Mai 2018 Ägypten-Türkei-Griechenland-Mazedonien-Albanien

Dienstag den 01.05.

Den Tag habe ich mir ganz anders vorgestellt und geplant. Nun sitze ich hier mitten in der Wüste zwischen Sues und Kairo, das Laptop auf den Knien und schreibe diesen Report. Geplant hatte ich eine oder zwei Übernachtungen am Roten Meer, mal schön Baden gehen und Pauschaltourist spielen.  Dann zurück nach Gizeh Pedalen doch dann kam aber alles ein wenig anders als geplant.

Der Wind war lange nicht so stark wie Gestern aber er bremst doch meinen Tatendrang so pedale ich fast 25 Km an Industrie und Hafenanlagen vorbei und hoffe nun das blaue Meer zu sehen.

Eingezäunt mit einer Mauer

Ich dachte immer wir Deutschen oder die Chinesen seien die Mauerspezialisten, nein die Ägypter sind da mindestens genauso gut. Nach dem der Sueskanal schon komplett eingezäunt ist nun auch das rote Meer. Daran schließen die Ferienparks, Resorts und Wohnanlagen nahtlos an. Kein Strand in Sicht.

Eine von vielen und es werden noch neue gebaut.

Nach 54 Km bin ich am Abzweig nach Kairo und lege eine Pause ein bevor ich auf Hotelsuche gehe. Den von Chef vom Café frage ich und er sagt mir das hier keine Hotels sind nur Resorts, aber 7km zu rück wäre das Hotel Amigo da könnte ich hin.

Gesagt getan aus den sieben werden 15 Km bis ich vor dem Hotel stehe. Geschlossen wird renoviert sagt man mir. Ich düse wieder zurück und frage noch mal bei einem Resort & Hotel nach man verbindet mich mit der Rezeption. 130,-US$ per Nacht. Die haben den Knall ja nicht gehört, das kommt gar nicht in Frage. Ich bunkere 5 Liter Wasser und fahre Richtung Kairo auf einer neuen Autobahn fünfspurig plus Radweg.

Nach 5 Kilometer erwischt mich der Pannenteufel und wieder das Hinterrad. Der Vorderrad Mantel hat eine Beule und ich hoffe er hält noch bis Kairo. Nach der Mautstation steigt die Straße stetig an und um 16:45 Uhr kommt ein Rastplatz wo ich mein Zelt aufbauen kann. Aktuelle Höhe: 262m üNN.

Resort mit Panoramablick

Nur mit dem kühlen Bier aufs Zimmer, das klappt nicht heute.

Tagesdaten: 109Km /7:20 Std. in Fahrt / 503m Anstieg / 304m Abstieg




Mittwoch den 02.05.

Gut geruht habe ich und ausgeschlafen bin ich, als der Wecker klingelt, den ich auf 4Uhr 30 gestellt habe. Auch wenn ich auf dieser Tour noch nicht viel gezeltet habe, aber die Abläufe kann ich im Schlaf. So bin ich auch zwei Stunden später auf der Autobahn.

Ich habe schon schönere Wüstenlandschaften gesehen.

Damit die Touristen schnell und bequem vom Airport Kairo zu den Resorts und wieder zurückkommen, hat man diese Trasse gebaut. Zweimal fünf Spuren plus Radweg sind in die Landschaft betoniert worden und rechts und links davon sieht es immer noch wie Baustelle aus.

Die Beule im Vorderrad Reifen ist dicker geworden und ich muss was machen bevor er aufplatzt. Ich könnte auch einen neuen Mantel aufziehen aber dafür ist er mir noch zu gut.

Den eingelegten Gummi findet man auf der Straße. Stücke vom LKW Schlauch

Tipp: Laufrad ausbauen, Luft rauslassen, und die Bruchstelle beim Mantel mit einem Stück Gummi bis fast zur Mitte des Mantels hinterlegen. Gut 2 cm an der Felge herausstehen lassen. Nun wieder aufpumpen und den Gummi bis auf ca.8 mm abschneiden und fertig.

Wieder eine von den langen Mauern die mindesten 20 Km lang ist

Die Straße steigt in Wellenbewegungen mit der Tendenz nach oben seit dem Roten Meer stetig an. Ganz sachte ist die Trasse bis ca. 27 km vor Kairo auf 440müNN.angestiegen.von nun an ist die Tendenz nach unten.

Es kommen die ersten Stadtviertel in Sicht

Mit dem Navi durch die Großstadt zu fahre ist schon sehr hilfreich und trotz dem muss man schon höllig aufpassen um nicht falsch zu Fahren. Das abbiegen nach rechts ist Problemlos aber links ist schwierig. Das Navi zeigt an nächster U-Turn in ca. 200 links. Ich muss vier Spuren nach links also Arm raus blick in den Rückspiegel und Spur für Spur rüber. Ich habe gerade auf die äußerst linke Fahrbahn gewechselt da knallt es gewaltig. Der Kleintransporter ist mir von hinten aufgefahren. Der Knall war der geplatzte Schlauch und Reifen. Der Fahrer sprich kein Englisch und gestikuliert herum. Alles staut sich, alle hupen.

Der geplatzte Reifen

Ich zerre mein Rad auf den Mittelstreifen und begutachte den Schaden. Mantel und Schlauch sind geplatzt, unbrauchbar. Die Felge hat eine Unwucht und die Flanke ist an einer Stelle nach innen gedrückt. Der Fahrer ist weg was mir auch egal ist. Ich reparier notdürftig die Felge, ziehe einen neuen Mantel auf und einen neuen Schlauch ein, so kann ich mit einer leichten Unwucht in der Felge weiterfahren.

Zehn Minuten später überholt mich ein Pickup mit zwei modernen Rädern auf der Ladefläche. Die beiden jungen Männer stoppen vor mir und wollen wissen woher ich komme. Ich erzähle den Beiden von dem Crash. Die schauen sich die Felge an und als ich sie nach einem modernen Radshop hier in Kairo frage, stellt sich raus, dass sie einen betreiben „Mr. Fix it“ heißt er. Wir verbleiben so dass ich ihn Morgen anrufe und er mich mit dem Rad abholt.

Die kommen wie gerufen

Nichts für schwache Nerven dieser Verkehr

Als ich den Nil überquert habe suche ich mir eine Garküche und esse mir das Nationalgericht. Jetzt sind es nur noch ein paar Kilometer und ich stehe vor dem Sphinx Guesthouse. Es ist ein wenig wie nach Hause kommen. Auch im Ort werde ich begrüßt wie ein Freud den man lange nicht gesehen hat.

Tagesdaten: 119 Km / 7:40 Std in Fahrt / 486m Anstieg / 679 m Abstieg




Donnerstag den 03.05.

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Fahrrads. Die bange Frage kann man die Felge reparieren, wenn nicht, bekomme ich vernünftigen Ersatz, und so weiter. Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf als ich am Morgen wach werde. Da es noch zu früh ist zum Frühstücken schütte ich mir einen Becher Kaffee auf und wasche den ersten Schwung Wäsche den ich gestern Abend schon mal eingeweicht habe. Zum Frühstück ist auch Chema wieder da, die ich von den Ersten Übernachtungen her kenne. Ich erzähle ihr von dem Crash und bitte sie für mich bei „Mr.Fix it“ anzurufen. Es ist acht Uhr und für Ägypten viel zu Früh. Chema erreicht ihn um 10 Uhr, und macht mit ihm einen Termin für 12:00 Uhr aus, denn da öffnet er auch seinen Shop. Bis dahin habe ich die Packtaschen gereinigt und zum Trocknen auf die Dachterrasse gelegt, und das Fahrrad geputzt und beide Laufräder ausgebaut.

Mit Mohamed, so heißt der Fahrer den Chema besorgt hat, fahren wir im Blauen Wunder nach Kairo. Den alten klapprigen blauen Fiat habe ich spontan so getauft, weil es ein Wunder ist das der überhaupt noch läuft.

Mr. Xasser Tel. No. 01119603738 der Rad Shop in Kairo

Nach gut einer Stunde haben wir den Laden gefunden. Auch Mohamed, der sich auskennt hat mehrfach fragen müssen.

Die beiden machen sich direkt ans Werk und, meine Sorgen sind wie weggeblasen, denn da sind Profis am Werk das sieht man. Sie schaffen es auch die eingedrückte Felgen Flanke zu richten und das Laufrad zu justieren.

Die Feinarbeit

In der Zeit fährt Xasser mit dem Motorroller und mir auf dem Sozius zu einem Großhandel für Zweiräder. Dort kaufen wir einen neuen Mantel fürs Vorderrad. Den defekten mit der Beule lasse ich schweren Herzens da, denn den habe ich letztes Jahr gebraucht in Leh im Himalaja (Indien) gekauft.

im Vordergrund mein Fahrer Mohamed links Mr. Xasser

Geschafft. Ich bin happy, da habe ich mal wieder so viel Glück gehabt, erst mal bei dem Unfall und dann mit dem Fahrrad Laden. Als ich frage was das Ganze jetzt kostet meint Xasser zu mir, bezahle mir nur den neuen Mantel das andere haben wir gratis gemacht. Da bin ich erstmal sprachlos aber dann gebe ich ein gutes Trinkgeld, wo ich darauf bestehen muss das sie es annehmen. Bedanke mich noch mal herzlich.

Es ist schon nach 14:00 Uhr als wir wieder zurück im Guesthouse sind.  Die Laufräder baue ich wieder ein und sie drehen sich wieder perfekt. Herzlichen Dank noch mal an das Team von: MR.FIX IT ihr habt gute Arbeit geleistet. Alle Long Distance Biker die ein Problem mit ihrem Rad haben im Raum Kairo wendet euch an Mr. Xasser Tel. No. 01119603738 „Da werden sie geholfen“.



Freitag den 04.05

Zwei Besichtigungstage habe ich noch eingeplant. Heute brauche ich nur über die Straße zu gehen, für 120,- EGP ein Ticket zu lösen und ich bin im Pyramiden Areal.

Die Pyramiden von Gizeh gehören zu den wohl bekanntesten und ältesten Bauwerken der Menschheit.

Die Pyramiden sind das einzig erhaltene der sieben Weltwunder der Antike

Die Pyramiden entstanden etwa 2620 – 2500 vor Chr.

Die Größte ist die Pharo Cheops Pyramide bestehend aus ca.3 Millionen Steinblöcken und hatte eine Höhe von 146,6 Meter bei der Fertigstellung. Auf dem Bild links, mittig die Chephren und rechts die Mykerinos Pyramide. Von dem Aussichtspunkt gehe ich nun wieder zurück zum Ausgang. Doch zuvor schaue ich mir noch Sphinx an die mindestens so bekannt ist wie die Pyramiden.

Die Sphinx ein liegender Löwe mit Menschenkopf und fehlender Nase. Obelix unter dessen Gewicht damals die Nase abgebrochen ist, hätte sie wieder ankleben sollen “nu ist se fott."

Nach drei Stunden Besichtigung bin ich „ Möch wie ne Honk“

„ und han Dursch wie e Kamel“

Morgen schaue ich mich in Kairo um, aber nicht mit dem Fahrrad ich bin ja nicht Lebensmüde. Dafür habe ich mir ein Taxi gechartert.




Samstag den 05.05.

Mein Taxidriver Esam steht, wie verabredet, um neun Uhr vor dem Sphinx Guesthouse. Als erstes Ziel steuert er das Ägyptische Museum an. Wir vereinbaren, dass er mich nach 2,5 Stunden dort wieder abholt. Der Eintritt kostet 120,-EGP +50,- fürs Fotografieren.

Das Ägyptische Museum in Kairo ist das weltweit größte Museum für altägyptische Kunst. Es enthält Werke aus verschiedenen Epochen der altägyptischen Kulturgeschichte: Frühgeschichte, Thinitenzeit, Altes Reich, Mittleres Reich, Neues Reich, Dritte Zwischenzeit und Spätzeit sowie Griechisch-Römische Zeit. Es liegt am Al-Tahrir-Platz in der Innenstadt von Kairo.

Es ist schon ein imposantes Bauwerk. Ich vermute mal, wenn man eine Woche jeden Tag hier verbringt hat man immer noch nicht alles gesehen. Mehr als150.000 Artefakte umfasst die Sammlung auf zwei Etagen.

Ein Touristenmagnet die Tutankhamun Abteilung. Leider ist dort aus mir unerklärlichen Gründen das Fotografieren verboten. Ein Bild habe ich unbemerkt machen können.

Die Römische Ära

Ich kann nur sagen wer Kairo besucht, der sollte mindestens 3 Stunden fürs den Besuch des Museums einplanen.

Nach dem Museum geht es zu einem weiteren Highlight, der Zitadelle von Saladin. Sie ist eine der wenigen erhaltenen befestigten Anlagen der Stadt Kairo und zugleich eine ihrer markantesten Sehenswürdigkeiten. Sie befindet sich auf einer Anhöhe, in ostsüdöstlicher Richtung vom Stadtzentrum aus gelegen.

Die Muhammed-Ali-Moschee in der Zitadelle

Auch Alabaster Moschee genannt

Von hier oben hat man bei klarem Wetter einen tollen Blick über die Stadt

Die Zitadellen Anlage gehört seit 1979 als Teil des „Historischen Kairo“ zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Als nächste und letzte Besichtigung fährt mich Esam zum Stadtteil Old Cairo. Auf dem Gebiet der ehemaligen Festung Babylon, heute „Alt Kairo“ genannt, stehen viele bedeutende Denkmäler der christlich-jüdischen Kultur Ägyptens aus der Zeit vor dem Islam. Besucher können hier koptische und, orthodoxe Kirchen und einen Friedhof, das koptische Museum und eine Synagoge besichtigen.

Eine christliche Kirche

Synagoge

Der alte Friedhof

Danach schlagen wir den Heimweg ein. Genug gesehen für heute das muss ich erstmal sacken lassen.




Sonntag den 06.05.     Letzter Tag in Ägypten

So um die gleiche Zeit, wenn mein Freund Herr Bert sein Mettbrötchen verspeist, nehme ich auch das Frühstück zu mir. Unter Garantie hat er das bessere Frühstück aber dafür ist meine Aussicht unschlagbar.

Frühstück bei der Sphinx

Es war eine laute Nacht, bis weit nach 24:00 Uhr wurde nebenan gearbeitet die Etage wird komplett renoviert. Naja ich habe schon schlimmeres ertragen. Nach dem Frühstück wird mein Fahrrad für die Reise ins Jenseits sorgfältig präpariert und verpackt.

Der Sarkophag ist verschlossen

Auch finde ich auf meinen letzten Spaziergängen durch die Altstadt noch einen lang gesuchten Schatz, Silkon in der Tube (für kleine Reparaturen unentbehrlich). Die letzten Einkäufe und kleineren Reparaturen bekomme ich noch erledigt.

An der Lenkertasche werden die Ecken vernäht und eine Außentasche muss auch vernäht werden.

Zum Abend hin gehe ich noch mal zum Chinesen essen. So kann ich mich auch von der netten Kellnerin verabschieden.

Und ich sage Tschüss bis Morgen in Europa.

 

Rückblick Ägypten

Rückblickend würde ich die Route ab Gizeh ändern und zwar anders herum Fahren über Kairo, Sues, Port Said, und von Alexandria nach Istanbul fliegen.

Ägypten mit dem Rad zu bereisen ist für einen erfahrenen Reiseradler kein Problem, aber lasst euch nicht abschrecken Erfahrung bekommt man nur wenn man sie macht.

Nach meinen ersten beiden Radreisen in Ägypten hat sich vieles verändert, neue Straßen, mehr Verkehr und noch mehr Müll. Doch in den Köpfen scheint sich nicht viel geändert zu haben. Dass man die Touristen ausnimmt wie die Weihnachtsgänse ist kurzfristig gedacht doch es gibt Ansätze dies zu ändern. Am meisten ärgert es mich, wenn ich ehrlich bin, wenn man mich auch für einen Touristen hält und versuch mir den mehrfach überhöhten Preis abzuverlangen, ich aber schon Wochen im Land bin und diese Preise kenne. Ich habe natürlich auch viele ehrliche hilfsbereite Menschen hier kennen und schätzen gelernt, wie meinen Felucca Kapitän Abdulla.




Montag den 07.05.2018

Gestern den ganzen Tag ist nicht im Raum nebenan gearbeitet worden aber am Abend geht es wieder los. Nach einer Weile gehe ich rüber beschwere mich und der Chef verspricht mir in einer halben Stunde ist Schluss mit dem Krach und er hält sein Versprechen. Mitten in der Nacht geht das Spiel wieder los, Krach ohne Ende. Da platzt mir der Kragen wie eine Furie stürme ich die Treppe runter zur Wohnung vom Vermieter die Tür ist nur angelehnt. Alle drei Anwesenden falte ich zusammen als sie versuchen mich zu Beschwichtigen. Sie haben wohl gemerkt das Maß ist voll und endlich herrscht Ruhe im Haus. Um kurz vor drei Uhr klingelt der Wecker, und ich bin wie gerädert nach den nur drei Stunden Schlaf. Zwei Tassen Kaffee helfen nicht wirklich. Mohamed ist pünktlich und er bringt mich in einer Stunde zum Airport. Dort läuft alles nach Plan.

Eva vom Reisebüro Leppers hatte wieder mal für mich einen günstigen Flug mit 50 Kg Freigepäck gebucht. Das Rad hatte sie schon angemeldet so musste ich für dessen Transport nur noch 30.-€ am Schalter bezahlen und es kann los gehen.

Danke Eva

Das Fluggerät

Die Maschine hebt eine halbe Stunde später ab wie geplant, dreht noch eine Runde über Kairo und fliegt übers Mittelmeer nach Istanbul.

Ein letzter Blick auf den Moloch Kairo

Um 12:15 Uhr Ortszeit, eine Stunde weiter wie Kairoer Zeit, berühren die Räder der Maschine den türkischen Boden. Der Flughafen ist brechend voll fast eine Stunde brauche ich um durch die Passkontrolle zu kommen. Das Gepäck vom Band fischen, am Sondergepäck Schalter den Radkarton abholen, auspacken und zusammen schrauben das ist schon zur Routine geworden. 100,-€ tausche ich in Lira um und als ich das Flughafengebäude verlasse ist die Straße nass, das habe ich auch lange nicht mehr gesehen. Über eine Schnellstraße pedale ich zum ca. 13 Km entfernten Vorort von Istanbul, wo ich mir das Acvilar City Hotel rausgesucht habe. Eine gute Wahl wie ich feststelle.

Das sieht nach Wahlkampf aus hier in Acvilar

Ich buche direkt zwei Übernachtungen denn ich muss mal richtig ausschlafen nach den chaotischen letzten beiden Nächten. Morgen nach dem Frühstück schaue ich mir die Stadt an und gehe Einkaufen.




Dienstag den 08.05.18

Ich mag die Türkei und ihre Menschen, für mich ist es so als würde ich alte Freunde besuchen.  Nach meinen Reisen 1995, 1997, 2002, 2008 und 2011 in dieses tolle Land, ist es nun der sechste Besuch, aber diesmal leider nur eine kurze Visite.

Nach dem sehr guten Frühstück, fülle ich Spül-Öl in die Rohloff Nabe und unternehme eine Spritztour runter zum Marmara Meer.

Ich glaube dem Atatürk wäre es gar nicht recht, wenn er so in die Nähe vom Erdogan gerückt wird.

Auf dem Weg durch die Stadt ist die Dominanz der Regierungspartei des Herrn Erdogan zu spüren. An markanten Stellen wie vor der Moschee und wie hier vor der Statue des Gründers der modernen Türkei Cemal Atatürk, den die Türken sehr verehren.

Am Marmarameer

Nach dem ich 15 Km auf dem Tacho habe pedale ich zurück, ziehe ich das Öl mit der Spritze aus dem Getriebe und lasse noch ein paar Stunden das letzte alt Öl raus tropfen. Am Nachmittag fülle ich wieder neues Getriebeöl ein. Seit ich 2014 bei der Fa. Rohloff in Kassel war, und ins Getriebe eine neue Dichtung eingebaut wurde, habe ich kein Problem mehr gehabt.

Diese Fußgängerzone hat den Namen verdient.

Meine Einkaufsliste ist lang die ich abarbeiten muss und reicht von Ölspray über Lederfett bis hin zu Käse, Ayran, Brot und so einiges mehr. Ein gutes Efes Bier für den Feierabend darf nicht fehlen. Am Abend gehe essen was sehr gut, schmackhaft und Preiswert ist. (15,- TRY = ca. 3,- € )

Ein Land und eine Stadt zum Wohlfühlen.




Mittwoch den 09.05.

Als ich noch vor dem Frühstück das Rad bepacke, prasselt Regen auf das Wellblechdach unter dem es abgestellt ist. Um sieben Uhr gibt es Frühstück und eine dreiviertel Stunde später bin ich auf der E5 die später zur D 100 wird. Kurz darauf hört es auf zu regnen aber es sind frische 18 Grad. Wenn ich mich richtig entsinne ist das der erste Regen sei Januar für mich.

Es ist mächtig was los auf der Schnellstraße zu der es keine Alternative gibt. Meine Muskulatur scheint noch im Besichtigungsmodus zu sein, denn das andauernde auf und ab schlauch ganz nett.

Das ist kein Ufo sondern die Spitze vom Fernsehturm die aus den Wolken hervor lugt.

Nach 30 Km bekomme ich auch mal ein Stück vom Marmarameer zu sehen, aber ohne die richtige Beleuchtung, sprich Sonnenschein, kommen die Farben nicht zur Geltung.

10 Kilometer vor meinem angedachten Ziel dem Ort Marmaraereglisi

Im Internet hatte ich mir dort die Pension Dallas rausgesucht, doch das war ein Griff ins Klo, denn als ich vor Ort bin hat die Pension geschlossen. Dann endlich nach 12 Km kommt das Apart Hotel das von zwei Frauen geführt wird. Das Abendessen wollen die Beiden für 19:00Uhr herrichten und kühles Efes Bier habe ich gebeten. Schauen wir Mal ob das Klappt.

Ich komme gerade vom Essen es gab Kofta (kleine Frikadellen) mit Zwiebel, grünen Paprika, Weißbrot und einem Kleinen Bier. Nicht unbedingt was um einen hungrigen Radler satt zu bekommen. Naja ich hab ja noch was in den Packtaschen, verhungern brauche ich also nicht.

Wenn ihr mal ins Gästebuch schaut stoßt ihr auf den Eintrag meiner lieben Schwester die meinen Einkauf von Lederfett kommentiert hat. Das Lederfett ist natürlich für den Sattel und nicht für meine Haut

Tagesdaten: 92Km / 6:55 Std in Fahrt /814m Anstieg und 906m Abstieg




Donnerstag den 10.05.   Meine Schwägerin Gisela feiert heute ihren 70 ten Geburtstag.

Wie jedes Jahr mache ich heute zu Vatertag eine kleine Radtour. Keiner hat sich gemeldet um mit zu fahren, so muss ich auch dieses Jahr wieder alleine Radeln. Dabei gab es viel zu sehen unterwegs.

Wie dieses Boeing Cafe

Oder die originelle Treppe                                                                    Hier versucht man auch das Radfahren als                                                                                                              Breitensport populärer zu machen.

Umso mehr Menschen selber mal mit dem Fahrrad fahren, desto mehr Rücksicht nehmen sie auf die Biker, wenn sie im Auto sitzen.

Ein schöner aber zu kurzer Radweg an der Uferpromenade von Tekirdag entlang. Von Meereshöhe geht es dann in einem Rutsch hoch auf über 300 Meter. Das öffnet die Poren und der Schweiß fließt in Strömen.

Wildblumen am Straßenrand

Bis zu meinem Tagesziel der Stadt Kesan, ca. 33Km vor der Griechischen Grenze, ist es ein ständiges auf und ab, da summieren sich schnell die Höhenmeter.

Tagesdaten: 110 Km / 7:55 Std. in Fahrt / 1261mAnstieg und 1225m Abstieg




Freitag den 11.05.

Es ist 7:00 Uhr, der Himmel bewölkt und bei kühlen 16 Grad starte ich in die verkehrte Richtung. Nach 3 Km frage ich an einer Tanke nach und dort heißt es: Zurück Marsch Marsch.

Der Streifen Wagen ist eine gut gemachte Attrappe und mit Blinklicht sieht er täuschend echt aus.

Wenn ich mein Gehirn gebraucht, und der gelben Schrift gefolgt wäre, hätte ich mir den Umweg erspart. Aber Hand aufs Herz wer von Euch hätte gewusst das YUNANISTAN kein Gus-Staat in Zentral Asien ist, sondern der Türkische Name für Griechenland.

Um 10:00 Uhr drückt der Türkische Zöllner den Ausreise Stempel in den Pass und  nach dem ich die letzten Lira umgetauscht habe pedale ich über Grenzbrücke nach Yunanistan.

Wieder in der EU

Die richtige Zeit um mich zu stärken und einen heißen Tee zu schlürfen.

Die nächsten 44 Km auf der Landstraße lasse ich ruhig angehen. Ich hänge meinen Gedanken nach und lasse mich vom Nordostwind schieben.

Die Blüte einer Distel ein filigranes Kunstwerk der Natur

Am Airport vorbei  komme ich in die Innenstadt. Als ich In einem Sportgeschäft nach Gaskartuschen frage, werde ich nach nebenan in ein Kaufhaus geschickt wo ich mich mit drei Patronen eindecke. Anschließend will mein Norwid unbedingt  zur Uferpromenade ich lenke ein und mache ein Foto am alten Leuchtturm.

Die Hotelsuche gestaltet sich schwierig aber nach dem vierten Anlauf finde ich im Hera Hotel genau das Richtige und zu einem akzeptablen Preis (35,-€) sicher hätte ich etwas außerhalb noch günstigere Zimmer gefunden, aber da ich zwei Nächte bleibe, will  ich auch was im Zentrum haben.

Tagesdaten: 86 Km / 6:00 Std. in Fahrt / 576m Anstieg und 584m Abstieg




Samstag den 12.05.

Das gab es schon Länger nicht das ich bis um neun Uhr im Bett gelegen habe, dabei sagt man doch, ältere Menschen brauchen nicht mehr so viel Schlaf. Das Frühstück mache ich mir selber danach gehe ich die Stadt erkunden.

Neue Skulptur

Gerade noch rechtzeitig komme ich zur Einweihung einer neuen Skulptur auf der Uferpromenade. Prominenz aus Politik und Kirche sind anwesend, da darf ich ja nicht fehlen.

Trotz strahlenden Sonnenschein und 26 Grad ist der Strand fast Menschen leer.

Eine der vielen Kirchen der Stadt

Bei meinem Bummel durch die Stadt finde ich auch einen Laden in dem ich eine Landkarte von Nord Griechenland erwerbe. Vier Postkarten schreibe ich bei Costas in der Zeit wo ich auf das bestellte Gyros warte. Costas hat lange Zeit in Essen-Wedau gelebt und macht das beste Gyros weit und breit. Nebenan bekomme ich auch die Zutaten für mein Müsli, wie Nüsse und Rosinen.

Die Cafe´s und Restaurants sind gut besucht. Die Leute sitzen Draußen unterhalten sich, es herrscht ein entspanntes Klima und das Leben fühlt sich leicht an.

Morgen werde ich weiter radeln und in vier Tagen müsste ich Thessaloniki erreicht haben. Es haben schon Leser der Seite geschrieben, welchen Streckenverlauf zurück nach Dülken ich gewählt habe.

Was fest steht ist dies: Von Griechenland werde ich durch das Land der Skipetaren fahren und am 04.08. treffe ich mich mit meiner Schwester Gabi in Budapest, die wie jedes Jahr in ihrem Urlaub mit mir zusammen radelt. Welche Route ich zur Hauptstadt von Ungarn nehme, entscheide ich erst später.

Mein Sohn Ingo wird morgen mit seinem Kumpel Oskar eine Radtour zu unseren holländischen Nachbarn unternehmen, also werden die Berichte von mir schon mal auf sich warten lassen. Danke für Euer Verständnis.



Sonntag den 13.05.  Muttertag

Zu Gast bei guten alten Freunden, so möchte ich die Tour durch Griechenland nennen. Als junger Mann war meine erste größere Auslandsreise 1971 mit meiner Freundin Hanni zusammen, nach Griechenland. Mit dem Citroen 2CV (Ente) ohne ADAC Schutzbrief, Visa oder Mastercard und ohne Handy, denn dass alles gab es noch nicht. Es folgten noch weitere Reisen nach Griechenland 1975,1981,2000,2006, und 2011.

Von Alexandroupoli, wo ich mich sehr wohl gefühlt habe, schlängelt sich die schmale Straße den Berg hoch. Hier ist es so ruhig, das ich dem Gezwitscher der Vögel lauschen kann. Hier verläuft auch die alte Römerstraße „Via Egnazia“ was ich den Schildern am Straßenrand entnehmen kann. Das wäre was für meinen Freund Walter Mees wenn er mal alle Strecken in Frankreich durch wandert hat.

Von hier oben hat man einen schönen Blick aufs Meer und die Insel Samothraki

Wenn du diese Miniatur Kirchen am                                        Frühling in Griechenland                                Straßenrand siehst dann bist du in Griechenland

Um 12:00 bin ich in Komotini von wo die Straße nach Port Lago am Vistonia See abzweigt. 

Zweistunden die Kurbel drehen und ich bin am See.

Eine kleine Wallfahrtskirche im See gelegen.

Im Ort ist auf Muttertag ein großer Markt und ich komme kaum mit dem Rad durch. Am Ortsende finde ich das Hotel Porto Lagos Rooms das einen hübchen Bungalow für 25,-€ vermietet. Dolle Lage direkt am Wasser, mit Küchenzeile  Bad und Free Wifi. „ Ein sogenannter Glücksgriff“.

Meine Bleibe für heute.

Tagesdaten: 97 Km / 6:30 Std. Fz. / 607m Anstieg und 599m Abstieg



Montag den 14.05

Das Rad ist beladen, das Thermometer zeigt 17 Grad und der Himmel ist leicht bewölkt, als ich um 6Uhr25 den Bungalow verlasse.

Eine fast mystische Stimmung am See

Ich genieße es in vollen Zügen dieses entspannte radeln hier in Griechenland.  Nach den Monaten der Anspannung in den fremden Ländern mit den andersartigen Kulturen und Verhaltensweisen der Menschen, ist jetzt alles einfacher, bekannter und vertrauter. Heute Vormittag pedale ich durch Flachland, was in Griechenland eher die Ausnahme ist.

Hier geht es nach Kavala

Der menschenleere  Strand im Osten der Stadt Kavala

Die Stadt ist auf einem Hügel gebaut und um ins Zentrum der Stadt und den Hafen zu gelangen, pedale ich durch die steilen und engen Straßen der Altstadt.

Um 12:00 bin ich am Hafen und habe einen schönen Blick auf die Altstadt

Kavala war das angedachte Ziel für heute, aber mir ist es noch zu Früh und so radele ich nach einer Pause die Küstenstraße entlang die meist direkt an der Steilküste verläuft. Eine traumhaft schöne Strecke und hinter jeder Kurve erwartet dich ein neuer Ausblick aufs Meer mit seinem grün blauem Wasser.  Um halb Fünf sehe ich ein Schild „“ Hotel und Taverne Mixonhe“. Kurz zuvor, an einer Kantina, ein mobiler Imbiss Wagen, esse ich mir eine Portion Souflaki weil ich richtig hungrig bin. Das Hotel liegt direkt am Meer und der Besitzer spricht gut Deutsch weil er lange dort gearbeitet hat. Die Zimmer kosten normal 50,-Euro, ich würde es für 40,-bekommen. Ich erkläre ihm dass ich nicht jeden Tag so viel Geld für eine Übernachtung ausgeben kann. Kann ich nicht im Garten zelten frage ich ihn. Das OK. kommt etwas zögerlich aber es kommt. Fürs kampieren gebe ich ihm 5 Euro.

Ein Zeltplatz mit  Free Meeresrauschen, free Wifi leider nicht. So suche ich die Bilder aus und schreibe den Text ins Schreibprogramm.

Der Fischer bringt seinen Fang heim, und ich gehe am hauseigenen Strand  schwimmen, aber das Wasser ist noch soooo frisch.

 

Tagesdaten: 113km / 7:13 Std. im Sattel / 604m Anstieg und 586m Abstieg



Dienstag den 15.05.18

Es ist noch still und Dunkel um mich herum, als ich die Nase aus dem Zelt stecke. Sogar der Wachhund der sich neben das Zelt eingerollt hat, schläft noch. Fast kann ich die Uhr danach stellen, nach zwei Stunden bin ich Start klar.

Sonnenaufgang über einem schönen Fleck Erde und da gibt es so viele auf der Welt.

Auch als auf geklärter Mensch bin ich doch immer wieder fasziniert von der auf oder untergehenden Sonne. Darum kann ich gut nachvollziehen das in vielen Kulturen rund um den Erdball, die Sonne als Gott verehrt wurde.

Die Blaue Route

Sie verläuft eigentlich an der türkischen Mittelmeerküste entlang, doch das Stück von Kavala bis Asprovalta kann da ohne weiteres mithalten.

Der Löwe von Amfiolis in Stein gemeißelt, hinter dem Norwid aus Stahl

52 Km sind geradelt und es ist Zeit für eine Pause. Da die Vorratskammer leer gefegt ist, muss ich vorher noch zum Market einkaufen. Am Strand von Asprovalta sitze ich auf einer Bank und schmiere mir ein Butterbrot. Die erste Salami seit Januar habe ich im Laden bekommen, die als erstes auf Brot kommt. Nach einer knappen Stunde Pause trete ich wieder in die Pedale. Nach ein paar Kilometer knickt die Straße nach Saloniki nach rechts ins Landesinnere ab. Nun fahre ich kilometerlang durch einen dichten Laubwald,  den ich hier auch nicht erwartet habe, bis an den Volivi Lake den ersten von zwei großen Binnensee auf der Strecke. Es ist Mittagszeit und eine Taverne sieht so einladend aus das ich nicht wiederstehen kann. Muss ich auch nicht. Ich bestelle mir Souflaki ein Bier und ein Wasser.

Das Suflaki ist richtig gut, lecker, frisch zubereitet und dreimal besser als das Gestern an der Kantina

Meinen Sohn Ingo und sein Freund Oskar, erreiche ich in Holland im Raum Hertogenbosch. Die Beiden hatten heute trockenes Wetter. Ums Wetter brauche ich mir hier im Moment keine Gedanken machen. Kurz vor 14:00 Uhr mache ich mich auf den Weg. Ich wäre locker heute noch nach Saloniki gekommen, aber ich habe einstimmig beschlossen mir am See eine Bleibe zu suchen. Eine halbe Stunde später habe ich schon ein schönes modernes Zimmer mit Balkon im neuen Hotel Familia für 20,-€  mit Free Wifi gefunden.

Blick auf den Volivi See

Nach dem das Rad-Dress gewaschen und auf der Leine hängt, spaziere ich durch den Ort und genieße meine freie Zeit. Ich komme mir vor wie im Urlaub.

Tagesdaten: 85 Km /5:30 Std.in Fahrt / 312m Anstieg und 346m Abstieg



Mittwoch den 16.05.

Da heute nur ein Kurztrip von ca. 50 Km nach Saloniki ansteht, habe ich mir keinen Wecker gestellt aber bin doch kurz vor fünf Uhr wach. 

Still ruht der Volivisee

Der Volivisee und der Koroniasee liegen 12 Km auseinander. Die Hauptstraße führt direkt nach Thessaloniki. Da ich auf der Karte eine Nebenstrecke entdeckt habe und ich immer für ein wenig Abwechslung zu haben bin, biege ich bei Tageskilometer 27, nach links zur Ortschaft mit dem schon vielsagenden Namen „Panorama“, ab. Das es hoch geht war mir klar, aber das dieses schmale Sträßchen 430 Höhenmeter auf acht Kilometer ansteigt, das hätte ich nicht gedacht.

Und der Schweiß läuft in Strömen „Et jef ke grötter Leed als watt de Minsch sich selfs an deht“

Oben hat man eine fantastische Weitsicht und den Koroniasee sieht man aus der Vogelperspektive. Nach der Tee Pause, wo ich mir trockene Sachen anziehe, rolle ich runter nach Saloniki. Dort kommt mir ein junger Franzose entgegen, mit „French Guy“ hat er sich bei mir im Tagebuch verewigt. Er hat gerade seine Weltreise begonnen und will so in etwa die Tour fahren wie ich hinter mir habe. Na dann viel Glück und schreib mir mal wo du gerade bist.

French Guy on Tour

Die Straßen von Thessaloniki

Im Hotel Rex ca. 15 Minuten zu Fuß vom Zentrum, bekomme ich ein Zimmer für 30,-€ die Nacht. Nach dem ich mich geduscht habe, gehe ich in die Altstadt und mache mich auf die Suche nach einer Landkarte von Albanien. Ich habe Glück und in einem Book Store bekomme ich was ich suche.

Das Wahrzeichen der Stadt „ Der weiße Turm“

Morgen fahre ich weiter in Richtung  Mazedonien, um von dort an den Ohrit See, einer der ältesten Seen der Welt zu gelangen. Danach komme ich nach Albanien.

Tagesdaten: 53Km / 4:00 Std Fz. / 601m Anstieg und 656mAbstieg



Donnerstag den 17.05.

Um sieben Uhr ist die Stadt noch wie ausgestorben, die Griechen schlafen morgens gerne etwas länger. Für mich ist das gut, umso besser und schneller komme ich aus der Stadt heraus.

Roter und weißer Oleander mit Ginster dazwischen bildet ein farbenfrohes Spalier durch das ich fahre. Das Pedalen auf dem Seitenstreifen ist für mich stressfrei und für die LKW Fahrer ebenso. Die ersten 70 Km sind absolutes Flachland. Kurz vor Edessa beginnt die Kletterpartie. Die Stadt ist schon von weiten zu sehen, weil sie auf einem Felsplateau erbaut ist.

Noch habe ich die Wahl

An Edessa fahre ich auf einer Umgehungsstraße vorbei, danach geht es mit teilweise 10% Steigung auf einer kurvenreichen Straße bis zum Dorf Aypag hoch, das auf ca. 500m Höhe liegt. Hier mache ich Mittag Pause an einem Straßencafé. Anschließend geht es kaum spürbar weiter hoch. Das Tal der Kirschen könnte man diese Gegend nennen. Riesige Kirschbaum Plantagen ziehen sich die Hänge hoch und die Kirschen werden zum Teil jetzt schon gepflückt, auch von mir.

Wann hast du denn zum letzten mal Kirschen direkt vom Baum gegessen?

Kurze Zeit später zweigt von der Schnellstraße die E86  zum Vegoritida See ab, diesen Weg nehme ich da er schöne Aussichten verspricht und einen Platz zum Campieren. 

Blick auf den See

Ich werde auch mal groß

Der Winzling wäre bei mir fast unter die Räder gelaufen.

Camp Leppers

Es ist 17:40 und ich finde unweit von der Straße, einen geeigneten Platz wo ich mein Lager aufbauen kann. Als Abendessen koche ich mir ein Reisgericht. Jetzt sind es 21:00 Uhr, ich sitze vor dem Zelt dass Laptop auf den Schoß und schreibe den Tages Report ins Word-Schreibprogramm. Ab und zu nehme ich einen Schluck Griechischen Wein und lausche dem abendlichen Gesang der Vögel. Das wird sicher eine ruhige Nacht in der letzten Stunde ist kein Fahrzeug vorbei gekommen.

Tagesdaten: 117 Km / 8:10 Std. in Fahrt / 925 m Anstieg und 335m Abstieg




Freitag den 18.05.

Ich habe gut geschlafen in meinem tausend Sterne Hotel. Die Nacht war ruhig und als ich um 1:00 Uhr mal auf musste war ein fantastischer Sternenhimmel über mir wie man ihn bei uns zuhause selten hat. Hier herrscht auch absolute Dunkelheit.

Sechs Uhr, ungeduscht aber glücklich

Sieben Uhr dreißig schwinge ich mich in den Sattel und nach einer kurzen Abfahrt geht es steil nach oben. Die 10 % Steigung lassen sich mit ein paar Verschnaufpausen noch relativ gut Fahren.

Letzter Blick auf den Vegoritida See und weiter geht’s.

Ein kleiner See der bei dem Ort Aminteo liegt

Nach gut einer Stunde bin ich auf 910müNN und es geht Berg ab. Aber die Freude dauert nicht allzu lange denn geht es noch mal hoch zum Dorf Kela das auf 972m liegt. Klassischer Fall von Doppelpass aber nun geht es aber wirklich ohne Umschweife runter. Von hier Oben kann ich in der Ferne die Stadt  Florina erkennen, mein Ziel für heute. Die Straße nach Florina ist gesperrt aber mit dem Fahrrad kann man es ja mal versuchen. Zwei Arbeiter die ich frage sprechen gut Deutsch und wir plaudern bestimmt eine halbe Stunde. Sie verlegen eine Fernwärme Leitung vom Kraftwerk in der Nähe nach Florina, deren Berge im Winter ein Skigebiet ist.

Am Ortseingang sehe ich dieses Schild wo man Mazedonien vergebens drauf sucht. Der schon 25 Jahre andauernde Streit um den Namen des seit 1991 unabhängigen Staates  Mazedonien, wird hoffentlich bald beigelegt werden. Griechenland will nicht den Namen Mazedonien weil die Nordprovinz Griechenlands den gleichen Namen trägt und man Gebietsansprüche befürchtet. Darum steht auf dem Wegweiser: F.Y.R.O.M. was übersetzt heißt: Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien.

Da ich noch etwas einkaufen und mein Zelt trocknen muss, verbinde ich doch beides. Ich breite das Zelt aus bei Lidl auf dem Parkplatz und gehe einkaufen. Alles wieder verstaut gehe ich auf Zimmersuche und werde nach einer Weile fündig. Lingos Hotel bietet für 35,-€ Zimmer mit Balkon incl. Frühstück und Wlan.  Nach dem die Dinge getan sind die getan werden müssen, gehe ich mir die Stadt anschauen, die auf den ersten Blick nur aus Cafés besteht.

Eine schöne Hauseingangstür

 Ich sitze gerade beim Essen da fängt es an zu regnen. Gut das mein Balkon überdacht ist sonst wäre die Wäsche wieder nass geworden.

Da Morgen noch mal eine Kurzetappe ansteht werde ich hier gemütlich Frühstücken bevor ich zur Griechisch–Mazedonischen Grenze und weiter zur Stadt Bitola pedalen werde, wo ich schon mal ein Zimmer  für 15,-€ gebucht habe.

Tagesdaten: 43 Km /3:40 Std in Fahrt / 618m Anstieg und 546m Abstieg



Samstag den 19.05.18

Nach einem reichhaltigen Frühstück rolle ich auf meinem Norwid bei bewölkten Himmel und nur 14 Grad zur Stadt hinaus. Passend zum Wetter habe ich mich heute wie folgt verkleidet: Unterhose, Socken, lange Hose, langärmeliges T-Shirt, Sandalen, und Weste. Die E-65 habe ich fast für mich alleine und so bin ich nach einer Stunde schon an der Grenze. Es war wieder mal ein schöner Besuch bei Freunden hier in Griechenland „ So Gott will komme ich wieder“

In Griechenland will ich noch nach F.Y.R.O.M und jetzt bin ich in Mazedonien. Der Zöllner schaut in meinen Pass, sagt OK und will ihn mir wieder geben. Ich bitte ihn um einen Stempel von Mazedonien. Da strahlt er über alle vier Backen schüttelt mir die Hand und sagt „ Willkommen In Mazedonien“

Das Land ist wie auch Albanien, ein Beitrittskandidat für die EU. Eine Stunde bekomme ich bei Grenzübertritt geschenkt, so bin ich wieder gleich mit der Heimatzeit. Noch mal eine Stunde des Kurbeldrehens und ich bin in Bitola die größte Stadt im Süden von Mazedonien  mit ca. 72.000 Einwohner. Ich fahr die Fußgängerzone entlang und stehe bald schon vor dem HOTEL GRECO.  

Das Fenster gehört zu meinem Zimmer                                    Beste Lage Blick aus meinem Fenster

Mein Zimmer für die nächsten zwei Tage  

Mit dem netten Wirt trinke ich zur Begrüßung einen Kaffee danach macht er mein Zimmer fertig damit ich mich erst mal häuslich einrichten kann. Schräg gegenüber ist eine Wechselstube wo ich 40 € tausche gegen 2444,- Denar, so heißt die Landeswährung von Mazedonien.

In der Fußgängerzone

Nach dem Mittagessen das gut und preiswert ist, 1Pizza, 2 Bier 0,4 und ein Ozo für umgerechnet 6,55€, halte ich Siesta. Nach einem Kaffee auf dem Zimmer, beginne ich mit der Ausarbeitung der weiteren Reiseroute, da das Internet ist hier super schnell und stabil ist.  Nach einer Stunde vor dem Laptop  muss ich mal wieder vor die Tür. Die Sonne hat sich durchgesetzt und es angenehm warm Draußen.

Hier wird noch Musik von Hand gemacht und die Stimmung ist gut 

Morgen schaue ich mir die Stadt noch etwas genauer an.

Tagesdaten: 33Km / 2:05 Std Fz / 64m Anstieg und 89m Abstieg    

 

      

Sonntag den 20.05       Tante Marianne hat Geburtstag

Ich wünsche euch allen ein schönes Pfingstfest im Kreise euer Lieben

Heute verbringe ich viel Zeit am Laptop um die Route durch Albanien zu Planen. Hier eine kurze Stecken Beschreibung: Vom Ohritsee fahre ich Richtung Süden parallel  zur Griechischen Grenze. Die Route verläuft über Maliq, Korce, Erseke bis nach Carshove. Hier knickt die Straße nach Nordwest ab und macht einen hufeisenförmigen Bogen über Permet, Kelcyre,  bis zur Stadt mit den 1000 Fenster Gjirokaster. Nach ca. 20 Km wendet sich die Straße Richtung Meer das ich bei Darande erreiche. Nun folge ich dem Küstenverlauf bis nach Vlore. Über die Orte Fier, Lushnje, Kavaje und der Hafenstadt Durres pedale ich nach Tirana. In Tirana werde ich den weiteren Verlauf festlegen.

Ein paar Impressionen einer lebendigen und quirligen Stadt.

Die vier Wahrzeichen auf einem Bild, der Uhrenturm, die Jeni Djamija Moschee, der Bruvnen und das Reiterstandbild von Philip II. von Mazedonien.

Die Taube hat hier wohl ihren Stammplatz                              Jeder hat sein Päckchen zu tragen

Hier ist es dem Architekten gut gelungen Alt und Neu zu verbinden

Was auch auffällt sind die vielen Spielcasinos und Slotclubs

Morgen Früh mache ich mich auf den Weg  zum Ohrit See und der gleichnamigen Stadt. Das Wirtepaar Maria und Mariam vom Hotel Greco, haben mir eine Straßenkarte von Mazedonien geschenkt, worauf ich sehen kann das ca. 70 Km und zwei Pässe zwischen Bitola und Ohrit liegen.




Montag den 21.05.

Die Städtischen Arbeiter fegen mit ihren großen Besen den Unrat auf der Fußgängerzone zusammen als ich losfahre. Von Anfang lässt die Straße keine Zweifel aufkommen wo es hin geht, in die Berge.

Oben im Pelister Nationalpark sind noch Schneefelder zu sehen.

Da gestern Abend ein Gewitter über den Großraum Bitola für kräftigen Regen gesorgt hat, steigt der Dunst von den Wäldern auf und kriecht die Hänge hoch. Ich krieche mit ca. 7Km/h die Straße hoch zur ersten Anhöhe (934müNN) die ich nach 14 Km erreiche. Ein kurzes Stück rolle ich nun bergab, bis es wieder heißt runterschalten bis in den dritten Gang und hoch auf 1169m pedalen. Zur Abfahrt runter zum Ort Resen (888 müNN) ziehe ich mir die Weste über. Vom Prespa See kann ich nur ein paar Fetzen sehen, da die Wolken dicht über dem See hängen. Hinter Resen, die Straße ist ganz sachte und unbemerkt auf 934m angestiegen, halte ich am Straßenrand, breite den Packsack aus und hole die Zutaten für ein gutes Frühstück aus der Packtasche. Die Stärkung ist auch nötig denn anschließend geht es zum Pass Nr.2 auf 1203m hoch, wo ich bei Tageskilometer 48 ankomme. Nun geht es in rasanter Fahrt 25 Km bergab.

Zwei Tunnel kurz hinter einander

Immer schön im Wechsel betätige ich die Vorderrad und Hinterradbremse damit die Felgen nicht zu heiß werden. Um 13:15 stehe ich mit dem Rad am Hafen von Ohrid am gleichnamigen See. Das KOSTA HOUSE ist gerade mal 5 Gehminuten entfernt und schnell gefunden. Das Zimmer habe ich gestern Abend noch gebucht. Es hat ein Bad, Kühlschrank, free Wifi und ist gnadenlos günstig (27,20 €) natürlich für zwei Nächte.

Blick vom Hafen zur Stadt

Nach dem ich mich Stadtfein gemacht habe spaziere ich zum Hafen. In der Fußgängerzone kaufe Lebensmittel ein wie Bier und gesalzene Erdnüsse. Danach gehe essen und nun schreibe ich den Bericht fertig und schicke ihn an Ingo.

Friedlich nebeneinander Kirche und Moschee

Tagesdaten: 73 Km / 5:30 Std. in Fahrt / 926m Anstieg und 854m Abstieg




Dienstag den 22.05.18

Bei super fotografier Wetter beginne ich meine Besichtigungstour in der Altstadt direkt an meiner Wohnung.

Eine malerische Altstadt mit engen verwinkelten Gassen. Da sie am Hang gebaut ist geht es entweder rauf oder runter. Hier fahren auch noch Autos meist Anlieger oder Taxen. Ich wandere hoch vorbei am Ancient Theater zur, auf alten Fundamenten neu errichteten Church of Saints Clement.

Die Orthodoxe Kirche wo die Gebeine des heiligen Clemens liegen.

Nun führt der Weg direkt zu den Mauern der Festung die hoch oben über der Stadt thront.  Der Besuch lohnt auch nur weil man von hier oben einen tollen Rundblick hat.

Die Samuil Festung

Der Blick über die Stadt und den See ist überwältigend

Der Ohrid See ist einer der ältesten Seen der Welt und der zweitgrößte der Balkanhalbinsel. Man schätzt sein Alter auf 2-5 Millionen Jahre. Der See ist 30 Km lang, 15 km breit und hat eine Maximale Tiefe von 288m. Der größte Trinkwasserbrunnen Europas dessen Wasserspiegel auf einer Höhe von 695m liegt.

Nun möchte ich mir „Das“ Fotomotiv hier in Ohrid anschauen. Der Weg dorthin führt durch ein lichtes Wäldchen und einen gepflasterten Weg steil Berg ab. Mir kommt eine Schulklasse mit 8-10 Jährigen entgegen. Sehr viele der Kinder sind stark übergewichtig und in ihren hoch roten Gesichtern kann ich keine Begeisterung ehe das Gegenteil erkennen.

Die kleine Kirche aus dem 13 Jahrhundert liegt malerisch auf einem Felsvorsprung gelegen.

Church St. John Theologian – Kaneo

Von hier gehe ich zurück zur Altstadt und zu meinem Zimmer. Fazit: der Besuch der Stadt und des Sees lohnt sich allemal auch wenn hier alles sehr touristisch zugeht. Wo es schön ist und man bequem hin kommt ist auch viel los das ist auf der ganzen Welt so.

Morgen werde ich am Ostufer des Ohrid Sees entlang radeln bis zum Kloster St. Naum, wo auch der Grenzübergang nach Albanien ist. Hier beginnt dann meine Radreise durch das Land der Skipetaren.




Mittwoch den 23.05  

Viertel vor Sieben rolle ich mit dem Norwid über die menschenleere Uferpromenade von Ohrid. Einige Petrijünger sitzen am Ufer und hoffen auf einen guten Fang. Der See ist auch der Artenreichste zu mindestens in Europa. Einige davon, gibt es auch nur hier in diesem Gewässer. Die schmale kurvenreiche Straße spart auch nicht mit Anstiegen aber immer wieder tun sich schöne Ausblicke auf und entschädigen für die Anstrengungen.

Ich komme am „Gulf of Bones“ vorbei. Nach Knochenfunden aus der Frühzeit hat man hier im Freilichtmuseum ein auf Pfählen errichtetes Dorf im See nachgebaut. Den Galicia Nationalpark streife ich so am Rande und näher mich schon der Albanische Grenze.

Die albanische Stadt Pogradec aus der Ferne

Um 9:35 bin ich am Grenzübergang Tushemisht und bin in Albanien.

Als Junge habe ich schon die Karl Mai Romane, In den Schluchten des Balkan und Im Land der Skipetaren, gelesen. Im Gegensatz zu Karl Mai der nie in Albanien war, bin ich jetzt da.

Letzter Blick auf den wunderschönen Ohrid See und erster Anstieg in Albanien. Hier kommt mir Johanna entgegen und wie es sich für Longdistanzradler gehört begrüßt man sich und tauscht Infos aus. Johanna hat ein Problem mit der Kette an ihrem Bike. Eine halbe Stunde später haben wir gemeinsam das Problem gelöst.

 

Korce die erste Stadt in Albanien in der ich übernachte, erreiche ich noch so grade Trocken. Am ATM habe ich Lek gezogen, so heißt die Landeswährung hier und schaffe es noch gerade bis ins Hotel Regency bevor es an fängt zu regnen.

Ein Dankeschön an die deutschen Steuerzahler im Hotel, das finde ich gut.

Der Hotel Manager begrüßt mich mit Handschlag und erzählt mir das mit Deutscher Hilfe die Trinkwasserversorgung und das Stromnetz saniert wurden.

Korce gefällt mir, sie wird auch als Wiege der albanischen Kultur bezeichnet. Sie ist eine moderne Stadt mit breiten Straßen, Fußgängerzone und viele Grünanlagen.

Das Theater

Die Kirche von der Fußgängerzone aus gesehen.

Morgen geht es weiter Richtung Süden.

Tagesdaten: 77 Km / 6:05 Std. in Fahrt / 895m Anstieg und 659m Abstieg




Donnerstag den 24.05

Es ist kurz vor Sieben Uhr und es erwartet mich ein Bilderbuchwetter, eine neue Straße die zum Einfahren erstmal flach daher kommt.

Das mit dem flach, hält aber nicht lange an, denn die neue Straße führt steil und mit wenig Kurven nach Oben. Da fallen schon die ersten Schweißtropfen auf den neuen Asphalt.

Ohne Rücksicht auf die Landschaft, wird die Trasse durch das wunderschöne Bergland getrieben. Hinter dem Anstieg auf 1160 Meter, komme ich wieder auf die schmale kurvenreiche alte Straße, die sich harmonisch in die Landschaft einfügt. Von hier oben habe ich auch eine fantastische Fernsicht.

Am Fuße dieser Bergkette werde ich Morgen schon entlang pedalen.

Nun geht die Fahrt runter in eine Schlucht und direkt wieder nach oben. Hier treffe ich Franz aus Kärnten der auch mit dem Rad und mit leichten Gepäck unterwegs ist. Wir quatschen fast eine halbe Stunde und tauschen Informationen aus.

Franz komme gesund nach Hause wünsche ich Ihm bevor ich weiter radele.

Die heutige Pause mache ich am Straßenrand auf einer, in der Sonne liegenden Natursteinmauer. In der Stadt Erseke kaufe ich beim Bäcker für 80,- Lek ein Brot, sonst brauche ich nichts im Moment. Hier sehe ich auch das Hinweis Schild: 27 km bis zum Camping Platz Farma Sotira, der auch bei mir in der Karte eingetragen und mein heutiges Ziel ist.

Herrliche Gebirgslandschaften die aber ein paar Schweißtopfen kosten. Meist sind die Steigungen 10% -12 % aber alle noch zu fahren. Fisches und kühles Quellwasser bekommt man hier Gratis und schmeckt besser als jedes und noch so teurere Mineralwasser.

Um 14:35 Uhr erreiche ich den Campingplatz mit Restaurant wo gerade zwei Busse Touristen gefüttert werden. Ich frage nach was die Holzhütten, die direkt am Bach stehen pro Nacht kosten. 10,- € lautet die Antwort.

Dafür brauche ich kein Zelt aufzustellen, ich bestelle mir was zu Essen und eine Pulle Bier und lege die Beine hoch. Eine geführte Radtour mit Holländischen Radsportfreunden kommt am Nachmittag hier an und ich bekomme von dessen einheimischen Guide noch wichtige Infos für meine Route bis zum Meer. Am Abend beginnt es zu regnen und das dumpfe Grollen in der Ferne kündigt ein Gewitter an.

Tagesdaten: 70 Km / 6:20 Std.im Sattel / 1205m Anstieg und 1040m Abstieg bewältigt.




Freitag den 25.05.

Ich sitze auf dem Bett, die Schiebetür zum Balkon weit geöffnet damit die kühle frische Luft ins Zimmer kann. Draußen tobt das abendliche Gewitter und es regnet.

Jetzt möchte ich nicht da oben in den Bergen sein.

Ich lasse den Tag noch mal Revue passieren. Meine Holländischen Radfreunde, die erst um neun Uhr starten, schlafen noch tief und fest als ich um sechs Uhr vierzig das Camp verlasse. Ein wolkenloser Himmel, klare Luft die von meinen Lungen förmlich aufsaugt wird. Ich könnte jauchzen vor Glück und tue es auch.

Die Morgensonne verwandelt den Tau auf den Wiesen in einen Silberschleier, das Quaken der Frösche vom nahen See liefert die Musik dazu. Eine Herde Pferde steht auf der Wiese, kein Zaun kein Gatter. Ich sag noch zu ihnen, wenn ihr wüsstet wie gut ihr es habt.

Das liebe Vieh

Drei Hirten treiben das Vieh die Straße entlang wo sie rechts und links den Radstreifen abgrasen.

Saftige Weiden

Bei all den fantastischen Ausblicken bin ich fast unbemerkt auf 1118 Meter geklettert. Jetzt folgt ein ständiges auf und ab bis zum Ort Leskovik. Nun kommt eine rauschende 14 Km lange Abfahrt auf neuer Straße bis runter ins Flusstal auf 358m. Hier hat man den alten Straßenverlauf beibehalten und nur die Fahrbahn verbreitert und erneuert. Daumen hoch, wie ich finde, die weit bessere und elegantere Lösung.

Das Flusstal

Die 37 Km bis zu meinem heutigen Etappenziel ist ein ständiges auf und ab. Die schmale alte Straße folgt zwar dem Flusslauf Strom abwärts aber verläuft oft 150 Meter höher um dann wieder am Fluss entlang zu führen. Gerade sind es 13:00 Uhr da fahre ich über die Brücke, denn der Ort Permet liegt auf der linken Flussseite.

Das Wahrzeichen der Stadt

Wie von Geisterhand geleitet fahre ich durch den Ort, an drei Hotels vorbei bis ich vor dem Hotel Ana stehe. Ein Volltreffer ein neues Hotel schöne Zimmer ( 15,- €) und nettes Personal, die für mich eine Waschmaschine  Schutzwäsche waschen.

Für Morgen steht die Zielflagge in der Stadt Gjirokaster sie trägt den Beinamen „ Stadt der Steine“ oder auch“ Stadt der tausend Fenster“

Tagesdaten: 67 Km / 4: 55 Std. in Fahrt / 677m Anstieg und 1374m Abstieg




Samstag den 26.05.

Jetzt bin ich den vierten Tag in Albanien und bin total begeistert. Die unvergleichbare und noch zum größten Teil unverbrauchte Natur ist einmalig in Europa. Hier gehen die Uhren noch langsamer man hat Zeit für einander und die zurückhaltende Art der Albaner finde ich recht angenehm. Leute schmeißt die Vorurteile über Bord und schaut euch das Land selber an.

Ich schaue das ich aufs Rad komme und pedale den Fluss entlang ohne merkliche Steigungen. Nach gut einer Stunde Fahrt in Nordwest Richtung knickt der Fluss nach Westen ab. Ich folge ihm, erst durch die enge Schlucht dann wird es allmählich breiter. Bei Tages Kilometer 34 bin ich im neuen Tal und radle nun in Südöstlicher Richtung Flussaufwärts.

Hier knickt der Fluss nach Westen ab                                       Neuer Fluss und neue Himmelsrichtung

Da hilft kein Meckern da muss man warten bis sie vorbei sind und die Straße wieder frei ist.

Auf der neuen Straße die rechts vom Fluss verläuft komme ich zügig voran und so sehe ich schon bald das Kastell von Gjirokaster, welches über der Altstadt thront. Im zweiten Gang Kurbel ich dort hin hoch und stehe bald in der Altstadt. Einen älteren Herrn frage ich nach einem günstigen Hotel. Der zeigt auf das Schild 1200,- per Nacht was direkt vor mir an der Scheibe klebt.

Das Hotel Soporti

Da kommt auch schon der Wirt aus seinem Café, welches direkt nebenan ist und öffnet mir die Doppeltür damit ich das Rad in die Halle stellen kann. Ein altes Hotel das auch schon bessere Zeiten gesehen hat, aber alles funktioniert und mein Zimmer hat sogar einen Balkon mit Blick auf die Festung. Nach dem ersten Spaziergang durch die Altstadt steht für mich fest ich bleibe Sonntag noch hier und fahre Montag erst runter ans Meer.

Markantes Haus in der Stadt

Tagesdaten: 62 Km / 4:10 Std. in Fahrt / 430m Anstieg und 344m Abstieg




Sonntag den 27.05.

Heute möchte ich die Stadt etwas näher kennen lernen. Die Stadt Gjirikaster, auch Gjirokastra geschrieben, hat ca. 19,900 Einwohner. Der wohl bekannteste Sohn der Stadt ist der kommunistische Diktator Enver Hodscha, der das Land lange regiert und gegen westliche Einflüsse abschottet hat. Seine im Alter zunehmende paranoide Angst vor Angriffen aus dem feindlichen Ausland, veranlasste ihn 750,000 Bunker im Land bauen zu lassen.

Nach dem ich gefrühstückt habe gehe ich hoch zur Festung. Die Stadt ist am Hang gebaut und die Straßen und Gassen verlaufen entweder steil nach oben oder steil runter. Ein älterer Herr, ein Tourist aus Deutschland meinte ich solle doch mit dem Taxi hochfahren, weil auch die Pflasterung so uneben ist. Ich will es doch zu Fuß probieren sage ich ihm und gehe los. Heute ist der letzte Sonntag im Monat da ist der Eintritt frei, sagt mir die Frau am Ticketschalter. OK. und Dankeschön für die 200,-Lek trinke ich am Abend ein Bier.

In der Festung stehen alte Kanonen, Haubitzen, Flugabwehrgeschütze und einen kleinen Panzer hat man hier hoch geschafft. Also viel rostiges Eisen was mich recht wenig interessiert. Dafür ist der Rundum blick von hier oben grandios.

Blick runter auf die Altstadt, rechts unten im Bild wo der Stuhl auf dem Balkon steht, ist mein Zimmer.

Das Zekate Haus liegt noch höher als die Burg am gegenüber liegenden Hang und ist mein nächstes Ziel.

Der Uhrenturm auf der Festung                                            Das Zekatehaus

Nach dem Abstieg von der Festung ist der Weg zum sehenswerten Zekate Haus gut beschildert sonst würde man sich sicher verlaufen. Leicht verschwitzt komme ich oben an und verprasse dort schon das eingesparte Eintrittsgeld von der Burg und trinke mir auf der Terasse ein kühles Bier. 

Das Haus kann gegen einen kleinen Obolus von 200,- Lek besichtigt werden. Das Zekate-Haus (albanisch Shtëpia e Zekatëve) ist ein historisches osmanisches Gebäude in Gjoirokastra. Das Zekate-Haus, das prominent über der Stadt thront, wurde in den Jahren 1811/12 erbaut. Das Wohnhaus einer wohlhabenden Familie ist ein typisches Beispiel für die osmanische Kultur, die hier mit lokalen Elementen vermischt ist.

Turmartige Gebäude dieser Art werden als Kulla bezeichnet. Ihr wehrhafter Charakter dient aber mehr der Zierde. Das Haus ist im unteren Bereich aus Stein gebaut, worauf eine Holzkonstruktion errichtet wurde. Der untere Bereich ist in zwei Türme gegliedert – diese zwei Flügel sind in der Hauptfassade durch Bögen miteinander verbunden. Das Haus besteht aus vier Stockwerken. Unten befinden sich die ehemaligen Lagerräume und eine Zisterne, darüber ein erster Empfangsraum, weitere Lagerräume und die Küche. Im zweiten Obergeschoss befinden sich zwei Wohnräume, die vom Empfangsraum dieser Etage abgehen und über Bad und Toilette verfügen. 

Der große Empfangsraum

Im oberen Stockwerk befinden sich der große Empfangsraum und zwei kleinere Zimmer, die im Gegensatz zu den beheizbaren Räumen im unteren Stockwerk vor allem im Sommer genutzt wurden. Der zentrale Raum, in dem die Treppe endet, verfügt über einen Balkon. Der große Empfangsraum wurde vor allem für wichtige Feste genutzt.  

Vom Balkon des alten Gemäuers kann ich sehen wo ich Morgen in der Früh hin fahre.




Montag den 28.05.

Nach dem ich mich von Chemmi verabschiedet habe rolle ich den Berg hinunter bis zur Hauptstraße der SH4

Chemmi mein Wirt in Gjirokaster

Viel Verkehr ist um Sieben in der Früh noch nicht. Daumen hoch für die Albanischen Autofahrer sie fahren sehr rücksichtsvoll dem Fahrradfahren gegenüber. Auch stehen bei ihnen die Deutschen Automarken hoch im Kurs. Von dreizehn Fahrzeug die an mir vorbei Fahren ist eines ein Fremdfabrikat. Von den zwölf deutschen Autos sind wiederum acht Mercedes–Benz Cars. Dann folgt mit einigem Abstand Volkswagen. Auch setzen die Skipetaren auf Qualität, man liest hier viele uns auch bekannte Marken wie zum Beispiel Siemens, Bosch, Stihl, Knauf und Deutschen-Farben.

Nach 20Km kommt der Abzweig nach Saranda. Die nächsten sechs Kilometer gehen nun stramm nach oben so dass ich auf dem Muzian Pass 555müNN mein T-Shirt auswringen kann. Nun folgt eine rasante 23 Km Abfahrt in das fruchtbare Drios Tal.

Ein schöner Ausblick auf das Tal

Nach meiner Tee-Pause muss ich nur noch den Hügel erklimmen der die Sicht auf das Meer versperrt.

Am Ionischen Meer

An einer Tankstelle frage ich nach dem Hotel Qurku das ich gestern noch gebucht hatte. Der Tankwart weiß es auch nicht, ist aber so nett und ruft im Hotel an. Anschließend macht er mir eine Wegeskizze an Hand derer ich nun bald vor dem kleinen Hotel stehe wo man mich schon erwartet. Nach dem ich geduscht habe und die Wäsche auf der Leine hängt, gehe ich runter zum Strand.

Saranda liegt in einer geschützten Bucht und ist ein beliebter Badeort an der Albanischen Riviera unweit der griechischen Insel Korfu. Im Moment kann man die Badegäste noch an einer Hand abzählen.

Im Restaurant am Strand genieße ich die Ruhe bei einem Griechischen Salat und einem kühlen Blonden. Ein wenig Erholung kann nicht schaden denn Morgen steht eine Kletterpartie mit vielen Auf und Ab an, so wie ich auf der Karte entnehmen kann.

Tagesdaten: 56Km / 4:10 Std. im Sattel / 598m Anstieg und 832m Abstieg




Dienstag den 29.05.18

Heute Morgen muss ich erst mal zurück über den Hügel den ich Gesten gekommen bin. Von 0 auf 115 Meter in 23 Minuten  und ich bin wieder auf dem Hügel. Viele Höhenmeter werden noch hinzukommen was man dann bei Tagesdaten nachlesen kann.

Ein Stück weiter und ich habe es schriftlich meine Ziele der nächsten Tage.

Nun geht es hoch in die Berge, hoch und noch mal hoch. Der Körper muss nun genügend Kühlflüssigkeit produzieren damit die Maschine Mensch nicht überhitzt.

Corinna und Jörg kommen mir bei Tageskilometer 23 entgegen. Für das sympathische Paar endet ihre Radreise auf Korfu noch zwei Tage Badeurlaub, dann geht es wieder nach Hause an die Arbeit. Was war noch mal Arbeit?? Da muss ich doch noch bei Google nachschauen. Nach 31Km intensiven Kletterns, ist eine Pause von Nöten.  Tee, frisches Brot, Margarine, Feta, Käse, Blockwurst und gekochte Eier hole ich aus der Speisekammer. Honig, Feigenmarmelade und Erdnussbutter sind auch noch da. Der Appetit ist da und es schmeckt alles viel intensiver. Mit zwei Radlern aus Österreich halte ich noch ein Schwätzchen dann geht es weiter.

Traumhaft schöne Buchten liegen mir zu Füßen

Gestern traf ich einen Radler aus Neuseeland der es auf den Punkt gebracht hat:“ Ich bin verliebt in diese Art zu reisen“ sagte er zu mir als wir uns übers Reisen mit dem Fahrrad unterhielten.

Schöne Strände sind zu sehen

Noch ein letzter Anstieg dann geht es runter in den Badeort Himare. Im Supermarkt kaufe ich noch ein paar Sachen ein bevor ich mich nach einer Bleibe für die Nacht umschaue. Da sehe ich das Schild Hostel Himare, Zimmer und Camping.  Für 650,- Lek baue ich mein Zelt auf, denn das Wetter ist super schön.

Morgen verläuft die Route über den 1000m hohen Lagara Pass, mal schauen wie er sich Fahren lässt.

Tagesdaten: 55 Km / 5:15 Std. im Sattel / 1036 m Anstieg und 1027m Abstieg




Mittwoch den 30.05.

Im Himare Hostel schlafen sie alle noch als ich um kurz vor Fünf aus dem Zelt krieche. Es ist schon so hell das man ohne Lampe auskommt. Erst mal einen heißen Kaffee schlürfen, mein Müsli gelöffel, danach wird gepackt.

Ein sehr schönes Hostel, mit viel Liebe zum Detail sind die Räume und der Außenbereich gestaltet. Frühstück ist im Preis enthalten, aber ich bin mal wieder der frühe Vogel denn um sieben Uhr fällt die Tür vom Hostel hinter mir ins Schloss.  Die Straße gibt mir nicht mal ein paar Minuten zum Einfahren, es geht direkt tierisch zur Sache. Zuerst 10% dann 12% und bei 14% muss ich alle 200 -300 Meter anhalten und verschnaufen. So klettere ich bis auf 450 Meter hoch, um wieder Berg ab zu rollen, einen Canyon überqueren, wieder steigen und abermals runter bis auf 176 m üNN rollen.

Die helle Zick Zack Linie am Berghang ist die Passstraße

Ein Postkarten Motiv

Im kleinen Dorf Gjileke fülle ich an einer Quelle meine Trinkflaschen auf. Hier treffe ich auf einen interessanten Gesprächspartner, einem auch schon weitgereisten Dänen für den Deutsch seine zweite Muttersprache ist. Leider fährt sein Bus schon bald wieder los. Ich hätte mich gerne noch was mit ihm unterhalten.

Der Tacho zeigt schon 549m Anstieg an und für mich beginnt jetzt der Anstieg zum Passo Lagara. Die Passstraße ist mit ca. 8 -10% Steigung noch gut zu bewältigen. Es ist halt eher eine Kopfsache die langen Geraden zwischen den Kehren hoch zu kurbeln.

Bei Kehre No. 6 und 1900 Meter über dem Ionischen Meer kann ich bei einem Start eines Paragliding Tandem Flug zuschauen. Nun geht es rasch bis ich auf der Passhöhe bei 1026m ankomme. Kein Schild ist zu sehen wo ich ein neues Passbild hätte machen können. Da mein Rad Dress durchgeschwitzt ist ziehe ich mich um bevor die rasante und kurvenreiche Abfahrt beginnt.

Ein Stück verläuft die Straße durch den Lagara Nationalpark, Heimat der Schwarzkiefer, des Fischotters und des Steinadlers. Bei mir reift eher der Plan nach dieser Königsetappe einen Ruhe Tag am Strand einzulegen. Nach einer steilen und kurvenreichen Abfahrt, bei der ich zwei Stopps ein lege um die Felgen mit Wasser zu kühlen, komme ich ans Meer. In dem kleinen Ort„ RADHIME “ der mir nicht nur vom Namen gut gefällt, kann ich mit dem Patrone des Hotel Denta, mit Privatstrand und Restaurant, einen guten Preis für zwei Nächte aushandeln. So werden aus den Anfangs 35,-€ mit Frühstück nun 5000,-Lek  (20,-€) ohne Frühstück.

Hier bin ich heute und Morgen zu finden

Tagesdaten: 60 Km / 6:15Std. im Sattel / 1543m Anstieg und 1520m Abstieg




Donnerstag den 31.05.

Ruhetag Tag in Radhime, der den Namen auch verdient hat. Nach dem Frühstück und großer Wäsche gehe ich zum Strand. Hier braucht man auch nicht frühmorgens schon ein Handtuch auf einer Liege zu platzieren damit man einen Platz bekommt am Strand.

Noch sind die Strände hier menschenleer

Einer war doch da und hat es sich in der ersten Reihe gemütlich gemacht.

Die Wassertemperatur ist genau richtig zum Schwimmen, wärmer braucht es für mich nicht sein.

Morgen pedale ich weiter nach Norden und werde in 2 Tagen wohl Tirana die Hauptstadt erreichen.