Schwarze Meer und der Himmel wetteifern darum, wer wohl heute das schönste Blau hervorzaubert. Bei Tageskilometer 30 stehe ich vor dem ersten zwei Kilometer langen Tunnel. Licht an, noch ein extra Blinklicht hinten am Packsack und eins am linken Arm, so fahre ich in die Röhre. Ich hasse Tunnelfahren aber dieser hier ist fast taghell ausgeleuchtet und hat zwei breite Fahrspuren ohne Gegenverkehr. Ich mag sie trotzdem nicht, alleine der von Hinten immer stärker werdende Geräuschpegel zerrt an den Nerven. Noch zweimal heute muss ich mir das antun. Viertel nach Elf ist es, da sehe ich einen Rast- und Pausen Platz. Ideal für die erste Teepause der Tour
Schöner Pavillon wo auch noch die Sonne reinscheint.
Nach einer halben Stunde Rast trete ich wieder in die Pedale. Gegen Mittag kommt ein wenig Gegenwind auf und es wird dadurch kühler.
Zahlreiche, von rechts aus den Bergen kommende Flüsse überquere ich und auch hier sieht man die weißen Gipfel.
Zehn Kilometer vor Rize werde ich an einem Polizeiposten heraus gewunken. Die Männer freuen sich auf eine Abwechslung. An einer windgeschützten Stelle steht ein Ofen und dort gibt es Tee. Eine junge Frau bietet mir selbst gemachten Kuchen an. Dreiviertel Stunden verbringe ich mit meinen neuen Freunden von der Polis mit Tee trinken, erzählen und Bilder schauen von meiner Weltreise.
Meine neuen Freunde
Tesekkür ederim gülle gülle (Vielen Dank und Auf Wiedersehen)
Um 15:00 Uhr erreiche ich das drei Sterne Hotel Keles meine schöne Bleibe für heute. 21,-€ das Doppelzimmer incl. Frühstück, man gönnt sich ja sonst nichts. Mein Rad steht in der Hotelhalle und ich residiere im siebten Stock.
Tagesdaten: 81 km / 5:43 Std. in Fahrt / 414m Anstieg und 364m Abstieg
Mittwoch den 06.03.19 von Rize nach Hopa
Im Gegensatz zu so manch anderen Rheinländern herrscht bei mir keine Aschermittwoch Stimmung vor. „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ nein im Gegenteil es fängt erst richtig an. Morgenfrüh werde ich in Georgien einreisen. Ich bin schon gespannt wie ein Bogen auf das neue, von mir noch nicht bereiste Land. Im Internet habe ich schon recherchiert wie die momentane Lage ist bei der Durchreise von der abtrünnigen Provinz Abchasien und den Grenzübertritt nach Russland, aber mit wenig Erfolg. Da ich sowie so ins Land will, muss ich mich wohl vor Ort informieren, was zurzeit machbar ist. Im schlimmsten Fall müsste ich nach Trabzon zurück und die Fähre nach Sotchi nehmen.
Berge & Meer "Blick auf die Stadt Hopa"
Um 14:30 Uhr bin ich in Hopa angekommen und habe im Hotel Huzur ein Zimmer bezogen. 80,-Lira mit Frühstück und Wlan. Beim Einkaufen und Essen haue ich die letzten Liras auf den Kopf, mache es mir auf dem Bett gemütlich und tippe den Tagesbericht ins Laptop.
Der Radtag beginnt genau wie Gestern um acht Uhr doch es ist ein paar Grad wärmer als Gestern. Auch geht es heute wieder direkt am Meer entlang und es gibt links und rechts der D-010 viel zu sehen.
Viele tolle Aussichten
Eine neue moderne Moschee, gefällt mir
Heute muss ich viermal durch die Röhre, das wird schon fast zur Routine
Morgen sind es noch 20 Km bis zur Grenze zwischen der Türkei und Georgien.
Tagesdaten: 92Km / 5:48 Std Fahrt / 175m Anstieg und 175m Abstieg
Donnerstag den 07.03. Hopa – Batumi
Zum Frühstücken fahr ich mit dem Lift in die sechste Etage wo sich das Café befindet. Von hier oben habe ich einen Panoramablick auf die verregnete Uferpromenade von Hopa und das heute “ Graue Meer“. Acht Uhr 15 starte ich in den grauen Tag. Nach 23 Km und nach zehn Tunnel Durchfahrten stehe ich an der türkisch georgischen Grenze. Auf der georgischen Seite fragt mich der Beamte wo ich den fahren will in Georgien. Da er ja mein Visum für Russland gesehen hat, beschreibe ich ihm die Route nach Tiflis und über die alte Heerstraße, Kreuzpass bis nach Wladikowas in Süd Russland. Damit gibt er sich zufrieden und wünscht mich in Georgien herzlich Willkommen. Um zehn Uhr wechsele ich schon mal 50 € gegen 150 georgische Lari ein.
Dieser monomentale Betonbau ist das Grenzgebäude zu Georgien
Der Komfortable Seitenstreifen ist verschwunden, auch das Navi zeigt keine Karte mehr an, demnach habe ich jetzt Europa verlassen.
Wasser ist jetzt überall, links die heute so raue See, vom Himmel her fallen die Tropfen und die Straße sieht aus wie eine Seenplatte. Schlimmer als der Regen sind die Lastkraftwagen dessen braune Gicht wie eine Dusche wirkt. Bald erreiche ich den Vorort von Batumi und die Straße wird besser. Ich halte mich links aufs Meer zu und rolle bald ganz entspannt auf dem Radweg am Strand entlang.
Der Radweg an der Uferpromenade
Am Hafen
Vorbei an Hochhäusern, Luxus Hotels und Vergnügungsparks, die bei dem Wetter trostlos aussehen, führt der Weg mich zum Hafen. Im Internet hatte ich gelesen das ein russisches Tragflächenboot Donnerstag die Strecke Batumi – Sotchi bedient. Ich sehe auch das Reklame Schild am Eingang der Hafenmeisterei aber meine Nachfrage ergibt, das Boot fährt im Moment nicht. Im alten Hafenviertel suche ich mir ein Hotel. Da leuchtet mir ein Namenszug entgegen „Hotel Oscar“
Das muss es sein, denke ich mir den in so vielen Länder der Welt, ich glaube zuletzt in Assuan Ägypten, habe ich schon bei Oscar übernachtet. Mit Danja und Maja an der Rezeption werde ich schnell einig und beziehe für 50,-Lari pro Übernachtungen das Zimmer ersten Obergeschoss. Die beiden Damen erklären mir bei Nachfrage, dass es kein Problem für mich sei, durch die autonome Republik Abchasien zu reisen. Das haben mir auch später zwei Verkäufer im Buchladen bestätigt, wo ich eine Landkarte und Postkarten erstanden habe. Postkarten schreibt ja keiner mehr, ich schon!
Ganz in Weiß, gesehen beim ersten Stadtbummel in Batumi
Auf der Post habe ich Briefmarken mit halbstündiger Wartezeit erstanden. Da Georgien als Wiege des Wein gilt habe ich mir guten Rotwein und eine Tafel Zartbitterschokolade gekauft und werde sie heute Abend verköstigen.
Tagesdaten: 45km / 3:35 Std in Fahrt /101m Anstieg und 154m Abstieg
Freitag den 08.03. Besichtigung Batumi
Info: Die aktuelle Zeitdifferenz zwischen DÜLKEN und BATUMI beträgt 3 Std.
Um 7Uhr30 schäle ich mich aus dem Bett, schütte Kaffee auf und dabei gehen mir so viele Sachen durch den Kopf. Nach langen Recherchen im Internet weiß ich nun was zu tun ist um durch die autonome Republik Abchasien zu fahren. Bis vor einigen Tagen wusste ich noch nicht, dass es dieses Land gibt. Ein elektronisches Visum muss beantragt werden. Das zweiseitige Formular habe ich heruntergeladen und fülle es sorgfältig aus. Dann noch ein Foto von meinem Reisepass machen und anhängen. Das hört sich leichter an wie es in Wirklichkeit für mich war. Bei manchen Texten, die ich nicht übersetzen konnte, habe ich das Smartphone zu Hilfe genommen.
Eine Stunde nach dem ich die E-Mail mit dem Antrag abgesandt hatte, kommt schon eine Bestätigung das ich in fünf Werktagen mit meinem Visum rechnen kann. Geschafft, das ist doch mal ein Grund zum Jubeln. Gut gelaunt und bei strahlendem Sonnenschein verlasse ich das Hotel Oskar zum ersten Besichtigungsspaziergang.
Das Hotel Oscar Alt und neu
Eine schöne und eigenwillige Stadt, hier regiert der Bauboom und auch in der Altstadt wachsen schon Hochhäuser aus den Baulücken.
Der zentrale Platz der Stadt
Wo gestern noch auf der Uferpromenade tote Hose war, pulsiert heute bei dem Sonnenschein das Leben.
Am Hafen erblicke ich auch den Grund warum das Tragflächenboot zurzeit nicht fährt.
Wie schon in Trabzon, möchte ich mir einen Überblick von der interessanten Stadt verschaffen, was hier mühelos möglich ist.
Vom Hafen transportiert mich eine Seilbahn ein paar hundert Meter hoch auf den Hausberg der Stadt, von wo man einen fantastischen Rundumblick auf die Stadt und Umgebung hat.
Nach einer kleinen Stärkung geht es zurück zum Hotel denn heute Morgen habe ich gesehen, dass der Hinterradreifen einen Plattfuß hat. Da bin ich gestern bei der Pfützen Landschaft in ein Schlagloch gefahren. Das kann auch böse enden“ also demnächst berter opgepasst“
Zum späten Nachmittag schlendere ich noch mal durchs Hafenviertel. Bei der klaren Sicht sieht man die Ausläufer des Kaukasus. Hier komme ich irgendwann mal im Spätsommer hin, das habe ich mir vorgenommen.
Abendliche Stimmung am Schwarzmeerstrand.
Am Strand und anschließend bei einem guten Abendessen lasse ich den Tag ausklingen. Morgen werde ich gemütlich zur Stadt Poti pedalen und dort auch einen Tag Pause einlegen
Samstag den 09.03. Batumi - Poti
Da es bis zur Republik Abchasien nur noch ca.180 Kilometer gleich zwei Radtage sind, muss ich irgendwo die Zeit totschlagen. So habe ich gestern Abend bei Booking.com für zwei Übernachtungen ein Apartment in Poti gebucht. Apartment near the Sea incl. Wlan 80,-Lari = 26,60 € unschlagbar günstig.
Großer heller Wohnschlafraum mit offener Küche und ein Bad und wo ist der Haken? Die Wohnung liegt im dritten Stockwerk. Als ich um 14:00 Uhr mich mit dem Vermieter und seinem Freund vor der Wohnung treffe, wuchten die Beiden das Rad und Gepäck hoch. Nach dem sie den Fernseher angestellt, das Wlan Passwort mir aufgeschrieben haben, probiere ich die Verbindung aus. Der Vermieter kommt heute Abend nochmal mit seiner Frau vorbei, sie spricht gut Deutsch, weil sie in Freiburg gelebt hat. Sie wird mir alles erklären Heizung, Gasherd, Waschmaschine usw. Außer das ich den ganzen Plunder am Montag wieder runterschleppen muss ist alles OK.
Da ich mit Gabi und Ingo gestern noch bis nach 12:00 Uhr geskypt habe, bin ich noch müde als der Wecker um sechs Uhr klingelt. Der junge Mann in der Rezeption liegt noch auf der Couch und schläft als ich das Hotel Oscar verlasse. Wolkenlos aber lausig kalt ist es, das Thermometer an der Radtasche zeigt zwei Grad. Es herrscht wenig Verkehr als ich vorbei am Hafen und dem Busbahnhof, die Stadt verlasse. Nach 9 Km kommt der erste von vier Tunnel die taghell ausgeleuchtet sind.
Morgendliche Landschaft
Vor dem vierten Tunnel muss ich mich gegen zwei Hunde zur Wehr setzen. Das sie kläffend hinter mir herlaufen ist mir egal aber wenn sie in die Packtaschen beißen hört bei mir der Spaß auf. Ich stoppe abrupt brüll die Köter an und bück mich als wolle ich nach einem Stein greifen, das reicht schon um sie zu verjagen. Gestern habe ich gesehen, dass sie neben langsam fahrenden Autos laufen und versuchen in die Reifen zu beißen dabei bleiben auch einige auf der Strecke.
Ein Stück ist die Strecke nach Poti als Autobahn beschildert aber Autobahn mit Gegenverkehr das kann nicht sein. Ich bleibe auf der Schnellstraße, weil auch nur hier Poti ausgeschildert ist.
Riesige Teeplantagen
Haus auf dem Land
Auf einmal tauchen vor mir zwei bepackte Radler auf. Als ich die beiden jungen Männer eingeholt habe klingle ich sie an, sie drehen sich nur kurz um und heben nur müde den Arm zu Gruß. Was ist das für eine Art unter Radlern denke ich noch, da kommt gerade ein Bushäuschen mit Bank für meine Teepause und ich lasse die beiden Stissel ziehen.
Bis Poti sind es noch 12 Km die ich nach der Pause gemütlich zurücklege. Da ich erst für 14:00 Uhr verabredet bin mache ich noch einen Abstecher zum Meer.
Ein Baum im großen Blumentopf
Als die E70 zwischen dem Meer und dem Paliastomi See am Kolkheti Nationalpark verläuft habe ich mein Ziel erreicht.
Tagesdaten: 68 Km / 5:05 Std in Fahrt / 260m An + Abstieg 256m
Sonntag den 10.03 Besichtigung Poti
Wie versprochen kam am gestrigen Abend das Vermieter Paar mich besuchen. Shorena sprach gut Deutsch, so war die Verständigung gut und eine nette Unterhaltung kam in Gang. Sie hat mir viel von dem wunderschönen und ursprünglichen Bergland Georgiens erzählt. Da habe ich schon Lust bekommen nächstes Jahr im Sommer wieder zu kommen.
Alexander will am Montagmorgen um acht Uhr hier den Schlüssel entgegennehmen und mir beim Rad und Gepäcktransport helfen. Am späten Abend habe ich im Fernsehen einen Amerikanischen Spielfilm mit russischer Synchronisation angeschaut, ein wenig seltsam es wurde nur der Text über den leisen englischen Ton drüber gesprochen.
Nach dem ich gefrühstückt habe und die Wäsche auf der Leine hängt, gehe ich zu Fuß in die ca. 4 Km entfernte Innenstadt von Poti. Die Hafenstadt liegt an der Mündung des Flusses Rioni im Kolchischen Tiefland.
Die Nebenstraßen so wie auch die Bürgersteige sind nicht befestigt. Es erinnert mich an meine Kindheit, wo sich die Jungs auf dem Gehweg mit dem Absatz des Schuhs ein Küllken in den Boden machten um mit den Kölschen zu spielen. (Kölsche oder Knicker farbige kleine Kugeln).
Die prächtige Kathedrale von Poti steht im Zentrum der Stadt. Vom äußerst großzügigen angelegten Platz und Park gehen die Straßen sternförmig in alle Richtungen.
Das Innere der Kathedrale
Nach drei Stunden Sightseeing-Tour durch die Stadt nehme ich mir ein Taxi zurück zum Apartment. Ganze vier Leva kostet der Spaß.
Jetzt mache ich mir ein Bier auf, koche ein paar Nudeln „ e lecker Söschen dabee und lass den lefen Jott ene jute Mann sing.“
Montag den 11.03. Poti – Zugdidi 67 Km
Um 7:00 Uhr bekomme ich schon eine Whatsapp von Alexander: “ Guten Morgen Walter bin um 7Uhr 55 bei dir.“ Ich frühstücke noch in Ruhe und lese die E-Mails. Dabei ist eine von meinen Radfreunden Katja und Christian aus der Schweiz aber dazu mehr später. Alexander ist pünktlich und so beginne ich, nach dem ich mich verabschiedet habe, die Tagestour um acht Uhr. Als ich den Fluss Rioni überquert habe bietet sich noch mal ein schöner Blick auf den Paliastomi See.
Morgendliche Stimmung am See lockere Bewölkung bei 10 Grad
Hier auf der E-60 ist viel Schwerverkehr. Die LKW sind auf dem Weg zum Hafen oder kommen von dort. So bin ich froh als bei Tageskilometer24 der Abzweig auf eine Nebenstraße nach Kobi kommt. Diese Route hatte ich mir gestern noch auf Google Maps rausgesucht und notiert. Jetzt habe ich 11km meine Ruhe und es sind mehr Tiere als Autos auf dem Asphalt.
Ein Cowboy auf einem Drahtesel
Das muss ja mal einen fantastisch schmeckenden Schinken abgeben, denke ich noch so.
Kühe, Ochsen, Schweine, Enten und eine Menge kläffender Hunde bevölkern die Straße mit Graben und Seitensteifen. Dann erreiche ich bei Kobi die E-97. Ab hier herrscht, ein als ruhig zu bezeichnender Verkehr. Eine von der Sonne beschienene Bank bietet sich geradezu an um die Tee Pause zu zelebrieren. Nach einer guten halben Stunde mache ich mich auf, um die letzten 20 Km des Tages abzustrampeln. Als die ersten Gebäude von Zugdidi auftauchen wird der Verkehr dichter und hektischer. Da merkt man schon was ein funktionierendes Garmin wert ist. Adresse eingeben und es leitet dich bis vor die Haustür. Da ich keine Software für Georgien habe muss ich mich durchfragen und stehe um viertel nach Eins vor dem Eingang des Guesthouse Alexy.
Meine Unterkunft
Freundlich werde ich begrüßt und bekomme ein großes helles Eckzimmer mit zwei Fenster zum Hof.
Tagesdaten: 67km / 4:35 Std. in Fahrt / 212m Anstieg und 102m Abstieg.
Dienstag den 12.03.
Gestern Nachmittag habe noch mal eine E-Mail von der Abchasischen Visumbehörde bekommen, ich möchte die beiden Formulare noch mal ausfüllen, weil sie nicht lesbar seien. Mache ich direkt und automatisch bekomme ich wieder das Bestätigungsschreiben das ich mit 5 Tage Bearbeitungszeit rechnen muss. Hoffentlich klappt der zweite Versuch nun endlich.
Meine Kemenate
Nach dem Frühstück das ich in der Küche meines Gastgebers einnehme, fahre ich mal die neun Kilometer bis zur de facto Grenze. Es ist Föhnwetter 20 Grad warm, ich komme mir vor wie im Sommer. Nur nach Vorlage des Genehmigungsschreibens der Abchasischen Behörde darf man zu Fuß über die Grenzbrücke gehen. Soweit ist es bei mir leider noch nicht also pedale ich zurück. Das verfallene Rukhi Castel das direkt an der E 97 steht, lohnt nicht wirklich zu besichtigen.
Ein schöner Blick auf die Berge
Kabelbruch an der Halterung der Lenkradtasche
Als ich wieder im Gästehaus bin ziehe ich ein neues Kabel ein. Gott sei Dank habe ich es geahnt und habe dieses Ersatzteil mitgenommen. Das Kabel hat jetzt 9 Jahre gehalten da kann man nicht meckern.
Meine lieben Schweizer Radfreunde, Katja und Christian, wir kennen uns aus Bolivien, haben mich auf ein kleines aber wichtiges Detail, des Russlandvisums aufmerksam gemacht. Die Zahl 90 am oberen Visumrand. Die Laufzeit ist vom 01.03 - 27.08.2019 aber nur insgesamt 90 Tage. Habe ich total übersehen. 90 Tage das ist nicht zu schaffen, also muss ich die Tour abändern, habe ja im Moment genug Zeit dazu.
Im Park
Beim nachmittags Spaziergang mach ich noch ein paar Fotos
Der Chkhoushi River der mitten durch den Zugdidi fließt
Mittwoch den 13.03.
In der Nacht werde ich wach, mir ist übel und habe den kalten Schweiß auf der Stirn stehen. Ich wanke noch schlaftrunken zum Badezimmer. Nach ein paar Schluck warmen Wassers kommt endlich die Erleichterung und ich breche alles aus. Eine Stunde später schlafe ich wieder ein. Am Morgen geht es mir wieder besser und ich kann frühstücken.
Das Schloss Dadiani
Heute schaue ich mir den Dadiani Palast an und das Museum für Geschichte und Volkskunst das hier beherbergt ist. Der Palast wurde 1860 – 1890 vom Archille Napoleon erbaut. Er war ein Enkel von der Schwester Napoleons, Caroline Bonaparte. Im Museum werden ein Porträt und die Totenmaske Napoleons gezeigt. Schöne Möbel, Geschirr und Waffen sind zu sehen. Das kunstvoll verlegte Parkett hat mich begeistert, dass jeder mit den Schuhen darüber laufen darf, tut dem Parket bestimmt auf die Dauer nicht gut. Ich war der einzige Besucher vier Wachleute und noch mindestens vier Damen in den oberen Räumen die hinter mir das Licht ausmachten, wenn den selbigen verlassen hatte.
Das Schloss mit Hofkapelle und botanischen Garten
Die Kapelle enthält das Gewand der Jungfrau Maria was bis 1453 in der kaiserlichen Schatzkammer aufbewahrt wurde. Später wurde es in ein Orthodoxes Kloster hier in der Nähe gebracht. In der kommunistischen Ära kam es dann zum Schloss Dadiani.
Durch den Park, der mitten durch die Stadt verläuft und gut besucht ist, gehe ich zurück in mein Gästehaus. Hier tüftle ich auf Google Maps an einer neuen Strecke, welche die 90 Tage Regelung berücksichtigt. Mehr dazu Morgen.
Donnerstag den 14.03.19
Nach dem guten Frühstück, Spiegeleier, Würstchen, zweierlei Käse, Brot, Marmelade, Frischkäse und Tee, bezahle ich die drei Übernachtungen. Doch so gut das Frühstück hier auch ist, ich hoffe, dass Morgen die von mir herbeigesehnte Mail ankommt und ich Übermorgen losfahren kann. Da muss ich mich noch in Geduld üben, was noch nie meine Stärke war.
Auf meinem morgendlichen Spaziergang finde ich auch heute neue Wege und Motive
Die Farbe macht es auch nicht besser
Der Frühling hält Einzug
Hier nun meine neue Reise Route unter Berücksichtigung der 90 Tage Regelung für Russland über die ich schon länger brüte.
Den ersten Teil habe ich so belassen wie er war. Von Sotschi über Elista nach Astrachan ans Kaspische Meer. Besichtigung des Wolgadelta.
Auch der nächste Abschnitt, von Astrachan 430 Km die Wolga hoch nach Wolgograd, bleibt wie gehabt. Besichtigung der Stadt Wolgograd, das frühere Stalingrad
ÄNDERUNG: Von Wolgograd werde ich den direkten Weg nach Moskau einschlagen. Sind schlappe 1000 Km. In Moskau Besichtigung der Stadt und wenn noch Zeit bleibt, Treffen mit Putin.
Von Moskau nach St. Petersburg bleibt wie geplant. Besichtigung der schönen Stadt.
ÄNDERUNG: Von St. Petersburg pedale ich hoch zur finnischen Grenze und verlasse Russland. Zu dem Zeitpunkt kann ich absehen wieviel Reisetage für Russland noch bleiben und dem entsprechend den Grenzübergang wieder nach Russland einplanen.
Dann geht es wie geplant nach Murmansk mit Besichtigung des Hafens und weiter nach Norwegen.
So müsste es möglich sein, spätestens am 03.08. in Alta Nordnorwegen zu sein wo meine Schwester Gabi am 04.08. einfliegt.
Da freue ich mich auch schon drauf aber bis dahin ist noch viel Wasser die Wolga hinabgeflossen.
Dem Mann mit dem Zylinder erzähle ich das, ihn interessiert das aber nicht.
In der Kirche ist ein Verstorbener aufgebahrt. Verwandte und Freunde nehmen Abschied von dem Toten. Ich finde ein schöner menschlicher Brauch und sagt viel aus wie man mit dem Tot umgeht.
Haltet mir die Daumen für Morgen.
Freitag den 15.03.
Wenn einer mir die Daumen gedrückt hat dann aber nicht fest genug, denn keine E-Mail aus Abchasien hat mich heute erreicht. Dafür habe ich aber heute Abend zuerst mit meinen Schwestern dann mit Pamela Sebastian Emma und Martha skypen können.
Heute beim morgendlichen Zeittotschlagen habe ich den Botanischen Garten umrundet der zurzeit neu gestaltet und saniert wird. Die Anlage ist komplett umzäunt und einen guten halben Quadratkilometer groß. Am westlichen Ende direkt hinter dem Schloss ist ein kleiner Rummel aufgebaut.
Ein Selbstfahrer, sagte man in meiner Jugend dazu und der könnte sogar aus der Zeit stammen.
50 Pfennig kostete eine Fahrt mit dem Autoscooter, da kann ich mich noch daran erinnern.
Am anderen Ende des Parks ist eine open Air Werkstatt für den Autoscheiben Austausch aufgebaut. Am Baum lehnen die neuen Scheiben und am Wagen wird schon eine montiert.
Da wir schon einmal beim Auto sind passen die supergünstigen Spritpreise auch ins Bild. Preise von 0,76 und 0,85 Cent.
Heute habe ich auch ein gutes türkisches Restaurant gefunden wo ich frisch zubereitete Gerichte bekomme, nicht wie oft üblich in der Mikrowelle warm gemacht. Ich fange mal mit einer Suppe und Brot an und warte ab was mein gestresster Verdauungstrakt dazu meint.
Am Abend, ich bin zurück im Gästehaus, schreibe ich eine Mail an die Visum Behörde, um mich noch mal in Erinnerung zu rufen. Eine Stunde später bekomme ich wieder eine automatische E-Mai mit dem Hinweis auf die 5 Tage Dauer der Bearbeitung.
Samstag den 16.03.
Der Himmel ist Grau in Grau und immer mal wieder fällt Regen heraus, dann wird’s ungemütlich. Aber nach dem Motto“ der Junge muss mal an die Luft“ gehe ich auch heute vor die Tür. Wie Immer komme ich an der alten Frau vorbei, die den ganzen Tag vor den mit Sprit gefüllten Limo Flaschen sitzt und auf Käufer hofft. Den Damen die an den offenen Ständen Obst und Gemüse verkaufen.
Er versucht sein Glück im seichten Wasser des Flusses
Auf der Brücke über den Chkhoushi River sitzen Frauen dicht beieinander und wollen irgendetwas an irgendjemanden verkaufen. Ein Stück weiter steht die Markthalle die mit ihrem reichhaltigen Angebot die Menschen anzieht. Gegenüber ist der Busbahnhof wo auch immer was los ist. Ich drehe meine Runde durch die Stadt aber bei dem Wetter mach es keinen Spaß. Nach dem ich in einem Laden die Brühwürfel gefunden habe die ich schon vergebens gesucht habe, mache ich mich auf den Heimweg.
Um 15:30, es ist so trüb Draußen das ich das Licht anknipse, bringt mir die Gastgeberin einen Teller heiße Suppe aufs Zimmer.
Kharcho mit Brot
Die Suppe hat vorzüglich gemundet und mich gesättigt, so dass ich heute nicht unbedingt zum Essen in die Stadt muss.
Meine letzten Laris ( GEL) georgische Währung
Ich hoff dass bald der Rubel rollt, denn in Abchasien ist er nämlich Zahlungsmittel.
Sonntag den 17.03.
Das Wetter ist Besch.. eiden so dass ich mich um die Statistik kümmere und sie auf den neusten Stand bringe. Mit meinem Sohn kann ich skypen was für mich ein Highlight des Tages ist. Jetzt habe ich auch die Zeit mir den Reiseführer Moskau zu Gemüte zu führen. Der junge Russe Andrew mit mongolischem Einschlag der nördlich vom Baikalsee zuhause ist, besucht mich in meinem Zimmer, um Informationen über das Abchasische Visum zu bekommen. Er wohnt ein Stück weiter in einem anderen Gästehaus. Wir plaudern über unsere Reisen und er schreibt seine E-Mailadresse in mein Tagebuch. Er bekommt meine Visitenkarte und wir vereinbaren, dass ich ihm Bescheid gebe, wenn ich mein Visum habe.
Es ist 16:00 Uhr es reget noch immer aber ich muss mal vors Loch sonst fällt mir die Decke auf den Kopf. Trotz Sonntag sind fast alle Geschäfte auf, auch die Markthallen die ich nun trockenen Fußes durchstreifen kann.
Die Markthalle
Außer gestern war ich noch jeden Tag hier und ich bin jedes Mal fasziniert von der Fülle des Angebots. Beidseitig und hinter der Halle setzt sich der Markt fort mit unzähligen Verkaufsständen die oft nur durch eine Folie gegen den Regen geschützt sind.
Die Obst- und Gemüse Straße
Hier gibt es alles vom rostigen Nagel bis zur Kettensäge, vom Zucker bis zum Kaviar zu kaufen
Der Markt wirkt auf den ersten Blick chaotisch, aber er ist klar strukturiert. In den Hallen gibt es die Lebensmittel. Dann, ähnlich wie in den arabischen Suks, sind Handwerker oder Materialien Straßen weise geordnet. Suche ich ein zum Beispiel eine Steckdose, frage ich mich durch bis ich die Elektro Abteilung gefunden habe. Jetzt habe ich die Auswahl an mindestens 10 Ständen mit Elektroartikel, vom Kabel bis zur Waschmaschine.
Hier gibt es unter anderem, Mehl, Hülsenfrüchte und Gewürze lose zu kaufen.
Durch die vielen Düfte und Gerüche habe ich Hunger bekommen und ich gehe in das türkische Restaurant Galata wo ich schon mit Handschlag begrüßt werde. Nach dem Essen, es war wieder mal gut und lecker, mache ich mich auf den Heimweg aber vorher erstehe ich noch einen guten georgischen Rotwein, damit der Abend ein wenig Farbe bekommt.
Montag den 18.03
Heute bekomme ich wieder mal Post von der Visabehörde worin steht: kommen sie aus Russland? oder aus Georgien? usw. Die junge Frau in der Touristen Info die ich anspreche, schreibt mir den Namen Jilda auf, sie arbeitet in der Central Bibliothek in Zugdidi sie spricht Deutsch und Englisch. Ihr zeige ich die E-Mails vom Abchasischen Visacenter und sie tippt die Antwort in mein Laptop und ich schicke die Mail ab. Der Text lautete sinngemäß das ich aus Georgien kommend nach Abchasien einreisen möchte, fünf Tage im Land bleiben will und dann nach Sotschi ausreisen möchte. Mit der Bitte um ein Datum wann ich einreisen kann. Jetzt bin ich mal gespannt. Wenn ich in den nächsten Tagen keine klare Auskunft bekomme werde ich auf Plan B zurückgreifen, den ich Morgen noch mal genau durchrechnen muss. Dazu brauche ich auch noch mal ein Paar Infos aus dem Touristen Büro, die ich Morgen einholen werde.
Auf dem Heimweg hol ich mir ein frisch gebackenes georgisches Fladenbrot. Es wird in einem Lehmofen gebacken. Hier stehen die Menschen Schlange und warten auf das frische Brot.
Eine typische Backstube
Der Bäcker drückt den Teig mit einem Ballen an die Innensete des Ofens. Diese Art zu backen habe ich auch schon in Pakistan gesehen.
Wenn die Brote fertig sind holt er sie mit zwei Stöcken aus dem Ofen.
Diese außergewöhnliche Form ist typisch für Georgien, schmeckt vorzüglich und kostet ein Lari = 30 Cent.
Dienstag den 19.03
Gestern kam wieder diese Automatische E-Mail mit der Floskel 5 Werktagebearbeitungszeit und das Angebot das sie mir ein Russlandvisum besorgen könnten. Später kommt noch eine E-Mail von Abchasien mit dem Wortlaut. Ich könnte nicht aus Georgien nach Abchasien und weiter nach Russland ausreisen, weil ich dann mit dem Stempel von Russland im Pass, bei der nächsten Reise nach Georgien Schwierigkeiten bei der Einreise bekommen werde. Ist das eine Warnung? Ist das ein Verbot? Warum bieten sie mir dann ein Russlandvisum an? Kein Termin für die Einreise worum ich sie gebeten habe. Ich habe genug von diesem Spielchen und kümmere mich um Plan „B“
Plan“A“ von Zugdidi über Sotschi Elista nach Astrachan 1280 Km
Plan „B“ Von Zugdidi über den Kaukasus nach Astrachan 1340 Km
Von Zugdidi über Kutaisi, Khshuri, Kareli, Gori nach Tiflis. 340 Km
Von Tiflis der alte Heerstraße folgend über Gudauri ( Ski Gebiet) zum Kreuz Pass 2379m üNN
weiter über Steppantsminda zur russischen Grenze und zur Stadt Wladikawkas. = 200 Km
Von Wladikawkas bis Elista. = 480 Km
Von Elista bis Astrachan. = 320 Km
Kilometermäßig ist da nicht viel Unterschied aber bei Plan „B“ ist ein wenig Klettern dabei und gutes Wetter braucht man halt. Vier Tage klares Wetter von Tiflis aus würden mir schon reichen, wie hat der große deutsche Denker gesagt: Schauen wir mal.
Im Netz finde ich die Info: Beste Reisezeit für die alte Heerstraße ist von April bis Oktober, also geht doch.
Kreisverkehr im Zentrum von Zugdidi
Ich besuche noch mal Jilda aus der Central Bibliothek, sie hat aber auch keine Erklärung für das Verhalten der Behörde. In der Tourismus Info hole ich mir noch Detail Karte von der Strecke und wechsele noch Euro gegen Lari. Ein letztes Mal gehe ich ins Galata essen, kaufe noch etwas Proviant ein und gehe zurück zum Gasthaus Alexy, packe meine sieben Sachen zusammen. Morgen werde ich auf dem Zimmer Frühstücken und versuche um 7Uhr 30 auf der Straße zu sein.
Der Berg ruft und ich komme!
Mittwoch den 20.03.2019 Zugdidi – Kutaisi 103 Km
Sieben Uhr fünfzig ist es und ich verlasse das Gasthaus Alexy. Es war ein günstiges und gutes Zimmer ideal um die Wartezeit zu überbrücken.
Neue Ziele braucht der Mensch
Gut gelaunt, weil es endlich losgeht, trete ich in die Pedale und erreiche nach 39 Km die E60 die nach Tiflis führt. Das Wetter ist fantastisch und das Thermometer klettert schnell von 5 Grad beim Start, auf 17 Grad.
Die Straße ist nicht gerade die Beste aber ich bin schon auf viel viel schlimmeren Asphalt gerollt.
In die Stadt Abasha fahre ich auf einer, mit Palmen gesäumten Hauptstraße, suche mir eine Sonnenbank für die Teepause. Hier klettert die Quecksilbersäule in der Sonne auf 30 Grad. Es ist angenehm die Sonne auf der Haut zu spüren. Die Menschen sind freundlich und grüßen mich, auch als ich wieder auf dem Rad sitze winken mir viele zu und Autos grüßen mich mit einem Hupkonzert.
In Zugdidi habe ich schon vereinzelt Ford Transits oder Mercedes Sprinter mit deutscher Beschriftung gesehen aber heute umso mehr. Das sind all die Fahrzeuge die nicht mehr in unsere Innenstädte dürfen. Vom Feinstaub den Übergang zum Thema Friedhof zu finden ist ja nicht allzu schwer.
Die Leser die schon länger meinen Blog verfolgen wissen um mein Faible für Friedhöfe. Auch in Georgien schaue ich mir einen an. Viele Gräber haben in direkter Nähe einen überdachten Sitzplatz für mehrere Personen. An Feiertagen trifft sich die Familie sitzt isst und Trinkt mit den Toten. Auch sieht man auf den Gräbern in den Stein gravierte Abbildungen von dem Toten. Hier auf dem Grabstein rechts einen Mann mit Zigarette in der Hand der vor seinem Auto steht. Man kann sogar noch das Nummernschild entziffern.
Mit dem Ortsschild Kutaisi klingel ich und rufe Gabi 100, das erste, aber sicher nicht das letzte Mal auf dieser Tour. Zwei Kilometer weiter, ich bin in der drittgrößten Stadt Georgiens und Hauptstadt der Provinz Imeretien, da sehe ich das Hotel Eleganz mit einem Restaurant nebenan genau richtig für mich. Mit dem sympathischen Hotelmanager Georg werde ich schnell einig 40,- Lari = 13,-€ ein super Preis für ein Zimmer Europäischen Standard, mit Heizung und Bad. Erst einen Kaffee dann eine heiße Dusche und ein gutes Essen, das sind die kleinen Belohnungen und der Ausklang eines schönen Rad Tages.
Tagesdaten:103 Km / 625 Std. in Fahrt / 249m Anstieg und 240m Abstieg /
Donnerstag den 21.03. Kutaisi – Surani 98 Km
Walter und sein Plan.
Um es schön warm zu haben krieche ich unter das Plümo zwei Kissen im Rücken ein Glas Rotwein neben mir und versuche nun den Tag Revue passieren zu lassen. Der Plan war bis zur bekannten Ubisa Monastery zu radeln, sie zu besichtigen und dort zu schlafen. Also verabschiede ich mich von Georg der auch in der Früh da war um mir zu helfen.
Georg bleibe wie du bist denn so bist du gut
Die Wolken hängen tief und immer wieder fällt leichter Nieselregen heraus. Nach 12km wird die E60 zur Autobahn.
Stadt, Land, Fluss
Das Gegenlicht erschwert enorm das Fotografieren. Bei Sonnenschein kann das auch jeder.
Genau bei 32 Tageskilomete ist das schöne Radeln auf einer drei Meter breiten Standspur vorbei und ich und alle anderen Fahrzeuge müssen durch das Nadelöhr Zerstaponi. Kurz vor dem geplanten Ziel, frage ich in einem großen Restaurant, das aussieht wie ein Hotel, nach einem Zimmer. Keinen Room auf den nächsten 40 Km und im Kloster Ubisa kann man auch nicht übernachten, erfahre ich hier.
Das Kloster Ubisa von der Straße abgelichtet
Das wollte ich vermeiden, den Rikoti Pass mit 999m ü NN heute noch zu erklimmen aber da muss ich jetzt durch oder besser gesagt hoch. Und es geht mächtig hoch, die Kräfte schwinden, von der monotonen und anstrengenden Fahrt ohne Seitenstreifen. Meine beiden von außen verstellbaren Rückspiegel habe ich immer mit einem Auge im Blick. Wenn von hinten ein Brummi naht und gleichzeitig mir einer entgegenkommt, flüchte ich freiwillig auf den Schotter Seitenstreifen. Rechts und links an den Berghängen sind noch Schneereste zu erkennen. Zwei kleine unbeleuchtete Tunnel habe ich schon passiert als ich vor mir der Rikoti Tunnel auftaucht. 900 müNN zeigt das Garmin an.
Noch nie habe ich mich so auf einen Tunnel gefreut
Links geht ein Bypass noch mal 100m hoch über den alten Rikoti Pass. Ich halte auf den Tunnel zu, der gut ausgeleuchtet ist, da kommt mir laut gestikulierend ein Mann entgegen und zeigt unmissverständlich auf den Bypass. Ich bin entsetzt fertig und verstehe die Welt nicht mehr,warum ich da hochsoll. Der Mann sieht mich an und fragt was für ein Landsmann ich sei, Germania antworte ich und ein breites Grinsen macht sich in seinem Gesicht breit und er ist mir schon sympathischer. Ich steige vom Rad zeige ihm meine drei Rücklichter den Scheinwerfer vorne und er ist mehr als zufrieden und hebt den Daumen. Als ich ihm noch zwei von Pamelas Power Balls in die schwieligen Hände drücke, lacht er sogar und ich darf fahren. 1,75 km ist der Tunnel lang, steigt noch ein wenig an um dann auf der letzten Hälfte Berg ab zu führen. Die erste Pension, die ich nach einer rasanten Abfahrt in Surani erreiche, ist schon genau richtig. 30,- Lari und Essen gibt es auch: Fleisch, Gemüse, Käse, Brot und als Nachtisch Gebäck. Dafür darf ich 13,- Lari bezahlen, ein Bier und selbst gemachter Birnensaft gehört auch noch dazu.
Tagesdaten: 98 Km / 8:45Std In Fahrt /1217m Anstieg und 616m Abstieg sind schon eine echte Bergwertung.
Freitag den 22.03 Surani – Gori 61Km
Als ich heute in der Früh den 1Liter Wasserkocher auspacke um Kaffeewasser zu kochen sehe ich das der Kunststoffsockel mit der Elektrik drin, auseinandergebrochen ist. Den hatte ich in Äthiopien gekauft, er war so handlich klein und Praktisch, jetzt muss der Gaskocher ran. Beim Frühstücken sitze ich auf dem Bett und schau aus dem Fenster. Der Blick wird mir durch die aufgehangene Wäsche auf der Loggia zum größten Teil versperrt aber das es regnet und nebelig ist sehe ich noch. Da ich heute nur 60 Km bis zum Geburtsort Stalins Gori möchte, lasse ich mir Zeit und bin erst um 9:00Ur auf der Straße.
Typische Kirche in Georgien
Nach 17km bin ich wieder auf der Autobahn die ich auch bis Gori nicht verlassen werde. Kurz vor meinem Ziel steigt die Straße noch mal um 120m an und von hier oben habe ich einen fantastischen Blick auf das Tal.
Zuhause hatte ich einiges gelesen von der außergewöhnlichen Architektur der Autobahnraststätten hier im Land. Schade das ich die nicht zusehen bekomme, habe ich noch gedacht aber so kann man sich irren. Um 13:00 Uhr, ich habe schon eine kleine Stadtrundfahrt mit dem Norwid absolviert, da finde ich das Guest House Continental wo ich ein schönes modernes Zimmer im zweiten Stock beziehe. Nach einer heißen Dusche die meinen strapazierten Muskel guttun, schaue ich mir die Stadt an.
Das Stalin Museum, unter dem tempelartigen Überdach, steht Stalins Geburtshaus wo die ersten Jahre seines Lebens mit seinem Vater, der Schuhmacher war, verbracht hat. Dahinter ist das eigentliche Museum. Daneben steht Stalins grüner Pullman Wagon.
So wie diese etwas lädierten Helden die am Fuße der Zitadelle ihre wunden Lecken
Soviel Besichtigung macht hungrig und durstig und ich kehre ein. Morgen werde ich die Hauptstadt Tiflis erreichen, wie sagt man so schön“ so Gott will“.
Tagesdaten: 61 Km / 3:55 Std.in Fahrt / 275m Anstieg und 474m Abstieg
Samstag den 23.03. Gori - Tiflis 84Km
Vieleicht haben einige beim Lesen des gestrigen Berichts gemerkt das ich gar nichts über das Museum geschrieben habe. Auf einen Besuch im Inneren habe ich bewusst verzichtet da ich nicht einverstanden bin mit der Darstellung und Glorifizierung des grausamen Diktators Stalin. Es sind Bestrebungen im Gange, dass abzuändern, was zu begrüßen wäre.
Um acht Uhr verlasse ich Gori und werde nach 5 km wieder auf die Autobahn geleitet. Die Strecke steigt die ersten 15 Km sanft aber stetig an.
Teheran ist auch nicht mehr weit aber da war ich schon.
Bei einem Grad plus bin ich in Gori los und um die Mittagszeit sind es mal grade 4 Grad wärmer
Da heißt sich warm einpacken
Das nun folgende sanfte Auf und Ab bewirkt, dass es Bergab saukalt ist und an den Steigungen beginnt das Schwitzen.
Bei Tageskilometer 58 kommt der Abzweig in die Berge nach Gudauri und Stepansminda. Erst Dienstag werde ich diese Richtung einschlagen heute pedale ich weiter Richtung Tiflis. Acht Kilometer später, ich schwimme mit im dichten Verkehrsfluss, sehe ich das Ortsschild Tiflis. Erst nach weiteren 18Km finde ich fast auf Anhieb mein gebuchtes Hotel Bon Voyage im Zentrum der Stadt
Nach dem ich mich häuslich eingerichtet habe, Wäsche gewaschen und mit Gabi skypen konnte schaue ich mir ein wenig die Stadt an. Eine Kleinigkeit Essen und Trinken und dabei das quirlige Leben der Metropole beobachten
Die Stadt gefällt mir und Morgen, wenn ich ausgeschlafen bin werde ich die Sache noch vertiefen.
Tagesdaten: 84 Km / 5:30 Std in Fahrt / 435m Anstieg und 615m Abstieg
Sonntag den 24.03.2019
Ausgeschlafen bin ich, die zweite Wäsche hängt zum Trocknen auf der Leine und jetzt mache ich mich Stadtfein. Eine frische Brise weht mir draußen um die Nase so dass ich noch mal zurück gehe und mir eine Windjacke überziehe.
Zuerst spaziere ich Einkaufsmaile entlang. Hier ist an Designerläden und Nobelboutiquen alles vertreten was der modische Mensch von Heute zu brauchen meint. Hinter dem Platz mit der St. Georgs Säule, finde ich ein Büro der City Sightseeing Tiflis. Hier erstehe ich für 50,-Lari ein Ticket für den morgigen Tag für den Red Bus. Das Angebot habe ich auch in Kapstadt genutzt. Der Bus fährt in einem Rundkurs die Sehenswürdigkeiten der Stadt an und man kann den ganzen Tag an jeder Haltestelle ein und aussteigen. Den jungen Mann am Schalter spreche ich auch auf meine weitere Radtour über die Alte-Heerstraße an, ob der Kreuzpass zurzeit offen ist. Er telefoniert und meint heute ist er offen, er kann aber nach starkem Schneefall gesperrt werden. Ich solle mich unterwegs vor Ort bei der Polizei erkundigen.
Was macht man noch Sonntag? Man geht in die Kirche
Nach dem ich das Foto gemacht habe sehe ich das dort ein Toter aufgebahrt ist. Vier Ehrenwachen stehen am Sarg und die Menschen nehmen Abschied von dem Toten.
Von der Kirche laufe ich runter zum Fluss Mtkvari der durch die Stadt fließt.
Die Georgier haben schon ein besonderes Verhältnis zur Architektur
Von der Friedens Brücke Richtung Altstadt
„Der schiefe Turm von Tiflis“, habe ich dieses Kunstwerk getauft
Besichtigen macht hungrig und so suche ich mir eine urige Kneipe und esse mir „ e Pännke Industrie“ für alle nicht Niederrheiner, Bratkartoffel. Dazu gehört frisches Brot und ein Bier.
Am Nachmittag wandere ich durch den oberen Teil der Altstadt wo sich sonst kaum ein Tourist hin verirrt.
Im Sparladen neben an kaufe ich einen 2017 Teliani Valley 13% Red Dry ein, denn man gönnt sich ja sonst nichts.
Montag den 25.03. Besichtigung Tiflis
Im Nachhinein betrachtet hätte ich mir die Fahrt mit dem Red Bus sparen können, denn das bekommt man auch in einem Tag locker zu Fuß hin. Hinterher ist man immer schlauer.
Der Red Bus
Reiseführer über Georgien und Tiflis gibt es genügend und im Internet bekommt man ausgezeichnete Informationen über Land und Leute. Ich bin begeistert von der Stadt. Tiflis hat schon seine ganz eigene Atmosphäre und hinter jeder Ecke gibt es was Neues zu entdecken. Ob es die alten Gemäuer sind oder die extravagante Architektur ist, ich glaube die Mischung von Beiden macht es meines Erachtens aus.
Die Endstation des Red Bus ist an der Seilbahnstation mit der ich hoch zur Mutter Georgia fahre. Hier oben wacht sie über die Stadt und man hat einen tollen Panorama Blick auf die Selbige.
Stadtpanorama
Die Stadt ist bis an das steile Ufer des Flusses gewachsen
Aber auch Kulinarisch hat die Stadt einiges zu bieten. Heute probiere ich mal eines der Nationalgerichte. Khinkali Kalakuri das sind gekochte Teigtaschen mit einer gehackten Füllung, Diese würzige Spezialität hat mir sehr gemundet. Auch heute ist es mir wieder mal schwergefallen aus der Masse der Bilder die richtigen auszusuchen.
Morgen geht es in die Berge aber dafür muss ich erstmal 28 Km Stadtverkehr hinter mich bringen.
Ich fahre alleine und kenne auch die Richtung.
Dienstag den 26.03.19
Bevor der Wecker abläuft, bin ich schon wach und ausgeschlafen. Für die Prozedur gemütlich zu Frühstücken und packen brauche ich ca. zwei Stunden. So starte ich um 7Uhr 30 in kompletter Regenmontur, denn ein leichter Nieselregen fällt aus den Wolken.
Das Norwid steht fahrbereit vor dem Hotel“ Bon Voyag“ in Tiflis
Der frühe Start macht auch Sinn wie ich direkt feststellen kann, denn die Straßen sind wie leergefegt. So komme ich gut voran aber die Pfützen am Straßenrad sind mit Vorsicht zu genießen. Immer umfahre ich sie, wer weiß was für ein Loch sich darin verbirgt.
Der Kilometer 0 an der Alten Heerstraße
Genau hier, am Beginn der Alten Heerstraße, hört es auf zu regnen und ab und zu kommt die Sonne zum Vorschein, so dass die Straße schnell abtrocknet. Viele LKW mit armenischen Kennzeichen sind auf der Strecke und fahren meist im Konvoi. Kurz nach der Teepause erreiche ich den Shinwali Stausee, dessen Wasserstand im Moment sehr niedrig ist.
Der Stausee mit Niedrigwasser
Schon vom Fuße der Staumauer steigt die Straße mächtig an um dann wieder zur Ortschaft Ananuri abzufallen. Da taucht vor mir die Festung Ananuri auf.
Wie auf einem alten Ölschinken wirkt die Szenerie auf mich.
Bis hierhin hatte ich mir vorgenommen heute zu kommen. Da es aber erst 13 Uhr 40 ist, fahre noch ein Stück. Sechs Kilometer weiter mache ich die zweite Pause um dann die letzten 18 Kilometer bis zur Stadt Pasanauri zu Kurbeln.
Die weißen Riesen des Kaukasus kommen näher.
Vier Kilometer vor der Ortschaft, ich habe gerade den Khandoskhevi River überquert sehe ich das Hotel mit Gaststätte, wie extra für mich dahingestellt.
Nach dem ich mich häuslich niedergelassen ist die heiße Dusche für den Leib eine Wohltat. Eine Suppe mit Brot, Kebab mit Kartofel und Zwiebel, dazu zwei Halbe Bier, sind heute mein Abendmahl für alles zahle ich mit der Übernachtung 60,- Lari = 20,-€-. Was fehlt ist Wifi aber das ist nicht das Wichtigste, der Strom hier im Haus wird bei Einbruch der Dunkelheit mit dem Dieselaggregat erzeugt.
Morgen kommt das härteste Teilstück der Heerstraße und satten Steigungen, so habe ich gelesen.
Mittwoch den 27.03. Pasanauri – Gudauri 35 Km
Mein Patenkind Julia, welche selber schon zwei Kinder hat, feiert heute Geburtstag.
Blick von der Sonnenterrasse auf ein winterliches Bergpanorama im Kaukasus
Hier sitze ich und kann gar nicht genug von der Aussicht bekommen „nee wat jedet os doch joot“ habe ich schon ausgerufen und prompt kommt die Kellnerin und nimmt meine Bestellung auf. Eine georgische Suppe mit Brot und ein Bier fürs Erste. Ich nehme meinen Schreibblock und beginne damit den heutigen Tag zu Papier zu bringen. Da kommt meine Suppe mit Fladenbrot die ist jetzt zuerst dran. So beim Schlürfen der heißen Suppe denke ich, eigentlich müsste ich der Visabehörde von Abchasien Dankbar sein für ihre Untätigkeit, sonst hätte ich dies alles nicht gesehen und erlebt. Bevor ich jetzt philosophisch werde und über den Sinn oder Unsinn einer Sache, oder über die Zufälle die manchmal unser Leben verändern sinniere, lasse ich den Tag noch mal an meinem inneren Auge vorbeiziehen.
Als ich um Sechs die Nase aus dem Fenster stecke um zu sehen was für ein Wetter herrscht, bin ich begeistert. Es ist wolkenlos und minus zwei Grad. Zwei Stunden später sitze ich bis in die Haarspitzen motiviert auf meinem Drahtesel und will nach oben.
Nach kurzer Zeit treffe eine parkende drei Kilometer lange LKW Schlange. Die meisten Fahrzeuge haben ein Armenisches Kennzeichen aber auch Rus, TY, GE, KZ, stehen bei den Wartenden.
INFO: für Radler. Für Georgien braucht man kein Zelt die Unterkünfte sind zahlreich und preiswert, so wie auch das Essen. Das letzte Hotel vor der Serpentinenstrecke kommt bei Tageskilometer 16. Die Steigungen sind nie mehr als 5 - 9 %.
Bei der Brücke über den Fluss beginnt die Serpentinenstraße. Nach 2 Km mache ich erst mal Pause. In der Sonne sind es jetzt schon 10 Grad und angenehm. Kurz vor 12:00 Uhr trete ich in die Pedale und schraube mich höher und höher.
Schon fast am Ziel
Bald schon kann ich den Wintersportort Gudauri an seinen Liftanlagen erkennen. In der Innenstadt wird es ungemütlich erstens viele Baustellen, die LKW hat man von der Leine gelassen und diese donnern durch die Stadt. Jetzt bleibt mir nur noch der matschige Seitenstreifen.
Da sehe ich rechts Oben ein Hotel das „Gudauri Hut“ Um 14:00 habe ich ein großes helles und beheiztes Zimmer mit Bergblick. Mein Rad steht im Keller neben Skiern und Snow Boards.
Blick aus dem Fenster
Nach gefühlten 10 Minuten unter der Dusche gehe ich in die Stadt und suche mir ein Lokal mit Sonnenterasse und schreibe diesen Tagesbericht.
Später beim Abendessen im Hotel, lerne ich noch Daniel, Dominik und Georg kennen sie sind Skilehrer aus München und Umgebung und machen eine Woche Skiurlaub hier in Gudauri. Eine nette Truppe.
Tagesdaten: 35Km / 4:45Std in Fahrt / 1056m Anstieg und 89m Abstieg.
Fazit kurz aber heftig.
Donnerstag den 28.03. Gudauri – Stepanzminda 37 km
Als ich um acht Uhr das Hotel verlasse erwarten mich sieben Grad Minus und ein frischer Wind. Auf dem Weg zur Straße verabschieden sich noch die Skilehrer die auf dem Balkon stehen, von mir und wünschen mir eine gute Fahrt. Gut gemeinte Wünsche die man mit auf Reisen nimmt sind wie ein zusätzlicher Schutzengel und ich habe schon zwei Engel.
Es geht direkt zur Sache, denn die Steigung beginnt vom ersten Meter der Straße an. Nach dreieinhalb Kilometer kommt das Ortsausgangsschild von Gudauri und ich hänge in den Wolken. Alles rund um mich ist weiß, wäre da nicht das graue Asphaltband, würde es schwer mit der Orientierung. Eine Lawinen Schutzgalerie von 800m Länge passiere ich als auf der linken Seite im Nebel das Monument der Freundschaft auftaucht. Es ist noch nicht zugängig vor lauter Schnee.
Aus alten Sowjetzeiten
Kurze Zeit später, das Garnin zeigt 2395 müNN an, sehe ich das blaue Schild der Passhöhe, der Kreuzpass ist erreicht. Fast eineinhalb Stunden habe ich für die 10 km gebraucht und bin verschwitzt. Jetzt heißt es warm anziehen denn ab jetzt geht es mit mir bergab. Es beginnt für mich ein Höllenritt denn es kommen vier enge tief schwarze und Schlagloch reiche Tunnel. Dazu sind die Stäbe der Viehgitter an den Ein und Ausfahrten der Tunnel soweit auseinander das ich mit meinen 50 mm breiten Reifen hineinfalle, wenn ich nicht quer dazu fahre. Endlich als mich der der letzte Höllenschlund ausspuckt, blicke ich in ein neues und sonniges Tal und alles was vorher war ist vergessen.
Blick runter nach Kobi
Hinter Kobi der Blick zurück
Kurz vor Stapanzminda
Durchgefroren komme ich in Stapanzminda an, das auf 1715müNN liegt. Es ist 12:00 und ich beziehe ein Zimmer im Hotel Soncho. Von meinem Zimmer habe ich einen schönen Ausblick auf das Postkartenmotiv, die Sameba Kirche.
Am Nachmittag bringe ich zwei Ansichtskarten zur Post mit der Kirche drauf die ich in Tiflis gekauft und geschrieben habe, aber noch keinen Briefkasten gefunden hatte. Im Restaurant esse ich, im Market kaufe ich ein und die restlichen Lari tausche ich gegen Rubel ein.
Alles erledigt, Mütterchen Russland bis Morgen, ich freue mich schon auf dich!
Tagesdaten: 35 Km / 4:45Std in Fahrt / 483m Anstieg und 795m kalter Abstieg
Freitag den 29.03.2019 Stepansminda – Wladikawkas 66 Km
Auch heute ist lausig kalt da draußen, und die sieben Grad minus fühlen sich bei der schnellen Abfahrt doppelt so kalt an.
Blick zurück in das Tal
Die Straße folgt einem wilden Tal durch das sich ein Bach schlängelt, der wohl bei Schneeschmelze zum reißenden Fluss wir, wie sein breites Bett erahnen lässt. Bevor ich die georgische Grenze erreiche muss ich noch durch zwei dunkle Tunnel. Nach 13 Km und 747 Meter tiefer, stehe ich vor dem Georgischen Grenzer der den Ausreisestempel in den Pass drückt und mich durchwinkt. Jetzt noch durchs Niemandsland und zwei beleuchtete Tunnel und vor mir liegt die russische Grenze. Nach dem ich mit zittrigen Händen den Laufzettel ausgefüllt habe, die Hände zittern nicht aus Altersschwäche oder Angst sondern vor Kälte, geht alles sehr schnell und ich bin in der russischen Provinz Nordossetien Alanien dessen Hauptstadt Wladikawkas heute mein Ziel ist.
Blick zurück zur Grenze
Mütterchen Russland begrüßt mich mit heftigem Schneefall, der auch heute nicht aufhören wird. Bei null Grad strampele ich los, auf das es mir warm werde.
Kreisverkehr am Ortsanfang von Wladikawkas
Eine große Stadt und das Hotel was ich mir gestern im Netz herausgesucht habe, ist gar nicht so leicht zu finden. Nach einer kleinen Stadt Rundfahrt mit dem Rad finde ich es endlich und beziehe das Zimmer für zwei Übernachtungen. Am späten Nachmittag gehe ich mir eine Pizza essen und etwas einkaufen.
Das Hotel Kameliya-v der Eingang ist seitlich.
Jetzt bin ich müde und die Augenlieder klappen immer wieder runter. Morgen ist auch noch ein Tag und es gibt noch genug zu tun für mich. Einiges war heute schon neu für mich: Das Geld, eine neue Zeit, eine neue Schrift und Sprache, aber dazu Morgen mehr.
Tagesdaten: 66 Km / 5:05 Std. in Fahrt / 268m Anstieg und 1352m Abstieg
Samstag den 30.03. in Wladikawkas
Trotz Müdigkeit und rein zur Entspannung, schaue ich mir noch aus der Mediathek eine Folge der Kultserie „Mord mit Aussicht“ aus dem Eifeldorf Hengasch an.
Der Blick aus dem Fenster lässt mich in den verschneiten Hinterhof blicken. Die ganze Nacht hat es geschneit. Ich bin so froh, dass ich es noch über den Pass geschafft habe. Die Passstraße von Tiflis bis zum Winterportort Gudauri wird, wenn möglich geräumt aber weiter nicht, hat mir der Wirt in meinem Hotel erzählt. Jetzt hier in Wladikawkas bin ich auf 750m Höhe und Morgen pedale ich Richtung Elista wo es durch eine trockene Steppenlandschaft geht. Deshalb hoffe ich auf Wetterbesserung. Warum über Elista, wenn es am Kaspischen Meer entlang nach Astrachan eine 200 Km kürzere Route gibt. Elista ist die Hauptstadt der Teilrepublik Kalmückien. Sie ist die einzige traditionell buddhistisch- und mongolisch- Sprachige Region Europas.
Nach dem Frühstück mache ich mich zu Fuß auf zu einer Stadtbesichtigung um das zu vertiefen was ich gestern schon mit dem Rad gesehen habe.
Den Fluss Terek entlang wandere ich bis wohl zum schönsten Gebäude der Stadt, die Sunnitische Moschee.
Etwas ein geklemmt steht die Moschee zwischen den Häusern
Hier überquere ich den Terek und komme bald zu einer kilometerlangen Flaniermeile dem Mira Friedensprospekt.
Das Nobelhotel „Alexander“
Schon vor 50 Jahren wurden hier die Autos verbannt und nur die Straßenbahn fährt über den Prospekt.
Den Rückweg nehme ich über den Kosta Prospekt die mich wieder zum Hotel führt. Einiges konnte ich erledigen und neu dazu lernen. Die Kyrillische Schrift ist total anders als unsere Schriftzeichen. Ich versuche die Namen mir ein zu prägen die ich täglich brauche. Zum Beispiel das Wort Pectopah steht für Restaurant oder Gaststätte.
So ein Wetter wünsche ich mir für morgen das war heute Später Nachmittag. Die Zeitdifferenz nach Hause beträgt nur noch zwei Stunden.
Ich bin froh das Deutschland immer schon, egal wer gerade regiert, eine kluge Außenpolitik betrieben hat und so es uns Bürgern ermöglicht in alle Länder dieser Welt zu reisen, wo wir gut angesehen sind, das habe ich festgestellt.
Sonntag den 31.03 Wladikawkas – Mozdok 99 Km
Den Wecker habe ich auf halb sechs Uhr eingestellt aber da sich das Smartphone nicht automatisch auf die neue Zeit eingestellt hat, weckt es mich schon um halb fünf Uhr. So bin ich schon um Sieben stadtauswärts nach Norden unterwegs. Das Wetter ist wie bestellt wolkenlos und um die null Grad. Im Rückspiegel sehe ich noch mal die ganze Pracht des Kaukasus Massiv, da muss ich einfach noch mal stoppen und eine Aufnahme machen.
Abschied vom Kaukasus
Die Straße ist gut in Schuss bis auf ein 10 Km langes Teilstück das mit Schlaglöchern im Asphalt beginnt und einer schlechten Piste endet.
Mit einem Fahrzeug aber mit der Großfamilie zur Moschee
Ich durchfahre eine sanfte Hügellandschaft bis mich der Hunger zu einer Rast veranlasst. Vor mir liegt noch ein Höhenzug den es anschließend zu bezwingen gilt. Nach neun Kilometer und 315 Höhenmeter habe ich den höchsten Punkt erreicht wo auch gleichzeitig ein Kontrollpunkt an der Provinzgrenze ist. Der Soldat macht sich wichtig und meint hier geht es nicht weiter aber von ihm lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen. Sein Vorgesetzter ein junger Offizier studiert sorgfältig den Pass, eher um all die Stempel und Visen der bereisten Länder zu sehen als den Pass zu kontrollieren. Ich bekomme den Pass zurück und kann fahren. Es folgt eine rasante Serpentinenabfahrt von höhe 625müNN bis runter auf 128m. Noch so ein Check Point mit drei Soldaten die nichts anderes zu tun haben als Reisende aufzuhalten. Anders der Kontrollpunkt der Polizei an der Brücke über den Fluss Terek kurz vor der Stadt. Sie sind äußerst nett und höflich, und als ich ablehne mit ihnen was zu essen, bekomme ich zwei Konserven von Ihnen geschenkt.
Zwei nette Kerle
Da gesellt sich Sergei noch dazu der mit dem Mountainbike unterwegs ist. Er bietet sich an mich zum Hotel Sova zu bringen das etwas außerhalb der Stadt Mozdok liegt. Wir verabschieden uns von den Polizisten und fahren gemeinsam die letzten Kilometer. An der Rezeption vom Hotel will Sergei für mich die 1000,-Rubel fürs Zimmer zahlen, was ich aber sehr energisch ablehne und mich für seine Hilfe mit einer signierten Dülken Karte bedanke.
Tagesdaten: 99 Km / 6:25 Std in Fahrt /589m Anstieg und 1159m Abstieg / Wolkenlos von minus 1 Grad – 12 Grad
Für Morgen habe ich im 122 Km entfernten Ort Selenokumsk ein Zimmer über Booking.com gebucht.